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Gewöhnliches Seifenkraut Saponaria officinalis

Echtes Seifenkraut, Seifenkraut, Seifenwurz, Waschwurz, Waschkraut; Bootia nervosa, B. saponaria, Lychnis officinalis, Saponaria hybrida, S. nervosa, S. vulgaris, Silene saponaria, Hustenwurzel, Rote Seifenwurzel, Waschlaugenkraut, Speichelwurz, Hundsnelke, Pinkelnellstude, Knackblume, Lichtrosenwurzel, Spatzenwurzel, Zaunseife, Speicherwurzel, Gemeines Seifenkraut

Es gehört zur Gattung der Seifenkräuter (Saponaria) in der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) und ist in den gemäßigten Zonen in Europa, Sibirien, Westasien (Sibirien) und im Kaukasusraum sowie auf Madeira weit verbreitet. Insgesamt sind bislang 43 Arten der Gattung bekannt, die folgenden Ausführungen beziehen sich alle auf das Gewöhnliche Seifenkraut. Man findet es ziemlich häufig in Unkrautfluren, vor allem in Auen-Landschaften (es ist eine Stromtalpflanze), an Flussufern, Dämmen, Kiesbänken, aber auch an Wegen und auf Schuttplätzen. In Mitteleuropa wächst es meist bis in Höhenlagen von 800 Metern. Wenn es im Garten angepflanzt werden soll, ist in der Nähe von fischbesetzten Teichen Vorsicht geboten, denn es ist für manche Tiere wie Fische und Frösche giftig. Seifenkraut wird vermutlich bereits seit der Jungsteinzeit gepflanzt oder gesammelt, der Name Saponaria = Seifenkraut (von sapo = Seife) deutet darauf hin, dass man die Pflanze oder daraus hergestellte Lösungen zum Waschen verwenden kann.

 

Woran erkennt man das Gewöhnliche Seifenkraut?

Bei dem Gewöhnlichen Seifenkraut handelt es sich um eine ausdauernde und krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 cm erreicht.  Sie besitzt stark verzweigte, unterirdische Ausläufer, aus denen fingerdicke Rhizome auswachsen. Die Primärwurzel ist rübenartig verdickt. Die Stängel wachsen aufrecht und sind meist unverzweigt. Sie weisen eine weiche Behaarung auf und sind dicht belaubt. Die Laubblätter sind drei- bis fünfnervig und haben eine eilanzettliche bis lanzettliche Form mit einer Länge von 5 bis 10 cm. Blütezeit der Pflanze ist von Juni bis Oktober, die Fruchtreife (Kapselfrüchte) erstreckt sich von September bis Oktober. Die Früchte sind meist schwarzbraun und haben eine Länge etwa 1,5 mm.

 

Wie wirkt das Gewöhnliche Seifenkraut?

Die heilende Anwendung der Pflanze in überlieferter Form geht auf die alte arabische Medizin zurück, in der sie bereits gegen Lepra, Hautflechten und Geschwüre auf der Haut eingesetzt wurde. Die Volksmedizin kennt auch noch den Einsatz bei Erkrankungen der Gallenblase bzw. der Gallengänge und bei Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen sowie bei chronischen Hautkrankheiten. Seifenkraut kann als Saponindroge die Aufnahme von Stoffen aus der Nahrung in den Körper verbessern (Einschleuserpflanze). In der Tumorbehandlung wurde das aus dem Seifenkraut gewonnene Proteintoxin Saporin in Tests angewendet, die Pflanze schmeckt allerdings herb und bitter. Die Kommission E stuft sie als expektorierend durch eine Reizung der Magenschleimhaut ein, allerdings mit dem Hinweis, dass sie in hoher Dosierung zelltoxisch ist.

 

Seifenkraut kann in höheren Dosen Erbrechen auslösen  und ist demnach schwach giftig. Man sollte es keinesfalls überdosieren, da es aufgrund des hohen Saponingehalts es zu Reizungen der Verdauungsorgane und des Harnapparats kommen kann.

