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Benediktenkraut

Centaurea benedictus, Calcitrapa benedicta, Carbenia benedicta, Carduus benedictus, Cnicus bulgaricus, Banditenkraut, Gesegnete Distel, Kreuzdistel, Kardobenedikte(nkraut), Brunworz Benediktendistel, Benediktenkarde, Benediktenwurz, Bitterdistel, Bernhardinerwurzel, Bornwurz, Distelkraut, Spinnendistel, Natter(n)kraut, Magendistelkraut, Heiddistel, Heildistel, Kleine Kreuzwurz, Benedicht, Benedicta (Benedicte), Berlinskraut, Bernhardinerkraut

Das Benediktenkraut gehört zur Gattung Flockenblumen aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Es ist auf der Iberischen Halbinsel, in Italien, Bulgarien, Griechenland und dem ehemaligen Jugoslawien heimisch und wächst außerdem in Asien (Türkei, Israel, Afghanistan) sowie in Ägypten. In Mittel- und Osteuropa sowie auf den Britischen Inseln wurde es als Heilpflanze kultiviert und ist dann verwildert. In vielen anderen Teilen der Welt ist es ein Neophyt.

Woran erkennt man das Benediktenkraut 

Beim Benediktenkraut handelt es sich um eine distelähnliche, einjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 10 bis 50 Zentimetern erreicht. Es wächst auf Schuttplätzen und an Ackerrändern auf sandigem bis steinigem und trockenem Boden.

Der Stängel ist aufrecht, oben verzweigt und in allen Teilen spinnwebartig-zottig sowie zusätzlich im oberen Abschnitt drüsig behaart. Die Laubblätter sind wechselständig und bis 8 cm breit sowie bis zu 30 cm lang. Sie sind grün, zottig und ebenfalls drüsig behaart sowie dornig gezähnt. Sie weisen an der Unterseite eine auffallende weiße Aderung auf. Die unteren Blätter sind gestielt, während die mittleren und oberen Blätter den Stängel umfassen.

Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa vom Juni bis in den September hinein. Die Blütenköpfe erreichen bei einem Durchmesser von 25 bis 35 mm eine Länge von ebenfalls 25 bis 35 mm, selten auch bis 40 mm. Sie sind zusätzlich von dicht stehenden Laubblättern umgeben.

 

Wie wirkt das Benediktenkraut 

Eingesetzt wird das Benediktenkraut bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl und Blähungen. Es fördert die Speichel- und Magensaftsekretion und verbessert die Aktivität der an der Verdauung beteiligten Enzyme. Gleichzeitig verstärkt es die Peristaltik im Magen und im Darm. 

Es stimuliert die Gallesekretion und die Sekretion der Bauchspeicheldrüse. Auch wird es als harntreibendes Mittel eingesetzt. Das enthaltene Cnicin hat eine ödemhemmende Wirkung, dieses Cnicin sowie das ätherische Öl und die ebenfalls enthaltenen Polyacetylene haben zudem eine antimikrobielle Wirkung. Hinzu kommt noch die entzündungshemmende Wirkung von Cnicin. Da Cnicin stark zytostatisch wirkt, verwendet man zur Anti-Tumor-Wirkung einen aus Frischpflanzen gewonnenen und gereinigten Extrakt.

In der Volksmedizin kommt es zur innerlichen Anwendung als aromatisches Bittermittel (Amarum) bei Leber- und Gallenleiden. Ferner wird es bei fieberhaften Erkrankungen (Erkältungen) und Herzfunktionsstörungen eingesetzt. Äußerlich erfolgt der Einsatz bei Geschwüren und Frostbeulen und als lokales Wundheilmittel. In Fertigarzneimitteln wird Benediktenkraut beispielsweise in Leber- und Gallentabletten gerne in Kombination mit solchen Drogen wie z.B. Kamille, Artischocke, Fenchel, Odermennig, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Löwenzahn und Süßholz verwendet.

 

Vorsicht ist geboten bei Allergien gegenüber Korbblütlern, insbesondere der Gattungen Artemisia und Centaurea wie Arnika, Beifuß, Ringelblume Kamille oder Schafgarbe). Es kann zu einer allergischen Kontaktdermatitis kommen und Reizungen im Rachen-, Schlund und Speiseröhrenbereich hervorrufen.

Bei einer zu hohen Dosierung sind Störungen im Magen-Darm-Trakt bis hin zu Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Durchfall mit Fieber die mögliche Folge. Daher darf Benediktenkraut nicht bei Magen- und Darmgeschwüren angewendet werden! Das Gleiche gilt bei Nierenentzündungen. Vorsicht während der Schwangerschaft, auch hier darf keine Anwendung erfolgen!

