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Gewöhnliche Birke

Synonyme: Gewöhnliche Birke, Hängebirke, Betula, B. alba, B. verrucosa, B. lobulata, B. odorata, B. rhombifolia Sandbirke, Weißbirke, Warzenbirke, Harzbirke, Rauhbirke, Maibaum, Frühlingsbaum, Besenbaum, Besenbirke, Bork, Bark, Hexenbesen, Moorbirke 

Die Gewöhnliche Birke (Betula pendula) gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Weltweit gibt es bis zu 100 Arten, wobei die Angaben relativ stark schwanken (35 – 100). Die Birke kommt mit Ausnahme von Südeuropa im gesamten eurasische Raum vor, einschließlich des nördlichen Skandinaviens. Im Osten ist sie bis nach Sibirien verbreitet. In den Alpen kann man sie bis in Höhen von 1900 m antreffen. Das Wort Birke kommt aller Wahrscheinlichkeit nach vom althochdeutschen bircha und geht auf den indogermanischen Begriff (*bherHg̑o) zurück. Dieser spielt auf die helle Rinde an und bedeutet so viel wie "glänzend, schimmernd". Der Wortstamm -bright (englisch) bzw. -brecht (mittelhochdeutsch) hat die Bedeutung „leuchtend“.

Woran erkennt man die Gewöhnliche Birke?

Alle Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne Bäume, manchmal auch Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell und relativ hochwachsenden Gewächsen. Bereits nach sechs Jahren können sie eine Höhe von bis zu 7 Metern erreichen. Die Gewöhnliche Birke wird normalerweise zwischen 15 und 25 Meter hoch und kann (wenn sie einzeln steht) ein Alter bis zu 160 Jahren erreichen.

Birken wachsen mit einzelnen, manchmal aber auch mit mehreren Stämmen. Viele Birkenarten haben eine auffällige Borke von fast schwarzer über dunkel- und hellbraune bis zu weißer Farbe. Anfangs ist sie glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab. Zum Schluss reißt sie horizontal auf. Das Holz ist leicht und je nach Art weich bis mehr oder weniger hart, fast weiß bis rötlich-braun und besitzt eine feine Maserung. Die in Blattstiel und Blattspreite gegliederten Laubblätter sind wechselständig und meist zweireihig angeordnet. Die Blattränder sind je nach Birkenart gesägt bis doppelt gesägt.

Alle Birkenarten sind einhäusig getrenntgeschlechtig. Die Blütenstände heißen Kätzchen, wobei die weiblichen Kätzchen unter den männlichen stehen. Die männlichen Kätzchen hängen einzeln in kleinen Gruppen meistens an den Zweigenden und werden bereits in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet. Sie sind also schon während des Winters zu sehen. Die weiblichen Kätzchen stehen meist einzeln aufrecht und haben eine Eiform oder sind zylindrisch. Sie bilden sich gleichzeitig mit dem Austreiben der Laubblätter voll aus. Zuvor waren sie in Knospen geschützt.

Wie wirkt die Gewöhnliche Birke?

Die anerkannte medizinische Anwendung von Birkenblättern ist die Durchspülung der Harnwege, insbesondere bei Harnwegsentzündungen und Nierengries, sowie unterstützend bei bakteriellen Harnwegsinfektionen. Nebenwirkungen sind bisher nicht bekannt.

In Urologie werden Birkenblätter oft mit Bärentraubenblättern, Hagebutten, Schachtelhalm, Goldrute, Brennesselblättern, Liebstöckel und Hauhechel gemischt.

Betulin ist Hauptkomponente des Birkenrinde-Extrakts Epivalsan, der 2016 in Europa die Zulassung als Medikament für die äußerliche Behandlung von oberflächlichen Hautwunden bei Erwachsenen erhielt.

Aus der Rinde wird Birkenteer (Pix Betulinae) gegen Hautkrankheiten hergestellt.

Der frische Saft wird innerlich als Nahrungsergänzungsmittel und äußerlich gegen Cellulite verwendet. 

Hinweis für Birkenpollenallergiker:

Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil der auf Birkenpollen reagierenden Allergiker stieg nach Angaben der HNO-Klinik der Universität Wien in den letzten 20 Jahren von 35 % auf 50 % aller Frühblüher-Allergiker an.

