Echte Melisse - Melissa officinalis
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Die Melisse stammt wahrscheinlich aus dem östlichen Mittelmeergebiet bzw. dem westlichen Asien. Es ist eine der vielen Pflanzen aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae, Labiatae). Lamiacea kommt vom griechischen Wort "lamos" - der Schlund, der Rachen, Labiatae vom lateinischen Wort "labium" - Lippe.
Der Name Melisse leitet sich her vom griechischen Wort "meli" - Honig, Melisse bedeutet "Honigbiene", da sehr bald nach dem Auftauchen der Melisse in Südeuropa ( Melisse wurde im 11. Jahrhundert von den Arabern nach Spanien gebracht) beobachtet wurde, dass Melisse bevorzugt von Bienen aufgesucht wurde.
Woran erkennt man Echte Melisse?
Im März oder April sprießt Melisse aus dem Boden und sieht dann zunächst wie Minze aus. Sie lässt sich aber durch den zitronenartigen Geruch deutlich von dieser unterscheiden. Die eiförmigen Blätter sind am Rand eingekerbt und gegenständig am Stängel angeordnet .
Die Zitronenmelisse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die 25 bis 30 Jahre alt werden kann.
Die Melisse- Pflanzen erreichen Wuchshöhen bis 90 cm, selten auch 120 cm und mehr. Sofern die Pflanze genügend Platz hat, verzweigt sie sich. Zwischen den Blattetagen in den Blattachseln bilden sich weiße Lippenblüten.
Wo findet man Echte Melisse?
Die Zitronen-Melisse ist – wie bereits angeführt wurde - im östlichen Mittelmeergebiet und in Westasien beheimatet. Das natürliche Areal reicht dabei von Anatolien über den Kaukasus, Irak und Iran bis nach Pakistan. sie wird heute weltweit in den gemäßigten und warmen Zonen kultiviert. Dabei verwildert sie regelmäßig. Sie wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, warmen und trockenen Standorten mit humusreichem sandigem Lehm- oder lehmigem Sandboden. In Mitteleuropa ist sie daher verwildert vor allem auf Waldschlägen und an Forststraßen zu finden.
Wie wirkt Echte Melisse?
Teeaufgüsse, Flüssig- oder Trockenextrakte aus der Melisse wirken sedativ (beruhigend) und spasmolytisch (krampflösend). Die Melisse wird gegen fast alle Arten von Beschwerden verwendet. Durch ihr angenehmes Zitronenaroma eignet sich die Melisse sehr gut zur Anwendung als Tee: Er hilft beim Entspannen und Einschlafen sowie morgens oder bei Abgespanntheit belebend, erfrischend und stärkend. Bei Erkältung hilft sie, Fieber besser auszuhalten und die Atmung zu verbessern. Die Melisse wirkt entkrampfend auf Magen und Darm, hilft bei der Verdauung und kann den Appetit nach längerer Krankheit steigern. Reizungen des Nervensystems und Kopfschmerzen können gelindert werden, sowie Neuralgien, Reizbarkeit und Unruhe. Schmerzen während der Periode werden durch die entkrampfenden Eigenschaften der Melisse gelindert. Eine Melisse-Tinktur kann gegen die gleichen Beschwerden wie der Tee eingesetzt werden. Neben der Innerlichen gibt es auch eine Äußerliche Anwendung: (Echter) Melissengeist wird bei rheumatischen Beschwerden, Prellungen und Gliederschmerzen angewandt. Creme, Salbe oder Öle mit ätherischem Melissenöl helfen gegen Lippenherpes und andere Herpesformen, zumindest lindern sie die Beschwerden. Die Melissensalbe trägt man drei bis vier Mal täglich auf die zu behandelnde Stelle auf. Ebenfalls ist eine Anwendung des Melissenöls bei Fuß- und Nagelpilz oft sehr wirksam. Melissenöl ist eines der Öle, das auch eine starke pilztötende und antivirale Wirkung hat!
