Chiropraktik
In der Chirotherapie werden gezielte Handgriffe eingesetzt, um reversibele Funktionsstörungen der Wirbelsäule und der Gelenke, sog. "Blockierungen", zu behandeln.
Der erfahrene Chirotherapeut stellt eine Diagnose indem er durch eine manuelle Untersuchung die Problemzonen ertastet. Ein Chirotherapeut ist ein Arzt - gleich welcher Fachrichtung- oder ein Heilpraktiker, der sich diese Zusatzbezeichnung durch entsprechende Kurse und Prüfungen erworben hat.
Die Blockierung
Nicht immer wird eine Blockierung gleich als eine solche erkannt. Sie führt nach einiger Zeit zu Schmerzen und vielfältigen anderen Beschwerden.
In der Regel werden sie nicht sofort mit Funktionsstörungen der Wirbelsäule in Verbindung gebracht. Blockierungen können bereits in früher Kindheit auftreten.
Oftmals werden sie nicht als solche erkannt, es entstehen dann Fehldiagnosen und viele Patienten durchlaufen einen langen Leidensweg.
Selbstverständlich hängen die Erfolge der Chirotherapie von den Erfahrungen und dem Können des Chirotherapeuten ab.
Die Symptome
Die moderne Chirotherapie ist standardisiert, wissenschaftlich etabliert und fundiert.
Sie unterscheidet sich wesentlich von den, früher ausgeübten, Methoden.
Dennoch bestehen noch immer grosse Vorurteile und falsche Vorstellungen über diese Behandlungsmethode.
Natürlich ist die Chirotherapie keine Allheilmethode.
Es existiert jedoch eine Reihe von Krankheitsbildern – sie können durch Blockierungen verursacht sein – bei denen man nicht sofort an die Wirbelsäule denkt:
- Darmkrämpfe,
- Dreh- und Schwankschwindel,
- fortgeleitete Schmerzen in Schulter und Ellenbogen sind häufig Begleitsymptome bei Blockierungen der Halswirbelsäule,
- Fuß- und Fersenschmerzen finden sich oft bei Blockierungen der Lendenwirbelsäule und des Ileosakralgelenkes
- Herzbeschwerden,
- Hörstörungen, Tinnitus, Hörsturz,
- Hüftbeschwerden,
- Kloßgefühl in Hals und Brust,
- Konzentrationsstörungen,
- Kopfschmerzen,
- Leistenschmerzen,
- Magen- und Verdauungsstörungen,
- Oberbauchbeschwerden,
- Prostatabeschwerden,
- psychische Störungen wie Depressionen und Reizbarkeit,
- rasche Ermüdbarkeit,
- rauher Hals und rauhe Stimme,
- Schlafstörungen,
- Schmerzen am hinteren Oberschenkel,
- Schmerzen in der Nierengegend,
- Schmerzen zwischen den Rippen,
- Schulterschmerzen,
- Sehstörungen,
- Störungen der Atmung,
- unklare Beschwerden der Beine und der Knie,
- Unterleibsbeschwerden bei Frauen,
Nicht selten treten Blockierungen in mehreren Abschnitten der Wirbelsäule auf.
Die Beschwerden können dann weit entfernt von der Stelle liegen, die der eigentliche Auslöser der Symptomatik ist. Aus diesem Grund muss immer die gesamte Wirbelsäule untersucht werden.
Selbst bei nachgewiesenen Bandscheibenschäden kann die Chirotherapie hilfreich sein. Oftmals ist nicht der Bandscheibenvorfall der Verursacher der Beschwerden sondern eine Blockierung in einem anderen Segment.
Die Anamnese
Auch ein Chirotherapeut muss immer eine gründliche Anamnese durchführen, da sich wichtige Hinweise für eine Blockierung bereits aus der Krankengeschichte ergeben können. Besonders aus den Angaben über Schmerzen, die bei bestimmten Bewegungen oder Körperhaltungen auftreten, lassen sich diagnostische Schlüsse ziehen.
