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Das Erfolgsmodell Securvita

Wissenschaftsjournalist Volkmar Schwabe untersucht für Paracelsus das Erfolgsmodell Securvita

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Wie ein Newcomer die bisher geschlossene Phalanx der deutschen gesetzlichen Krankenkassen aufmischt und damit den Weg aufzeigt, wie künftig in einer neuen, vernetzten, gemeindenahen und nur noch den Interessen der Nutzer verpflichteten Gesundheits- und Sozialpolitik alle an einem Strang ziehen könn(t)en:

Immer öfter wird das deutsche Gesundheitssystem als schwer krank diagnostiziert. Hinter vorgehaltener Hand als unheilbar. Jahr für Jahr gaben die „Gesundheitsreformen“ dem jeweils nächsten Reförmchen die Hand. Gebracht haben sie alle nichts, schaut man sich die nüchterne Bilanz des einmal als bestes Gesundheitssystem der Welt apostrophierten deutschen Medizin-Imperiums an. I

st es eine in immer mehr traurige Fakten – sprich Machtmonopole – eingemittete und kaum noch veränderbare Vision, dass das deutsche Gesundheitssystem das Krankenlager nicht mehr verlassen wird? Sogar als chronisch krank und gebrechlich in die Pflegestufe 2 oder gar 3 wechseln muss?

Genau wie sich die berühmten Bewohner des gallischen Dorfs Aremorica dank ihres Zaubertranks Cäsar samt der römischen Übermacht höchst erfolgreich widersetzen, löckt eine (noch) relativ kleine Betriebskrankenkasse aus Hamburg höchst erfolgreich wider den Stachel des chronischen Defizit-Dramas. Fährt Belobigungen und Auszeichnungen von höchsten und völlig unverdächtigen Quellen ein.

So hat das deutsche Finanz-Service-Institut in Zusammenarbeit mit Focus Money die Securvita-Krankenkasse, um die handelt es sich nämlich, als die Krankenkasse mit dem Gütesiegel der besten Leistung in Deutschland ausgezeichnet. Und Focus selbst hat in „Deutschlands größtem Krankenkassenvergleich“ in der Ausgabe 47/2009 sowohl in den Prüfpunkten „Beste Naturheilverfahren“, „Beste Bonus- und Vorteilsprogramme“, „Beste Prävention“, „Beste Gesundheitsförderung“ und „Beste Zusatzleistungen“ jeweils und ganz eindeutig den ersten Platz verliehen.

Ist das alles schon beeindruckend genug, so wird diese Bilanz noch dadurch getoppt, dass diese gesetzliche Betriebskrankenkasse keinerlei finanzielle Probleme hat. Dafür aber einen stetigen Zustrom von neuen Mitgliedern verzeichnet, so eine Zuwachsrate von 10 % in 2010. Und dabei wie selbstverständlich im Gegensatz zu der bisherigen geschlossenen Phalanx der gesetzlichen Krankenkassen den umfassenden Kanon der Naturheilkunde in ihren Leistungsumfang aufnimmt.

Wie das? Haben die Gründungsmitglieder des Verwaltungsrats den Wolpertinger, die „eierlegende Wollmilchsau“ des Gesundheitssystems erfunden? Schon möglich. Auf jeden Fall haben sie scheinbar unumstößliche Regeln im bisherigen Selbstverständnis der Krankenkasse nicht nur mutig hinterfragt, sondern sogar ad absurdum geführt. Haben in ihren Leistungskatalog aufgenommen, was bis dato als undenkbar galt.

So insbesondere die Anerkennung der Naturheilverfahren. Aber auch die Wahlfreiheit in einem neuen Verständnis einer „modularen Krankenversicherung“, die gezielte Förderung des Gesundheitsbewusstseins und die „einzigartigen erweiterten Leistungen für Schwangere und Familien“, wie der Gründer der Securvita und Vorsitzender des Verwaltungsrats, Thomas Martens, sichtlich zufrieden hervorhebt.

Unter der Headline „Fließender Organismus“ stellt der Spiegel in 41/2010 fest: „Eine kleine Krankenkasse profiliert sich als Lifestyle-Unternehmen. Die Konkurrenz ist alarmiert.“

Mit eindeutiger Zielvorstellung und Parteinahme hat sich diese „Wohlfühlkasse“, wie sie der Spiegel etikettiert, in einer breiten Krankenkassenlandschaft, wo rund 95 % der Leistungen in der Regel Pflichtleistungen sind, positioniert. Während die Krankenkassen unisono der Alternativmedizin die kalte Schulter zeigen, während die „Gesundheitskasse“ AOK selbst auf der eigenen Internetseite nach Recherche des Spiegel damit kokettiert, dass anstatt einer „Irisdiagnose der Therapeut ebenso gut eine Münze werfen könne“, während selbst die anscheinend niemandem verpflichtete Stiftung Warentest die Naturheilkunde in Bausch und Bogen (bis auf wenige Feigenblätter) als unwirksam abstraft, während selbst der Gesundheitsexperte der SPD, Prof. Karl Lauterbach, neuerdings das Heil der kranken Krankenkassen im Rahmen der Abschaffung der Homöopathie am Horizont leuchten sieht, während die DAK laut Spiegel „absurde Methoden ohne Nutzen“ in den eher unorthodoxen Heilverfahren sieht, sind für die Gallier im Gesundheitswesen Akupunktur, homöopathische und anthroposophische Medizin genauso wie Yoga, Tai-Chi, Qigong, Ayurveda und Tibetische Medizin selbstverständliche Angebote im Rahmen eines Selbstverständnisses, dass der innere Arzt des Patienten im Zweifelsfall am besten weiß, was für ihn gut ist.

