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Gestalttherapie

Gestalttherapie

Für die Gestalttherapie gibt es einige grundlegende Regeln, die dem Patienten helfen, erneut Kontakt mit sich selbst aufzunehmen. Es handelt sich z.B. um das Hier- und Jetzt-Prinzip, d.h., dass nur das wichtig ist, was der Patient in der Gegenwart, also jetzt und hier erlebt, fühlt und wahrnimmt. Der Patient soll mit seinen gegenwärtigen Gefühlen und seinem gegenwärtigen Erleben wieder in Berührung kommen. Die Vergangenheit darf nur soweit interessieren, wie sie - als unerledigtes Geschäft - in die Gegenwart hineinreicht. Es kommt z.B. vor, dass der Patient plötzlich wahrnimmt, dass er einen Kloß im Hals hat, und plötzlich fällt ihm dabei ein, dass er dieses Gefühl als Kind auch immer hatte, wenn er von seinem Vater bestraft wurde. Die Aufgabe des Therapeuten besteht nun darin, den Patienten anzuleiten, diese Situation gedanklich noch einmal durchzuspielen und neu zu erleben. Dabei erlebt er den Zorn wieder, den er damals unterdrücken musste und der seine Kehle verspannte. Die Aufgabe der Gestalttherapie ist nicht zu erklären, sondern zu verstehen. Jedes nach dem "Warum" fragen, führt zum darüber Reden und nicht zum Erleben. Dem Patienten hilft dagegen das "Wie", sich selbst und seine Gefühle wahrzunehmen und zu erleben. Es kommt vor, dass der Patient nun spontan aber distanziert darüber spricht, dass er Angst hat und warum das so ist. Nun ist es wichtig, dass der Therapeut genau beobachtet. Vielleicht sieht er eine verkrampfte Haltung, erkennt eine Falte zwischen den Augenbrauen und bemerkt eine flachere Atmung. Nun ist es an der Zeit eindringlich zu fragen: "Wie fühlst Du Dich gerade?" Wichtig ist es auf die Antwort genau zu achten. Sagt der Patient z.B.: "Es ist beängstigend," oder "das tut man nicht," sind das allgemeine Aussagen (er personifiziert sich nicht), die in keinem Zusammenhang mit seinen verborgenen Gefühlen stehen. Sagt er aber: "Ich habe Angst" oder " ich kann es nicht leiden, was Du tust", so ist er allein durch diese andere Art des Ausdrucks in Kontakt mit seinen Gefühlen der Angst und der Abneigung. Vor allem jedoch übernimmt er die Verantwortung dafür (er personifiziert sich!). Wichtig ist das "Ich" (!) denn "Es" und "man" ist etwas das außerhalb der Person steht, für das sie nichts kann, mit dem sie nichts zu tun hat, also auch keine persönliche Verantwortung dafür übernehmen kann und will. Die Gestalttherapeuten müssen ihre Patienten immer wieder auf diese Sprach- und Ausdrucksunterschiede hinweisen. Das sind Grundregeln, oder wie Dr. Fritz Perls (einer der Begründer der Gestalttherapie) sagt: "Das sind die Beine auf denen die Gestalttherapie steht." Daneben gibt es weitere wirkungsvolle und oft sehr phantasievolle Möglichkeiten, dem Patienten zu helfen, wieder in Kontakt mit sich selbst und seinen abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen zu treten.

Der Dialog

Sollte ein Patient über seine Gefühle für seine Mutter sprechen, sollte der Therapeut vorschlagen: "Sag es ihr selbst! Stell Dir vor, sie sitzt hier auf diesem Stuhl, und nun sag ihr, was Du fühlst."
Ein Dialog mit einem leeren Stuhl (empty chair)? Zunächst erscheint die Situation unwirklich, künstlich und aufgesetzt zu sein, wer sie aber einmal selbst oder in einer Gruppe miterlebt hat, weiß, wie sehr es durch den leeren Stuhl zu Kontakten mit den eigenen Gefühlen kommt, wie plötzlich all das Nicht-Gesagte und Unterdrückte hochkommt und das nun die Chance besteht, dass ein "unerledigtes Geschäft" erledigt und aufgearbeitet werden kann. Besonders interessant ist, dass auch die Möglichkeit besteht, einen Dialog mit zwischen zwei entgegengesetzten Strebungen im Patienten, zum Beispiel zwischen dem netten angepassten Teil in uns und dem aggressiven, bösartigen zu führen. Beide Hälften gehören nun einmal zu unserem Wesen.

Traumarbeit

Der Traum - so Dr. Perls - ist der unmittelbarste Ausdruck der Existenz des menschlichen Wesens. Es gilt, uns die verschiedenen auseinandergebrochenen Teile unserer Persönlichkeit und auch das darin verborgene Potential, durch die projizierten Traumerlebnisse wieder zu eigen zu machen. Der Patient, der einen Traum erzählt hat, wird von dem Gestalttherapeuten aufgefordert werden, das zu sein, was er in seinem Traum war, etwa: "Sei das Kind aus deinem Traum. Was sagt es?" (auch hier kann nach Dr. Polster - Ferdinand von Arlt Akademie - der "empty chair" mit Erfolg eingesetzt werden, er erleichtert die Traumarbeit). In der Gestalttherapie ist die Traumarbeit eines der faszinierendsten Beispiele dafür, wie sich aus verschiedenen Einzelstücken eine harmonische Gestalt ergibt und auch, wie ein Mensch die Bruchstücke seiner selbst plötzlich als zu sich gehörig erkennt und wie bei ihm das Gefühl wächst, ganz und vollständig zu sein.