Die Untersuchung
Die Basis einer erfolgversprechenden Chirotherapie ist eine exakte segmentale Untersuchung der Wirbelsäule. Bei einem normalen Gelenkspiel zeigt sich ein elastischer Anschlag in der Endstellung. Bei einer Blockierung endet die Bewegung abrupt. Es entsteht ein Gefühl als würde man gegen eine Wand stossen. Zusätzlich kann eine verminderte Beweglichkeit festgestellt werden. Im Blockierungsbereich kann immer eine Verhärtung der tiefen Rückenmuskulatur ("Irritationszone") getastet werden. Diese Irritationszonen sind im Halswirbelsäulenbereich erbsen- bis bohnengross, während man an der Lendenwirbelsäule oftmals eigrosse, walzenförmige Verhärtungen ertasten kann. Die Schmerzhaftigkeit der Blockierungen nimmt meist bei Bewegung in eine Richtung, oder auch in mehrere Richtungen, zu. Die Chirotherapie wird ausschließlich in die "freie", d.h. nicht schmerzhafte Richtung durchgeführt.
Die Behandlung
Grundsätzlich gliedert sich die Behandlung in mehrere Abschnitte:
- Kontaktaufnahme zur blockierten Struktur (meist Quer- oder Dornfortsatz).
- Einstellung der Ausgangsspannung.
- Probezug: D.h. unter Beibehaltung der Ausgangsspannung wird die Bewegung in die Richtung des späteren Impulses verstärkt. Das Bewegungsausmass muss dabei weit über das des späteren Impulses hinausgehen. Durch diese Massnahme können Kontraindikationen bei dem eigentlichen therapeutischen Impuls ausgeschlossen werden.
- Der Impuls: Er wird in kürzester Zeit mit einem minimalen Bewegungsausschlag, bei geringstem Kraftaufwand durchgeführt. Der Impuls wird in den meisten Fällen von einem Knacken begleitet. Das Knacken kann jedoch auch ausbleiben, es sagt nichts über den Behandlungserfolg aus. Oftmals erübrigt es sich, einen Impuls zu geben, weil sich viele Blockierungen bereits bei Spannung und Probezug lösen.
Der Erfolg
Im Gegensatz zu den meisten anderen Behandlungsarten oder –techniken kann der Erfolg der Manipulation vom Therapeuten sofort kontrolliert werden. Er kann feststellen, ob die vorher vorhanden gewesenen Irritationszonen verschwunden sind. Ausserdem empfindet der Patient in der Regel eine sofortige Erleichterung.
Die Nachbehandlung
Eine Nachbehandlung - z.B. mit Krankengymnastik - ist nach vollständiger Beseitigung der Blockierungen sinnvoll. Dadurch können Rückfälle vermieden werden. Wichtiger jedoch ist die aktive sportliche Betätigung wie Gehen, richtiges Radfahren; in Maßen Jogging und Schwimmen. Es ist bewiesen, dass nur eine kräftige Muskulatur die Wirbelsäule halten, stützen und entlasten kann. Richtige, in Massen betriebene sportliche Betätigungen fördern das Wohlbefinden und tragen zu einem dauerhaften Behandlungserfolg bei.
Immer wieder wird folgende Frage gestellt: Kann die Wirbelsäule durch häufige Manipulationen geschädigt werden, kann sie "ausleiern?"
Es kann durchaus erforderlich sein, dass bei begleitenden funktionellen Störungen der Wirbelsäule häufiger chirotherapeutisch behandelt werden muss. Die Wirbelgelenke können nur dann "ausleiern" wenn durch die Manualtherapie jedesmal kleine Bindegwebsverletzungen im Sinne von Verstauchungen entstehen. Derartige Verletzungen sind mit Sicherheit auszuschliessen, wenn die beschriebenen Techniken richtig und sorgfältig angewandt werden. Es kann jedoch sinnvoll sein, andere Verfahren in die Behandlung mit einzubeziehen, wenn nach mehreren Behandlungen ein Dauererfolg ausbleibt. Hier bieten sich die Akupunktur und die Neuraltherapie als Begleittherapien an.
Kontraindikationen
In der Literatur sind folgende Erkrankungen als Gegenanzeigen genannt:
- akute Bandscheibenvorfälle und Instabilitäten.
