Heilpraktiker Jan Dunkel über die positiven Wirkungen desFastens auf Körper, Seele und Geist
„Zuerst wird nur der Mangel gefühlt, dann verschwindet das Verlangen nach Nahrung ... Zugleich geht beim Fasten etwas Innerliches vor sich. Der Körper wird gleichsam aufgelockert, der Geist wird freier. Alles löst sich, wird leichter, Last und Hemmung der Schwere werden weniger empfunden. Die Grenzen der Wirklichkeit kommen in Bewegung; der Raum des Möglichen wird weiter ... Der Geist wird fühliger. Das Gewissen wird hellsichtiger, feiner und mächtiger. Das Gefühl für geistige Entscheidungen wächst.“ Romano Guardini, Philosoph (1943)
Fasten, eine der ältesten ganzheitlichen Heilmethoden, ist weit mehr als ein paar überflüssige Pfunde oder seinen Winterspeck loswerden, es ist eine Erneuerung von Körper, Seele und Geist.
Bekannte Ärzte und Heiler des Altertums und der Neuzeit wie Paracelsus, Hildegard von Bingen oder Otto Buchinger setzten Fasten ein, um zahlreiche chronische Krankheiten und Stoffwechselprobleme zu lindern und positiv zu beeinflussen. Wer sich körperlich und geistig auf die Erfahrung einlässt, für ein paar Tage aufs Essen zu verzichten, verliert nichts, er gewinnt dazu, „denn Fasten heißt zwar lernen zu verzichten, aber nicht mit böser Miene, sondern zu entdecken, dass man vieles überhaupt nicht braucht“, sagt Fastenexperte und Buchautor Dr. Helmut Lützner. So fällt einem plötzlich auf, wie viel sich normalerweise ums Thema Essen dreht. Ohne den gewohnten Trott mit Einkaufen gehen, kochen und gewohnte Essensrituale entsteht Zeit. Gleichzeitig fühlt man sich stolz, eine Weile auf das Essen verzichten zu können. Zu wissen, "Ich kann es", gibt Kraft. Fernseher und Radio bleiben am Besten aus, sie lenken nur ab. Alkohol, Zigaretten, Kaffee und Schwarztee als Genussmittel weglassen.
Für viele ist es schwer, das auszuhalten. Wer sich sonst im Alltag mit Essen belohnt, muss lernen, sich mit anderen Dingen etwas Gutes zu tun, z. B. an die frische Luft gehen, in die Badewanne abtauchen, ein gutes Buch lesen. Deshalb gibt es so viele Fastenangebote, die über die erste Zeit mit einem Rahmenprogramm hinweghelfen. Ideal sind Naturerlebnisse, kombiniert mit körperlicher Aktivität, bspw. Fasten mit Yoga und Nordic Walking. Dabei geht es gar nicht darum, große Strecken zurückzulegen. Wichtiger ist es, mit den – durchs Fasten geschärften – Sinnen Eindrücke intensiv zu spüren: Sonne oder Regen auf der Haut, Vogelgezwitscher, den Atemrhythmus, eine leckere Tasse Tee. Man lernt, sich an kleinen Dingen zu erfreuen und diese zu genießen. Wenn Sie einmal richtig und bewusst gefastet haben, erfahren Sie, dass die innere Intelligenz des Körpers spätestens nach 2-3 Tagen auf ein völlig anderes Programm umschaltet. Er hungert keineswegs, sondern greift auf seine eigenen Fettdepots zurück. Gleichzeitig nutzt er die Schonzeit für ein Großreinemachen, für Entgiftung und Entschlackung des gesamten Organismus. Der durch den oft hektischen Alltag strapazierte Körper kommt zur Ruhe und kann seine Selbstheilungskräfte aktivieren.
Bei der momentanen Entwicklung unseres Gesundheitssystems ist Fasten eine einfache Möglichkeit, selbst Verantwortung für die körperliche Gesundheit zu übernehmen. Fasten hilft dem Körper, sich von Giftstoffen zu
befreien, die Zellen können sich leicht regenerieren, der Stoffwechsel wird angeregt. Fasten wirkt verjüngend und ist eine gute Gelegenheit, sich und den eigenen Körper besser kennen zu lernen und alte, oft falsche Essgewohnheiten zu überdenken.
„Der Gewinn des Fastens sei der Gewinn an Leben, Lebendigkeit, geistiger und seelischer Klarheit“, so Dr. Lützner. Sogar Klöster öffnen ihre Pforten und laden zum Fasten an diese besonderen meditativen Orte ein. Gläubige aller Weltreligionen haben immer schon gefastet, denn die Stille und Leere zuzulassen bedeute auch, die innere Stimme wieder wahrzunehmen, die in unserer schnelllebigen Zeit oft überhört wird. Nicht nur der Körper entschlackt, auch die Seele. Dies kann die ganze Palette menschlicher Gefühle ebenso berühren, wie anstehende Entscheidungen und lange verborgene Wünsche für ein erfüllteres und glücklicheres Leben. Vertrauen in den Prozess, gute Begleitung und ein geschützter Rahmen sind hilfreiche Komponenten, um diese neue „Wahrnehmungsfähigkeit“ anzunehmen und ihren Wert schätzen zu lernen. Sie erfahren viel über sich selbst, können alten Ballast loslassen und sich für eine neue, frische Begegnung mit dem Leben öffnen.
Tipps zum Fasten:
Text: Jan Dunkel
Heilpraktiker mit Schwerpunkten Homöopathie, Massage und Körpertherapie; Ausbilder an der Paracelsus Schule Magdeburg für Heilpraktiker und Ernährungsberater.