Wen wundert es, dass gerade die Gesundheitsbewussten, oft überdurchschnittlich Gutverdienenden, die bisher viel Geld für Zusatzversicherungen ausgegeben haben, die aufgrund ihrer in der Regel bewussteren Lebensweise seltener krank werden, im Rahmen der Abstimmung mit den Füßen zur Securvita „überlaufen“. Eine Klientel, nach der sich alle anderen Kassen natürlich ebenfalls die Finger lecken (würden).

Die Securvita trägt neben der Handschrift des Gründers Thomas Martens unverkennbar die Schreibweise eines Mannes, dem seit Langem in der Gesundheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland ohnehin das Image eines Querdenkers nachgetragen wird. Von denen, die dem Gesundheitssystem in der Bundesrepublik eher kritisch gegenüberstehen, wird dieses Etikett mit wertschätzender Hochachtung verbunden. Während er sich von den Bewahrern der bisherigen Ordnung aus der eher konservativen Ärzteschaft schon eher einmal als „Nestbeschmutzer“ oder „Profilneurotiker“ abwatschen lassen muss. Wen wundert das, wenn er mit provozierenden Zitaten wie „Ethik statt Monetik“ oder „Liebe statt Valium“ oder „dass eine gewisse Anzahl der Ärzte eine Medizin mache, die dem Patienten nichts nützt, aber Geld bringe“, zwar den Beifall der Krankenkassen und Patienten erhält, sich aber auch den geballten Zorn vieler „Standeskollegen“ zuzieht.

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Es handelt sich um Dr. med. Ellis Huber, nunmehr wieder Vorstand der Securvita-Krankenkasse.

Einer, der dem deutschen Gesundheitswesen eine systemische Krankheit attestiert, „in der die beteiligten Akteure wie Ärzteschaft, Krankenhausträger, Krankenkassen etc. die Durchsetzung ihrer Partikularinteressen optimieren, in der gruppenegoistische Profitziele im Vordergrund stehen, in der es an einer systemischen Sichtweise mangelt, die den Einzelnen als Teil eines größeren Ganzen erkennt und der ein Denken und Handeln
in sozialer Verantwortung fehlt,

in der der fehlende haushälterische Umgang mit den gesellschaftlichen Ressourcen insgesamt“ zu beklagen ist.

Da lag es nur zu nahe, dass Thomas Martens, der 1996 die sich dem eben skizzierten Denken und Handeln verpflichtete Securvita-Krankenkasse gegründet hatte, sich 1999 der tatkräftigen Unterstützung dieses „Querdenkers“ versicherte. Und ihn jetzt wieder als Vorstand seiner Kasse zurückholte, nachdem sich Ellis Huber 2005 anderen Schwerpunkten, aber den gleichen Inhalten zuwandte. Wie dem Berufsverband Deutscher Präven-
tologen, dessen Vorstandsvorsitzender er 2006 wurde. Dass er jetzt wieder in den Dienst der Securvita getreten ist, zeigt unmissverständlich auf, dass das „Modell Securvita“ bis heute ein wichtiger Teil seines Gesellschaftsentwurfs ist. Ein Hoffnungsträger für die, die über ihr Leben und damit auch über ihre Gesundheit selbst entscheiden und sich nicht von den Bürokratismen eines interessengesteuerten Fürsorgedenkens gängeln lassen wollen.

Dass das dann auch noch erwiesenermaßen kostengünstig geht, ist für ihn nicht die Hauptsache. Ganz im Gegenteil. Er beteiligt sich nicht an den Zahlenspielen, die Kosten der Naturheilkunde mit denen der Schulmedizin aufzurechnen. Es geht ihm um die Qualität der Zuwendung und es geht ihm darum, das „gute Heiler“, egal ob Heilpraktiker, Arzt oder was auch immer, selbstbewusst macht, und nicht abhängig. Dass der Prozess der Gesundheitsförderung auf Vertrauen und Zuwendung und nicht auf dem immer noch hierarchischen Verständnis vieler im Gesundheitswesen Tätiger basiere. Nicht billiger, ist sein Credo, sondern besser. Demgegenüber verpulvere das Gesundheitssystem die knappen Ressourcen der Versicherten zu großen Teilen in riesigen und den Interessen der Betroffenen nicht entsprechenden Verwaltungsapparaten. Egal ob Heilpraktiker oder Arzt: Entscheidend sei, dass die am Genesungsprozess (dieser Gesellschaft – Anmerkung des Autors) Beteiligten respektvoll und achtsam in der Ehrfurcht vor dem Leben miteinander umgehen.