- neoplastische Erkrankungen (Tumor oder Metastasen)
- Spondylitis,
- Spondylodiszitis,
- traumatische Prozesse der Wirbelsäule (Verletzung, Fraktur),
Einer der "Väter der Manualtherapie", KAREL LEWIT, schreibt jedoch: "Eine eigentliche Kontraindikation, bei der wir den Patienten gefährden könnten, gibt es nicht wenn der Therapeut das Grundprinzip einer Manipulation, einen Impuls ausschließlich in die bewegungsfreie Richtung eines Wirbelsegmentes zu geben, beachtet." Er sagt damit, dass auch bei einem frischen Bandscheibenvorfall oder einem Entzündungsprozess eine chirotherapeutische Behandlung möglich ist wenn sie in einem nicht betroffenen, aber reflektorisch funktionsgestörten Segment durchgeführt wird.
Eventuelle Komplikationen
Wie bei jeder anderen Behandlungsform, kann es auch bei der Chirotherapie zu Komplikationen kommen. Aus der Literatur ist jedoch zu entnehmen, dass die Häufigkeit bei 1: 400 000 bis 1: 1,2 Millionen beträgt. D.h., dass auf ca. 1 Millionen Behandlungen eine schwere Komplikation kommt. Es gibt wohl keine andere Behandlungsmethode mit einer so geringen Nebenwirkungsrate. Es wurden Einzelfälle beschrieben, in denen es durch einen stummen Bandscheibenvorfall nach einer Manipulation plötzlich zu negativen Symptomen, bis hin zur Lähmung, kam. In der gesamten englischsprachigen Weltliteratur wurden im Zeitraum von 1966 – 1993 115 Fälle eines Einrisses eines Halsgefässes (arteria vertebralis) nach chiropraktischer Behandlung der Halswirbelsäule von Erwachsenen beschrieben. Zu bedenken ist hierbei jedoch, dass derartige "Vertebralisdissektionen" in der überwiegenden Zahl spontan auftreten, d.h. unabhängig von vorausgegangenen Verletzungen sind. Typische Symptome derartiger spontaner Dissektionen sind Nackenschmerzen. Es ist auch anzunehmen, dass ein Teil der Patienten, die nach Manipulationen eine Vertebralisdissektion aufwiesen, erst wegen der Symptome einer bereits bestehenden spontanen Dissektion einen Manualtherapeuten aufgesucht haben. Leider lässt es sich aus der Literatur nicht ersehen, ob durch die Manualtherapie eine Verschlimmerung der Situation eingetreten ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass selbst diese äusserst seltenen Komplikationen durch den Einsatz noch schonenderer Techniken zum grossen Teil vermieden werden können.
Fazit
Es gibt wohl kaum einen Patienten der unter einer chronisch neurologischen Krankheit oder unter chronischen Schmerzen leidet, bei dem es im Verlauf seiner Krankheit nicht zu funktionellen Störungen von Wirbelsäulensegmenten kommt. Durch diese "Blockierungen" kommt es dann zu einem komplizierteren Krankheitsverlauf . Möglicherweise bildet sich sogar eine eigenständige Krankheit aus. Es kann also für jeden dieser Patienten durchaus lohnend sein, sich von einem erfahrenen Chirotherapeuten untersuchen und sich – gegebenenfalls - behandeln zu lassen.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass sich die Chirotherapie millionenfach als nebenwirkungsarme und äusserst effektive Behandlungsmethode bewährt hat.
Geschichtliches
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Chirotherapie (von griech. "chiros" = "Hand") aus Indien stammt. Die Inder hatten bereits vor den Griechen erkannt, dass mit gezielten Handgriffen wirbelsäulenbedingte Krankheiten behandelt werden können. Es muss dennoch gesagt werden, dass die Manipulationstherapie wohl so alt wie die Geschichte der Menschheit ist. Es gab immer Laien, die es verstanden die Gelenke, einschliesslich der Wirbelsäule, einzurenken. Interssant ist, dass es bei verschiedenen Völkern üblich war, dass Kinder barfuss über den Rücken ihrer Eltern liefen, wenn diese nach schwerer Arbeit ermüdet nach Hause kamen. Analoge Techniken erwähnt BIEDERMANN bei Urvölkern im Gebiet des Aegaeischen Meeres, bei Indianern, Ungarn und Polen. In Europa stammen die ersten Aufzeichnungen über diese Therapie aus dem frühen Mittelalter. Die Chirotherapie wurde dann im späten Mittelalter von Laienbehandlern durchgeführt. Erst im vorigen Jahrhundert wurde diese Bahandlungsmethode in den USA und bei uns akzeptiert. Man kann durchaus sagen, dass sie inzwischen "salonfähig" wurde. Lange wurden "Verrenkungen" und "Einklemmungen" von Nerven als Auslöser der Beschwerden angenommen. Selbst heute sind diese Beszeichnungen noch gebräuchlich, obwohl es inzwischen bekannt ist, dass diese Bezeichnungen nicht zutreffen.