Das hauptsächliche Einsatzgebiet sind gegenwärtig homöopathische Arzneimittel. Nach dem HAB 34 werden die getrockneten, unterirdischen Pflanzenteile bei Kopf- und Augenschmerzen verwendet.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für das Gewöhnliche Seifenkraut

  • schleimlösend
  • harntreibend
  • schweißtreibend
  • entwässernd
  • blutreinigend
  • tonisierend
  • fungizid
  • (leicht) abführend
  • blutreinigend
  • antirheumatisch
  • antiarthritisch
  • verdauungsanregend
  • auswurffördernd
  • entschlackend
  • stoffwechselanregend
  • Bronchialleiden
  • Katarrh
  • Asthma
  • Schuppenflechte
  • Neurodermitis
  • unreine Haut (Akne)
  • Ekzeme
  • Husten
  • Heiserkeit
  • Pfortaderstauung
  • Rheuma
  • Arthritis
  • trockene Nase
  • Fußpilz
  • Pilzerkrankungen im Zungenbereich

 

Welche Wirkstoffe sind im Gewöhnlichen Seifenkraut enthalten?

Enthalten sind vorwiegend Triterpensaponine (in der Wurzel 3 bis 8 %) mit dem Aglykon Quillajasäure (s. Bild) als Hauptwirkstoff. Daneben finden sich noch Saponariosid A, B, weitere Saponarioside C bis M (z. B. Gypsogenin), Oligosaccharide, Stärke, Gerbstoffe, Harze und ätherische Öle.

Von Bedeutung ist der Stoff Saporin. Dabei handelt es sich um ein Proteintoxin, von dem bekannt ist, dass es die Ribosomen inaktiviert.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Für die Droge Saponariae rubrae radix (syn. Radix Saponariae rubrae) bzw. Rote Seifenwurzel (syn. Seifenkrautwurzel, Waschwurzel) werden die getrockneten Rhizome und Wurzeln verwendet, seltener benutzt man die krautigen Pflanzenteile.

 

Anwendungen

Die Teebereitung ist heute wenig gebräuchlich. Wenn man sich einen Tee selbst herstellen möchte, benutzt man 4 Esslöffel getrocknete Seifenkrautwurzel (oder die doppelte Menge frischer Wurzel) und setzt sie mit einem Liter kaltem Wasser an. Dann lässt man ca. 5 Stunden ziehen und bringt anschließend den Ansatz zum Sieden, kocht 10 min lang und gießt dann durch ein Sieb ab.

Bei Husten können zwei Tassen davon täglich getrunken werden. Allerdings kann man diesen Tee auch für Waschungen und Umschläge verwenden.

Verschiedenes

Wie bereits erwähnt, wurde die Pflanze früher als Waschmittel genutzt. Die enthaltenen Saponine (im Rhizom bis zu 8 %) führen dazu, dass die wässrige Lösung (Wurzelabkochung) wie Seife schäumt. Die entsprechende Anwendung erfolgte bereits im Altertum zum Waschen von Wolle und später zur Reinigung von Kleidern mit empfindlichen Farben. Schon Hippokrates (* um 460 v. Chr.; † um 370 v. Chr.) kannte dieses Waschmittel. Zur Anwendung in der Naturmedizin wird die Pflanze vorwiegend in China, im Iran und der Türkei kultiviert. Seifenkrautlösung wird von manchen Restauratoren auch zur Reinigung von historischen Textilien und Möbelstücken verwendet.

Und im Lebensmittelbereich wird Seifenkraut (ebenfalls die wässrige Lösung) als Aufschlagmittel bei der Herstellung von Halva eingesetzt, einer Süßwarenspezialität, die besonders aus dem indischen Subkontinent, dem Iran, Aserbaidschan und Zentralasien bekannt ist und die in Deutschland in türkischen oder Asia-Läden erworben werden kann.

 

Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker

Ostlandstr. 53a,

50859 Köln,

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