Skip to main content

Vergissmeinnicht (Myosotis ssp.)

Myosotis sylvatica, Myosotis arvensis, Myosotis palustris, Myosotis scorpioides, Vergiss mich nicht, Mausöhrchen, Mausöhrlein (Acker-Vergissmeinnicht), Froschäuglein, Katzenauge, Männertreu, Blauer Himmelsschlüssel, Blauer Augentrost, Je-länger-je lieber

 Es gibt weltweit über 50 Myosotis-Arten, die in Europa, Asien, Afrika, Australien und Nordamerika verbreitet sind. Von ihnen kommen 41 auch in Europa vor. Die Vergissmeinnicht-Arten gehören zur Familie der Borretschgewächse (Raublattgewächse,  Boraginaceae). Die Bezeichnung Myosotis stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Mäuseohr“. Der deutsche Name entstammt vermutlich einer Sage aus dem Mittelalter. Danach hat die kleine Pflanze Gott gebeten hat, sie nicht zu vergessen. Diese Sage ist seit dem 15. Jahrhundert bezeugt und der Name findet sich in viele Sprachen übertragen wieder. Die Vergissmeinnicht-Arten wachsen in Äckern, an Wegrändern, Ruderalstellen und in Gebüschen und bevorzugen frische, nährstoffreiche Lehmböden.

Woran erkennt man das Vergissmeinnicht?

 Die Vergissmeinnicht-Arten sind überwiegend einjährige krautige Pflanzen (z. B. das Acker-Vergissmeinnicht), sie können aber auch als überwinternd-einjährige (winterannuell) oder als zweijährige Pflanze (Wald-Vergissmeinnicht) vorkommen. Das Sumpfvergissmeinnicht ist eine mehrjährige Pflanze. Vergissmeinnicht-Arten erreichen Wuchshöhen von 10 bis 40 (selten 60) cm. Die Stängel sind meist verlängert. Sie sind aufsteigend bis aufrecht und verzweigen oft schon vom Grund an stark. Im beblätterten Bereich stehen die Stängel ab, im unbeblätterten Bereich sind sie angedrückt. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kurz flaumig behaart oder kahl. Die Laubblätter sind wechselständig, ganzrandig und (meist) behaart. Die Blüten mit einem Durchmesser von 2-4 mm stehen dicht und die Pflanze hat an der Basis sowie den unteren Blüten keine Blätter. Die Blütezeit ist in unserer Region von Juni bis Oktober.

Wie wirkt das Vergissmeinnicht?

Es wirkt entzündungshemmend, zusammenziehend, beruhigend und stärkend. Auf diese Weise könnte es vielen Einsatzzwecken dienen, insbesondere, wenn keine stärkeren Heilpflanzen zur Verfügung stehen. Es kann ähnlich eingesetzt werden wie Beinwell oder Lungenkraut. Die Wirkung ist allerdings etwas schwächer. In der Volksheilkunde wird es zur Therapie von bakteriellen und Virusinfektionen (wie verschiedene Arten von Tuberkulose [inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen] sowie Bronchitis und andere Entzündungen des Respirationstraktes) eingesetzt. Es stoppt beziehungsweise hemmt Blutungen bei Wunden und wird auch bei Quetschungen eingesetzt. Außerdem wirkt es gegen Durchfall und kann Entzündungen verlangsamen. Letzteres gilt besonders für den Verdauungstrakt. Die Anwendung erfolgt dann bevorzugt als Tee. In der Homöopathie wird das Acker-Vergissmeinnicht manchmal bei Erkrankungen des Lymphsystems und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Dabei finden das Kraut sowie die Wurzel Verwendung. Die Anwendung erfolgt als Tropfen oder als Tabletten.

 Vergissmeinnicht darf nicht bei Erkrankungen der Schilddrüse eingesetzt werden. Vorsicht ist auch bei der Behandlung von Kindern und Schwangeren geboten. Hier sollte der Einsatz nur äußerlich erfolgen und eine Dauer von maximal 4-6 Wochen nicht überschritten werden.

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für das Vergissmeinnicht

  • adstringierend
  • beruhigend
  • (immun)stärkend
  • antiviral
  • blutstillend
  • angstlösend
  • antidepressiv
  • hustenlösend
  • lymphflussanregend
  • entzündungshemmend
  • tonisierend
  • Augenentzündungen
  • Lungenbeschwerden
  • Immunschwäche
  • Darmentzündung
  • Durchfall
  • Hautentzündungen
  • Nervosität
  • Tuberkulose (Lunge, Darm)
  • Erkältungskrankheiten
  • Prellungen
  • Zerrungen
  • Verstauchungen
  • Lymphknotenschwellung
  • Verdauungsbeschwerden
  • Wundheilungsstörungen
  • Nasenbluten
  • Quetschungen
  • Rekonvaleszenz

Welche Wirkstoffe enthält das Vergissmeinnicht?

Es enthält 0,05-0,12 %  leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide. Außerdem enthalten sind 5-6 % Gerbstoffe, Kalium, Saponine (Schleimstoffe), zwischen 1 und 7 % Flavonoide (Quercetin, Rutin, Luteolin, Flavin), Fettsäuren und Rosmarinsäure (s. Abb.).

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Medizinische Verwendung findet überwiegend das blühende Kraut (Blüte s. Abb.). Aber auch die Wurzel und der frische Presssaft des Krauts werden genutzt.

 

Anwendung

Zubereitung des Tees:

Ein bis zwei Teelöffel blühendes Kraut mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen. Dann zehn Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen und in kleinen Schlucken trinken. Eine bis drei Tassen täglich davon trinken. Der Tee kann auch äußerlich verwendet werden, z. B. für Umschläge, Bäder und Waschungen. Oft setzt man dafür aber lieber die verdünnte Tinktur ein.

Herstellung der Tinktur:

In einem Schraubdeckelglas das Kraut mit Doppelkorn oder Weingeist übergießen, bis es vollständig bedeckt ist. 6-8 Wochen stehen lassen und danach abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.

Verschiedenes

  • In der Zeit des Nationalsozialismus diente das Vergissmeinnicht als Symbol der Freimaurerei.
  • Die Blüten können in der Küche als essbare Dekoration für Salate oder Dips verwendet werden.
  • Der Geschmack der Blüten erinnert ein wenig an Grünen Tee.

Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Beiträge auf Heilpraktiker.de