Die Chirotherapie in der Antike
HIPPOKRATES, der Begründer der europäischen Medizin, sah bereits im 5. Jahrundert vor unserer Zeitrechnung, die "Rhachiotherapie" als Grundstein der Medizin, neben der Chirurgie und der damaligen Arzneitherapie, an. Er schrieb ein Werk über die Gelenke und spricht von "Pararthemata". Das kommt einer geringen Dislokation oder auch dem Subluxationsbegriff der Chiropraktoren sehr nahe. HIPPOKRATES betont wiederholt, dass es notwendig ist, die Wirbelsäule gut zu kennen. Viele Erkrankungen würden mit der Wirbelsäule zusammenhängen. Deshalb sei die Kenntnis der Wirbelsäule für das Heilen vieler Erkrankungen von ausschlaggebender Bedeutung.
Über die Chirotherapie sagt er (ich zitiere):
"Das ist eine alte Kunst. Ich habe vor denen, die sie als Erste entdeckten, größte Hochachtung. Ebenso vor denen, die mir folgen und mit ihren Entdeckungen zur Weiterentwicklung der Kunst, auf natürliche Weise zu heilen, beitragen werden. Nichts darf dem Auge und den Händen des gewandten Arztes entgehen, damit er auf dem Operationstisch die verschobenen Wirbel ohne Schaden für den Patienten einrichten kann... Sofern die Behandlung kunstgerecht vorgenommen wird, kann es zu keinem Schaden kommen."
(Zitat Ende)
Folgende Erkrankungen können, nach HIPPOKRATES, durch Wirbelverstellungen ausgelöst werden:
- Asthma,
- Enuresis,
- Laryngitis,
- Lungenschwindsucht,
- Nieren- und Harnblasenentzündung,
- Obstipation,
- Pharyngitis,
- ungenügende Entwicklung der Geschlechtsdrüsen.
Auf zahlreichen griechischen und römischen Reliefs wurde die Manipulationstherapie des Altertums dargestellt. Wie auch heute noch, lag der Kranke auf einem eigens dafür konstruiertem Bett. Auf seinen Kopf und auf seine Beine wurde ein Längszug ausgeübt. Dann führte der Arzt die Manipulation an dem entsprechenden Wirbel aus.
Die Chirotherapie im Mittelalter
Bereits GALEN hatte erkannt, dass die peripheren Nerven aus den Foramina intervertebralia der Wirbelsäule austreten und sie durch eine Fehlstellung der Wirbel geschädigt werden können. Er beschreibt es genau bei der Behandlung des Sophisten Pausanias. Aus der primitiven Arznei-(Kräuter-)Therapie und der Chirurgie des Alertums entwickelten sich in den letzen beiden Jahrhunderten die modernen Pharmakotherapien und die modernen Operationstechniken. Die Chirotherapie verblieb jedoch in dem Zustand, wie sie aus dem Altertum und von den Naturvölkern übernommen wurde.
Die moderne Pharmakotherapie stellte die "primitiven" manuellen Techniken völlig in den Schatten. Die Chirotherapie geriet dadurch weitgehend in Vergessenheit.
Die Wiedergeburt der Chirotherapie
Der Verdienst der Wiederentdeckung der Cirotherapie dürfte dem Amerikaner ANDREW STILL (geb. 1824) zuzuschreiben sein. Er arbeitete eine wissenschaftlich fundierte Manipulationstechnik aus. STILL, angeblich Sohn eines amerikanischen Landpfarrers, soll – so wird kolportiert - im Alter von 10 Jahren versucht haben, seine Kopfschmerzen dadurch zu beseitigen, dass er mittels einer Schnur einen Zug am Kopf ausübte.