Dazu bedürfe es künftig und ausschließlich Teams, die im Gemeinwesen vernetzt seien. So wie es bereits modellhaft die Gesundheitskooperation „Gesundes Kinzigtal“ praktiziert. Wo der Prävention besondere Beachtung zukommt und mit gezielten Vorsorgeuntersuchungen, einer aktiven Beteiligung der Patienten und einer individuellen Betreuung chronischer Erkrankungen Patienten dabei unterstützt werden, dass drohende Erkrankungen nicht zum Ausbruch kommen oder dass sie eine bestehende Krankheit „in den Griff“ bekommen.

Egal ob am Beispiel der Securvita oder dem Modellprojekt „Gesundes Kinzigtal“: Ziel müsse es immer sein, mehr in die Prävention zu investieren und Versorgungsprozesse intelligenter zu steuern, um auf lange Sicht die Gesundheit auf einem hohen Niveau zu halten, die Lebensqualität der Patienten zu steigern und somit Kosten zu vermeiden. Die Gesundes Kinzigtal GmbH finanziert sich über ein sogenanntes Einsparcontracting, verdient also nur dann, wenn sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung messbar verbessert.

Ein bundesweites Modell eines solchen integrierten Versorgungsnetzes naturheilkundlich orientierter Ärzte, die mit Heilpraktikern und allen anderen am Genesungsprozess Beteiligten, insbesondere auch unter dem Aspekt der Präventologie kooperieren werden, ist nach der Einschätzung von Dr. Ellis Huber bereits für das nächste Jahr geplant.

In seiner bildhaften Sprache begründet Ellis Huber die Zunahme der Zivilisationskrankheiten mit dem Zerbrechen des sozialen Bindegewebes unserer Gesellschaft. Ängste und Depressionen seien die fast logische Folge.

Eine dem wohlverstandenen Interesse der Nutzer verpfl ichtete gesetzliche Krankenkasse wie die Securvita ist vielleicht sogar nur ein „Übergangsstadium“ zu dem, was Ellis Huber aktuell als Vision im Kopf herumspukt: eine gemeindenahe Versorgung im solidarischen Miteinander. Respektvoll und achtsam, die ganzheitliche Gesundheit aller Beteiligten im Blick. Und nicht die finanzielle „Gesundheit“ von denen, die in der Hauptsache ihre eigenen Interessen vertreten. Viele werden das mit Sympathie, aber erheblicher Skepsis lesen. Aber genau deshalb bedarf es solcher Modelle, um sie mit der Realität abzugleichen.

Die Securvita ist bis heute ein solches – offensichtlich höchst erfolgreiches – Modell geblieben. Aber dem Stadium eines „Experiments“ ist sie längst entwachsen, hat sich etabliert. Hat bewiesen, dass die bis dahin im Rahmen von Macht und Vorherrschaft ausgegrenzte Naturheilkunde durchaus im Rahmen einer Solidargemeinschaft getragen werden kann. Hervorragend sogar.

Solche Modelle haben ihr besonderes Verdienst und ihre spezifische Funktion darin, Wegbegleiter und -bereiter zum Erreichen vorhandener Visionen zu sein. Eine eminent wichtige Funktion. Solche Modelle können (und dürfen) nie den Anspruch haben, diese Visionen erreicht zu haben, sie sogar zu ersetzen. So ist erstmals ein großer Kanon im Bereich der Naturheilkunde gesellschafts-, weil abrechnungsfähig geworden. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu dem auch in der Gesundheitspolitik „mündigen Bürger“, von dem sich die Gesundheitspolitik dieses unseres Landes Jahr für Jahr weiter entfernt. Andererseits kann und darf der Heilpraktiker auch bei der Securvita seine Dienste noch nicht abrechnen. Das geht nur über die Zusatzversicherung VitaStart, der sich aber auch durchaus die Mitglieder der anderen gesetzlichen Krankenkassen bedienen können.

In kreativer Problemlösungsstrategie gibt es aber wiederum nur in der Securvita die Möglichkeit, im Rahmen der ebenfalls modellhaften modularen Krankenversicherung nicht benötigte und nicht beabsichtigte Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung wie z.B. Badekuren abzuwählen und damit die Mehrkosten für diese Zusatzversicherung – ggf. sogar um ein Mehrfaches davon – wieder einzusparen.

 

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Volkmar Schwabe
Nach 20-jähriger Tätigkeit im Management eines mittleren Unternehmens mit weit mehr als 10.000 MitarbeiterInnen wandte sich der Diplom-Pädagoge, -Sozialarbeiter und zertifizierte Gesundheitsberater vor 15 Jahren dem Wissenschaftsjournalismus zu und profilierte sich mit spezifischen Themen und Problemen der Komplementärmedizin.
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