Zusammengefasst noch einmal die Anwendungsgebiete für Echte Melisse:
- Unterstützung der Magenfunktion
- bei nervlicher Belastung
- bei Einschlafstörungen
- Bäder bei Entzündungen der Haut und der Genitalorgane
- Entspannungsbäder
- Gallenleiden
- Fieber
- Grippe
- Herpes simplex
- Pilzerkrankungen (auch Fuß- und Nagelpilz, ätherisches Öl!)
Warnhinweise!
Die Anwendung hoher Dosen Melisse kann die Reaktionsfähigkeit vermindern. Daher gilt: Achtung im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen! Ein Hinweis für Allergiker: Allergische Reaktionen auf Bestandteile der Melisse sind denkbar, ebenso Vorsicht ist geboten bei Allergien auf andere Lippenblütler (Minzearten, Thymian, Oregano, Majoran, Rosmarin, Basilikum, Salbei, Bohnenkraut u.a.). Es wurde eine Wirkung einzelner Inhaltsstoffe der Melisse auf die Schilddrüse festgestellt. Bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen sollte auf jeden Fall der Thera-peut befragt werden, bevor man Melisse einnimmt.
Welche Wirkstoffe enthält Echte Melisse?
4 bis 7 % Hydroxyzimtsäure-Derivate, vor allem Rosmarinsäure (sogenannte Labiatengerbstoffe),
Bitterstoffe,
Glykoside,
Saponine,
Thymol,
Chlorogensäure,
Kaffeesäure u.a.
Ätherisches Öl (relativ wenig, lediglich 0,05 bis 0,3 %, in Zuchtsorten bis zu 0,8 %). Wichtigste Komponenten Citral (mit 40 bis 70 %, als Gemisch aus Geranial und Neral), Citronellal (zwischen 1 und 20 %) und
β-Caryophyllen (5 bis 15 %). Weitere Bestandteile sind Caryophyllenepoxid, Germacren D, Methylcitronellal, 6-Methyl-5-hepten-2-on, Geranylacetat, α-Copaen und Nerol sowie verschiedene Aldehyde. Die Zusammensetzung des ätherischen Öls ist stark abhängig von der Herkunft, den klimatischen Bedingungen, vom Erntezeitpunkt und dem Alter der Pflanze .
Aufgrund des hohen Preises (rund 6000 EURO pro kg) ist reines Melissenöl im Handel selten erhältlich, meist sind es Ersatzöle wie Citronellaöl, Lemongrasöl oder Verfälschungen (Indisches Melissenöl).
Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze pro 100 Gramm Frischgewicht beträgt 253,0 Milligramm.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Es wird das ganze Kraut verwendet, also alle oberirdischen Teile der Pflanze. Medizinische Verwendung finden aber nur die Blätter und Triebspitzen vor der Blütezeit (Juni bis Au-gust), da durch die Blüte der Geruch und der Geschmack der ganzen Pflanze negativ beeinflusst wird. Insbesondere verliert die Pflanze dadurch das charakteristische Zitronenaroma.
Vom Tee sollte man mehrmals täglich eine Tasse frisch gebrüht trinken. Hierzu werden zwischen eineinhalb und viereinhalb Teelöffel - dies entspricht ungefähr eineinhalb oder viereinhalb Gramm - mit 150 Milliliter siedendem Wasser übergossen. Das Ganze lässt man 10 Minuten stehen. Anschließend abseihen.
Verwendung außerhalb der medizinischen Anwendung (in der Küche):
Die Zitronen-Melisse wird als Gewürz-, Arznei- und als Bienenweidepflanze verwendet. Die Blätter werden als Küchengewürz verwendet und Extrakte aus den Blättern werden zu Kräuterli-kören verarbeitet (Klosterfrau-Melissengeist, der aber heute kaum noch Melissenextrakt enthält!). Die Melisse kann als Ersatz für Zitronengras in exotischen Gerichten oder als erfrischendes Gewürz-kraut in Salaten dienen. Melissenblätter eignen sich gut als Würze für Fisch, Geflügel und Salat, sie werden auch gerne als Aroma für Getränke oder einfach nur als Dekoration verwendet. Auch verschiedene Obstsorten, vor allem Äpfel oder apfelhaltige Desserts, werden mit der Melisse verfeinert.
Text: Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
www.fhherfurth.de