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für das Benediktenkraut

  • Appetitlosigkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Mittel gegen Gallensteine
  • schwache Leber
  • unterschiedliche Frauenbeschwerden
  • Brechmittel
  • Erkältungen
  • Magenbeschwerden
  • Gallenbeschwerden
  • Wundheilung
  • verdauungsfördernd
  • kräftigend
  • appetitanregend
  • schweißtreibend
  • harntreibend
  • blutreinigend
  • desinfizierend auf den Harnapparat
  • aromatisch
  • antiseptisch

Bereits im Mittelalter wurde das Benediktenkraut in Büchern als Heilmittel erwähnt. In der Homöopathie wird Cnicus benedictus HAB1 in Form der frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen bei chronischen Lebererkrankungen angewandt.  

Welche Wirkstoffe sind im Benediktenkraut enthalten?

Der Hauptbitterstoff mit bis zu 0,7 % ist Cnicin (s. Bild 3), ein ungesättigtes Sesquiterpendihydroxylacton vom Germacrantyp, in getrockneten Blättern liegt der Gehalt bei max. 2,5 %. Als weitere Bitterstoffe sind die Sesquiterpenlactone Artemisiifolin (ein Derivat des Cnicin) und Salonitenolid (=Benedictin) und die Lignanlactone Arctigenin, Trachelogenin, Nortrachelosid und 2-Acetylnortrachelosid (ca. 0,2 %) enthalten. Ferner kommen Flavone und Flavonglucoside (Apigenin-7-glucosid, Luteolin, Luteolindiglucosid) und das Flavonolglucosid Astragalin, Triterpene (α-Amyrin und Derivate) vor. Der Gehalt an ätherischem Öl beträgt nur ca. 0,03 %. Es enthält die gesättigten Kohlenwasserstoffe n-Nonan, n-Undecan und n-Tridecan, das Polyin Dodeca-1,11-dien,3,5,7,9-tetrain, die Monoterpene Citronellol, Cuminal und p-Cymen sowie Benzaldehyd. Daneben sind noch Citral, Citronellal und Zimtaldehyd enthalten.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet werden die kurz vor und zur Blütezeit gesammelte oberirdische Teile der Pflanze. Sie werden getrocknet (an der Luft oder unter künstlicher Wärmezufuhr bei 50 °C) und kommen ganz oder geschnitten in den Handel.

Medizinisch werden nur die Blätter und die blühenden Enden der Stängel verwendet. Aufgrund der starken Behaarung der Pflanze besteht die Schnittdroge aus vielen miteinander verklebten Stückchen. Das Drogenmaterial zur medizinischen Nutzung kommt überwiegend aus Bulgarien, Rumänien, Italien und Spanien. Typisch ist der bittere Geschmack der Pflanzenteile.

 

Anwendung

Soweit nicht anders verordnet, beträgt die mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g der Droge.

Da Benediktenkraut sehr bitter schmeckt, wird es meist als gesüßter Tee angewendet.

Bitterstoffdrogen sollten generell wegen ihrer Wärmeempfindlichkeit nie längere Zeit gekocht, sondern nur überbrüht werden:

2 TL Kraut mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen und nach 10 min. abseihen. Täglich 3 Tassen davon trinken.

Besser ist folgende Vorgehensweise:

1 EL Kraut mit 1/4 l kaltem Wasser ansetzen, langsam zum Sieden erhitzen und nach 2-3 min. abseihen. Täglich 1 Tasse vor den Hauptmahlzeiten trinken.

Bei kalten Zubereitungen bleiben die Bitterstoffe unverändert. Kaltmazerate sind deshalb bitterer und wirken damit auch stärker.

Zur äußeren Anwendung kann man eine Kompresse mit dem Teeaufguss tränken und sie täglich mehrmals auf die wunde Stelle legen.

 

Es kann auch eine Tinktur angefertigt werden: dazu übergießt man 20 g mit 100 ml 25 %igem Alkohol und lässt das Ganze 5 Tage stehen. Von dieser Tinktur nimmt man 1 Teelöffel vor oder nach den Mahlzeiten. Diese Tinktur kann auch zur Reinigung von Wunden verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Anfertigung einer Weintinktur: dazu setzt man 10 g in 100 ml Rotwein an und lässt wiederum einige Tage stehen, dann nimmt man 1 Teelöffel vor den Mahlzeiten.

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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