Später studierte er Medizin und diente im amerikanischen Bürgerkrieg als Chirurg. Nach dem Krieg liess er sich in eigener Praxis nieder. Seine grosse Leidenschaft war die Anatomie des Menschen. Dabei beobachtete er geringe Unregelmässigkeiten im Aufbau der Wirbelsäule. Diese Unregelmässigkeiten versuchte er durch Manipulationen zu beseitigen. Er beschrieb überraschende Erfolge, die er angeblich auch bei inneren Erkrankungen erzielen konnte. Eine Erklärung dafür sei, dass es bereits durch geringe strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule zu Schäden an Nerven und Gefässen kommen könne, die dann die, von ihnen versorgten, Organe in Mitleidenschaft zögen. Mit den damaligen Vorstellungen in der Medizin liess sich diese Theorie überhaupt nicht vereinbaren. Zu einem völligen Bruch mit der Schulmedizin kam es, als STILL im Jahre 1874 in Kinkersville mit 17 Studenten eine eigene Schule für Osteopathie gründete. Der Kolonialwarenhändler und Magnetopath D. D. PALMER gründete um 1895 eine eigene Schule für Chiropraktik. Wie PALMER zur Chiropraktik kam ist umstritten. Er selbst behauptete, dass er Manipulationen an der Wirbelsäule bei einem Arzt namens ATKINSON gesehen und von ihm die Grundbegriffe der Chiropraktik gelernt habe. Andere Quellen wiederum sagen, PALMER sei von STILL persönlich behandelt worden und er seine Grundkenntnisse, durch Bestechung, von Schülern STILLS erhalten habe. Es kam zu einem Gerichtsstreit. Vor Gericht machte B. J. PALMER, der Sohn von D. D. PALMER folgende Aussage (nach HELLPAP):
"Die PALMERsche Schule der Magnetopathie besteht schon eine Reihe von Jahren und war als solche registriert, bevor die PALMERsche Schule der Chiropraktik entstand. Eine entwickelte sich aus der anderen, und es lässt sich nicht genau sagen, »wo der Zweig endet und die Rose anfängt...«" Weiter sagte er über die Zielsetzung der Schule: " Unsere Schule in Davenport ist auf geschäftlicher und nicht auf fachlicher Grundlage aufgebaut. Es ist ein Business, in dem Chiropraktoren ausgebildet werden. Sie müssen wie Maschinen arbeiten. Gleichzeitig mit der chiropraktischen Ausbildung durchlaufen sie einen Kurs in Geschäftspraxis. Wir unterweisen die Schüler nicht nur in den Grundbegriffen der Lehre, sondern auch wie sie zu verkaufen ist." Anfangs war die Ausbildung der Chiropraktoren mit der der Osteopathen zu vergleichen. Heute unterscheiden sich die beiden Fachrichtungen in ihrem Arbeitsstil. Die Osteopathen legen grössten Wert auf Funktionsstörungen, die Chiropraktoren auf die strukturellen Unregelmässigkeiten der Wirbelsäule.
Die Chiropraktiker
Der Gegensatz zwischen Chiropraktik und ärztlicher Schulmedizin ist auch heute noch nicht überwunden. Besonders bezeichnend sind die Äusserungen von ANGRIST im N. Y. State Journal of Medicine (1973): "Die Chiropraktik blüht, wo Unwissen besteht. Sie wird verschwinden, weil ihre Zeit vorüber ist. Die Chiropraktik entbehrt jeglicher Logik und des gesunden Menschenverstandes."
Die Chiropraktiker haben in Amerika gegenwärtig eine komplette medizinische Ausbildung; in Deutschland muss der Chiropraktiker die Heilpraktikerprüfung abgelegt haben. Dadurch sind beide berechtigt und befähigt, Diagnosen zu erstellen und Behandlungen durchzuführen. In Amerika wie auch in Deutschland hat die Ärztegesellschaft ihren Mitgliedern jegliche Zusammenarbeit mit Chiropraktikern untersagt. In Amerika klagte deshalb eine Gruppe von Chiropraktoren die Ärztegesellschaft wegen einer "gesetzwidrigen Verschwörung" an und gewann 1987 den Prozess. Die Gesellschaft ist nun verpflichtet, eine Zusammenarbeit von Ärzten mit Chiropraktikern zu gestatten.
Die Chiropraktiker benutzen immer noch vor allem die Impulstechniken. Sie interessieren sich mittlerweile aber auch für Krankengymnastik, Weichteiltechniken (Massage), Phytotherapie, Homöopathie, Akupunktur und Neuraltherapie, sowie für Diättherapien. Aus den Anfangs recht eingleisig fahrenden Chiropraktikern sind, zumindest in Deutschland, umfassende Naturheilkundler geworden.