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Echtes Mädesüß

 

Rüsterstaude, Bacholde, Wiesenkönigin, Federbusch, Spierstrauch, Spierstaude, Große Spiere, Spiraea ulmaria, Geißripp, Waldbart, Beinkraut, (Wiesen-)Geissbart, Wilder Flieder, Johanniswedel, Krampfkraut, Ziegenbart, Bocksbartkraut, Mehlkraut, Metkraut, Wurmkraut, Ulmaria palustris, Stopparsch (wegen der Verwendung bei Durchfallerkrankungen)

Echtes Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Pflanze ist in fast ganz Europa heimisch, mit Ausnahme des südlichen Mittelmeergebietes. Außerdem wächst sie in Nord- und Mittelasien. Sie bevorzugt nährstoffreiche Feucht- und Nasswiesen sowie Gräben und Bachufer. Oft findet man sie in Erlen-Eschenwäldern. Für die deutsche Bezeichnung „Mädesüß“ gibt es mehrere Erklärungsansätze. Mädesüß wurde früher zum Süßen und Aromatisieren von Wein und insbesondere Met verwendet. Der Name bedeutet daher „Metsüße“.

Allerdings steht er auch für eine „Mahdsüße“, denn nach dem Absensen verströmen die verwelkenden Blätter und Stängel einen süßen Geruch. Mede ist zugleich ein altertümlicher Begriff für Grasland, auf dem Mädesüß auch tatsächlich wächst, wenn der Boden ausreichend feucht ist. Der unterschiedliche Ursprung des Namens kommt auch im englischen Name meadow sweet sowie der norwegische Bezeichnung "mjødurt" (Metkraut) zum Ausdruck. Auf keinen Fall ist der Name aber von einem „Süßen Mädel“ herzuleiten.

 

Woran erkennt man das Echte Mädesüß

Das Echte Mädesüß ist eine ausdauernde krautige Pflanze und mit Wuchshöhen zwischen 50 und 150, bisweilen 200 Zentimeter. Die Stängel sind rötlich überlaufen und erst im oberen Teil beginnen sie sich zu verzweigen. Die Laubblätter sind dunkelgrün gefiedert und stark geadert. Sie sind an der Unterseite weiß beflaumt. Die Fiederblättchen der Laubblätter erinnern an die Blätter der Ulmen, was sich in der wissenschaftlichen Bezeichnung „ulmaria“ niederschlägt. Beim Zerreiben geben sie einen Geruch nach Salicylaldehyd (wie Rheumasalbe) von sich. Wie die Rinde der Weiden enthält auch das Echte Mädesüß Salicylsäure. Das Medikament „Aspirin“ erhielt seinen Namen von Spiraea ulmaria, einem älteren Namen der Pflanze. Die Blütezeit reicht in Deutschland von Juni bis Juli, im restlichen Mitteleuropa sogar bis August. Auffällig sind die trichterrispigen Blütenstände des Echten Mädesüß, die viele Einzelblüten enthalten und schubweise aufblühen. Aus jeder Blüte entwickeln sich meist sechs bis acht leicht schraubig miteinander verdrillte, zusammenstehende Nüsschen, die zusammen wie eine einzelne Frucht wirken (s. Bild 2).

 

Wie wirkt das Echte Mädesüß

Mädesüßblüten sind schweiß- und harntreibend und unterstützen bei beginnenden Erkältungskrankheiten. Sie werden aber auch bei rheumatischen Erkrankungen sowie bei Gicht zur Erhöhung der Harnmenge eingesetzt. Bekannt ist die Verwendung gegen die übermäßige Produktion von Magensäure und dem damit verbundenen Sodbrennen. Bei Erkältungen oder grippalen Infekten wendet man das Echte Mädesüß auch für Schwitzkuren an. In Erkältungstees ist Mädesüß oft zusammen mit entzündungshemmenden (Weide, Kamille), schweißtreibenden (Lindenblüten) und auswurffördernden (Süßholz, Holunder, Königskerze) sowie bekannten anderen Drogen (Pfefferminze,, Löwenzahn, Pfingstrose) enthalten. In der Homöopathie  werden die frischen unterirdischen Teile der blühenden Pflanze als Filipendula ulmaria bei Rheumatismus und Schleimhautentzündungen angewandt.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für das Echte Mädesüß

  • blutreinigend
  • entgiftend
  • entzündungshemmend
  • harntreibend
  • schmerzstillend
  • schweißtreibend
  • schwach antimikrobiell
  • Nieren- und Blasenprobleme
  • Magen- und Darmprobleme
  • Erkältungen, Grippe und Fieber
  • Gicht und Rheuma
  • Migräne, Kopfschmerzen, allgemeine Schmerzen
  • Wassersucht und Ödeme

 

Welche Wirkstoffe sind im Echten Mädesüß enthalten?

Ätherisches Öl, Salizylsäureverbindungen (insbesondere Methylsalicylat [s. Formel]), Gaultherin (ein Salicylsäureglycosid),  Heliotropin (auch Piperonal genannt, ein Duftstoff mit Vanille- und Mandelaroma), Vanillin, Zitronensäure, Kieselsäure, Gerbsäuren und Gerbstoffe (v. a. Tannine, bis 20%), Terpene, Wachse, Fette, Farbstoff Spiraein, Flavonoide, Phenolglycoside. Eines der Glykoside ist schwach giftig und kann bei der Einnahme größerer Mengen (was im Normalfall kaum möglich sein wird) Kopfschmerzen hervorrufen.

 

Achtung! Mädesüß enthält Acetylsalicylsäure. Bei bekannter Allergie gegen Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder andere Salicylate sollte diese Pflanze nicht verwendet werden!

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet werden vorwiegend die getrockneten Blüten (Spiraeae flos [syn. Flores Reginae prati, Ulmariae flos, Flores spiraeae] Mädesüßblüten). Ebenfalls Anwendung findet das Mädesüßkraut (Spiraeae herba [syn. Herba Spiraeae ulmariae]). Es handelt sich um die ganzen oder geschnittenen, getrockneten blühenden Stängelspitze. Außerdem wird die Wurzel (Radix spiraeae) wegen des Salicylatgehalts benutzt.

 

Verschiedenes

Mädesüß war eine vielleicht auch von keltischen Druiden eingesetzte Pflanzenart. Sie wurde dort u. a. als Färbemittel für Stoffe benutzt. Später wurde sie dann vor allem wegen ihres Duftes geschätzt. Imker rieben ihre neuen Bienenstöcke mit dem nach Honig duftenden Kraut aus, damit diese von Bienen angenommen werden. Auch heute noch wird Mädesüß oft dem Met zugesetzt, um ihm einen angenehmeren Geschmack zu verleihen. Im frühneuzeitlichen England hat man die Blüten in Wein gekocht, um ihn als Stimmungsaufheller zu trinken. Mädesüß kam in dieser neben anderen Kräutern wie Dost (=Oregano) oder Gundermann auch ins Bier dieser elisabethanischen Zeit. Hopfen war als Bierzutat dort damals nicht in Gebrauch.

 

Teezubereitung

Ein Tee wird aus den Blüten (2,5-3,5 g) oder dem Kraut (4-5 g) als Aufguss zubereitet. Für einen Tee aus der Wurzel setzt man diese mit kaltem Wasser an und lässt mindestens sechs Stunden stehen. Danach wird kurz aufgekocht, zwei Minuten ziehen gelassen anschließend durch ein Sieb oder einen Filter gegeben. Je nachdem, welchen dieser Tees man benutzt, trinkt man zwei bis drei Tassen am Tag in kleinen Schlucken (möglichst heiß) und ungesüßt.

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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