Qi Gong
Das Qi Gong gehört zum uralten Bestand der chinesischen Kultur zur Pflege der Lebensfunktionen. Die Übungen kombinieren meist langsame, sanfte Bewegungen mit der Atmung, unter Einbeziehung von innerer Achtsamkeit.
Regelmäßige Qi Gong-Praxis stärkt das Abwehrsystem, reguliert die physiologischen Funktionen des Körpers, korrigiert die Haltung, schult die Bewegungskoordination und fördert die Konzentration.
Das heutige Qi Gong ist ein Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Qi Gong bedeutet wörtlich "Bewegen der Energie" oder "Pflege der Energie" und bezeichnet Übungen, die der Kultivierung, Pflege, Stärkung und Lenkung der körpereigenen Energie dienen. Sie haben ihre Wurzel zumeist in der altchinesischen Anschauung des Daoismus. Früher nannte man die Übungen yangxing (das Lebensprinzip nähren) und unterteilte sie in die Bereiche yangsheng (den Körper nähren) und yangshen (den Geist nähren).
Grundlage aller Qi Gong-Übungen sind seit alters her die Atmung, von der man wusste, dass sie eine enge Verbindung zu den geistigen Aktivitäten hat, verbunden mit vitalpunktstimulierenden Körperbewegungen und einer, den Jahreszeiten und der persönlichen Konstitution angepassten, Diät.
Auch haben die Qi Gong-Übungen eine enge Beziehung zur chinesischen Medizin, denn zu Beginn der Zeitrechnung begannen die chinesischen Ärzte, die daoistischen Ideen aus den klassischen Schriften des Altertums zum ersten Mal in die therapeutische Praxis mit einzubeziehen.
Sie entwickelten dazu eine Reihe von gymnastischen Übungen, welche die Atmung begleiteten und die Gesundheit über die Regulierung des Energieflusses fördern sollten.
Daraus entstanden später meditative Übungen zur Regulierung der Körperfunktionen und des Geistes, therapeutische Bewegungsübungen, Sexualpraktiken, Selbstmassage und anderes.
Die Konzepte und philosophischen Grundlagen des Qi Gong, wie die Theorie von yin und yang, das Modell der Fünf Wandlungsphasen und des Qi, entstanden im Altertum und wurden im Buch der Wandlungen aufgezeichnet.
Gleichzeitig entstand die Theorie der drei Urkräfte Himmel, Erde und Mensch.
Die Beziehungen dieser drei Potenzen mit dem eigenen Leib zu erforschen, ist nach wie vor eine der Hauptaspekte des Qi Gong.
Durch das Auftreten des Arztes Hua Tuo im 2. Jahrhundert wurden in das Konzept einige Tierübungen aufgenommen, die von einer Vielzahl von ursprünglich schamanischen Praktiken ausgingen und jetzt therapeutischen Zwecken dienten.
In der Qing-Dynastie erreichte das Qi Gong einen Höhepunkt der Entwicklung und durchdrang nahezu die gesamte chinesische Kultur.
In der Zeit der Republik galt sie veraltet und nahezu vergessen.
Erste Versuche, das Kulturerbe zu erneuern, begann in den 30-er Jahren, aber erst Anfang der 50-er Jahre steht es gleichberechtigt neben der, in China praktizierten, westlichen Medizin.
Millionen von Chinesen üben heute das Qi Gong in den Morgenstunden.
Das, früher nur geheim von Meister an Schüler vermittelte, Wissen wird heutzutage fast überall öffentlich weitergegeben.
Das Qi Gong hat sich seitdem sehr stark verbreitet und wird nicht nur in ganz China, sondern auch in den meisten Ländern der Welt geübt.
Unterteilungen
Neigong (innere Übungen)
Sie betonen vor allem die innere Bewegung der Energie, deren Sammlung und Transformation.
Die körperlichen Bewegungen werden deshalb ganz ohne Kraft ausgeführt, sind meist sanft und fliessend.
Die Energie wird zuerst im Inneren entwickelt und dann in den ganzen Körper über die Leitbahnen verteilt.
Waigong (äußere Übungen)
Sie betonen die körperliche Arbeit, bilden vor allem die Muskeln aus und wirken allgemein kräftigend.
Sie entwickeln die Energie durch die Bewegung und leiten es erst danach in die Tiefe des Körpers.
Jinggong (Ruheübungen)
Diese Bezeichnung verwendet man für alle körperlich passiven Übungen.
Sie werden im Liegen, Sitzen oder Stehen ausgeführt und bezwecken eine vollkommene Entspannung des Körpers, eine Regulierung des Atems und ein Nach-Innen-Wenden des Geistes.
Donggong (bewegte Übungen)
Dies ist die Bezeichnung für die körperlich aktiven Übungen.
Sie bestehen aus Bewegungsabfolgen, die eine Koordination von Bewusstsein und Atem mit den Bewegungen des Körpers bezwecken, um eine Kontrolle der Energie zu erreichen.
Alle alten Qi Gong-Übungen beruhen auf den Erkenntnissen der Traditionellen Chinesischen Medizin und dürfen nicht mit den Ideen des westlichen Sports verwechselt werden.
Sie sind auf die Pflege der Gesundheit, Atemschulung und Verzögerung von normalen Alterserscheinungen ausgerichtet.
In allen, aus der Tradition erwachsenen, Stilen wird neben der körperlichen Übung eine spirituelle Entwicklung angestrebt, die den Menschen in psychologischer und moralischer Hinsicht schult.
Qi Gong ist eingebettet in eine Lebensphilosophie und Lebensweise.
Dennoch kann es natürlich auch von jedermann auch ohne Wissen um diesen Hintergrund ausgeübt werden, zur Gesundung, Regeneration in der Naturheilpraxis oder zur Vitalisierung bzw. inneren Ruhe im Wellnessbereich.oder zur persönlichen Weiterentwicklung.
Auch wenn die chinesische Philosophie dahinter nicht bekannt ist, haben diese Übungen ihre tiefgreifende Wirkung in Richtung Ausgleich von Yin und Yang, Harmonie, Gelassenheit und einer völlig neuen Wahrnehmung des Lebens, was dieses auch auf gesündere Weise erfahren und erleben lässt.