Bei einer Sensibilität auf Birke kann auch eine Überreaktion auf Äpfel erfolgen. Weitere mögliche Kreuzreaktionen (können) bestehen gegenüber Birne, Pfirsich, Nektarine, Kirsche, Zwetschke, Hasel- und Walnuss, Mandel, Brom-, Erd- und Himbeere, rohe Karotte, Sellerie und Kiwi.

In der Homöopathie wird zum einen Betula pendula e cortice, äthanol. Decoctum HAB1 (getrocknete Rinde), zum anderen Betula pendula e foliis HAB1 (frische, junge Blätter) in anthroposophischen Therapierichtungen verwendet.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für die Gewöhnliche Birke

  • Arthritis

  • Gicht bzw. Hyperurikämie

  • Haut- und Haarprobleme

  • entzündungshemmend

  • tumorhemmend

  • antiviral

  • blutreinigend

  • diuretisch

  • gastroprotektiv

  • Rheuma

  • übermäßiges Schwitzen

  • Ödeme

  • schmerzstillend

  • antimikrobiell

  • Allergien

  • Augenringe

  • Hypercholesterinämie

  • Blasenentzündung

  • Diabetes

  • Durchfall

  • Ekzeme

  • Flechten

  • Frühjahrsmüdigkeit

  • Haarausfall

  • Husten

  • Nierenschwäche

  • Nierensteine 

  • Schuppen

Welche Wirkstoffe sind in der Gewöhnlichen Birke enthalten?

Birkenrinde - 4 bis 15 % Gerbstoffe (Proanthocyanidine, Leucoanthocyanidine) und bis zu 8 %Triterpene (Betulin, Betulinsäure, Lupeol, Betulinaldehyd, β-Sitosterin ). Betulin [s. Formel] bildet mit bis zu 22 % den Hauptanteil. Weiterhin finden sich Phenolcarbonsäuren (Benzoesäure Salicylsäure, Vanillinsäure) und langkettige Fettsäuren und sehr wenig ätherisches Öl (ca. 0,05 %) mit monocyclischen Sesquiterpenen sowie bis zu 0,3 % Betulosid.

 

Birkenblätter - 2 bis 3 % Flavonoide (ca. 0,8 % Hyperosid und 0,6 % Avicularin), Glykoside von Quercetin, Myricetin und Kämpferol sowie Proanthocyanidine. 

Außerdem Triterpen-Saponine wie Triterpenalkohole (u. a. Betulafolientriol) mit teilweise hämolytischer Aktivität).

Zu den weiteren Inhaltsstoffen gehören sehr wenig ätherisches Öl (bis 0,1 %) sowie Phenolcarbonsäuren (Kaffeesäure, Chlorogensäure) und bis zu 0,5 % Ascorbinsäure und etwa 4 % mineralische Bestandteile (Kaliumtartrat, Calciumoxalat).

Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.

Für Birkensaft wurden leichte entzündungshemmende, schmerzstillende und antimikrobielle Wirkungen beobachtet.

Er enthält u. a. Invertzucker, so dass er auch vergoren werden kann.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Folgende Pflanzenteile werden medizinisch verwendet:

  1. Betulae cortex- (syn. Cortex Betulae); Birkenrinde. 
  2. Betulae folium- (syn. Folia BetulaeFolium Betulae); Birkenblätter.
  3. Betulae succus recens- Frischer Birkensaft: der durch Anbohren der Stämme gewonnene Saft.

Anwendung

Aus Birken wird nachweislich schon seit mindestens 50.000 Jahren durch Verschwelung und Trockendestillation Birkenpech hergestellt. Es kann also als der erste systematisch hergestellte Kunststoff der Menschheitsgeschichte bezeichnet werden. Pech dient zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen und wurde sowohl von Neandertaler als auch von modernen Menschen (Cro-Magnon-Mensch) verwendet.

Weiterhin wird Betulin zur Behandlung von Malaria, Tumoren und HIV untersucht.

Teezubereitung (Birkenblätter): 2 -3 g fein geschnittene Birkenblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und nach ca. 15 Minuten durch ein Teesieb filtriert. Davon mehrmals täglich eine Tasse trinken.

Verschiedenes

Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen. Beispielsweise dienen Knospen und Samen dem Birkenzeisig und dem Birkhuhn als wichtige Winternahrung. Die Birke selbst ist außerdem Heimat für viele Pilze, Flechten und Moose, aber auch für Insekten und Säugetiere, von denen einige als Parasiten oder in Symbiose in, an und auf Birken leben. Allein von den Schmetterlingsraupen sind es 118 Arten, denen die Birke als Futterpflanze dient.

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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