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Gemeiner Wermut

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Wermut gehört - wie auch der Beifuß - zur Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Wermut wächst natürlich im gemäßigten Eurasien, in Indien und Nordafrika (Marokko, Algerien).

Er bevorzugt trockene oder sandig-tonige Böden und gedeiht an sonnigen Wegrändern in der Nähe von Wasserläufen. Die Pflanze mag keine stauende Nässe. Wermut kommt bis in Höhen von 3500 m vor.

In Nordamerika wurde der Wermut eingeführt, die dortigen Populationen sind sich selbst erhaltend. 

Im alten Griechenland war der Wermut der jungfräulichen Jagdgöttin Artemis (das ist der griechische Name der römischen Jagdgöttin Diana) geweiht, daher rührt der lateinische Name Artemisia.

Der Zusatz absinthium ist die lateinische Bezeichnung für Wermut. Es handelt sich dabei um ein westgermanisches Wort unbekannter Herkunft, vermutlich aus dem mittelhochdeutschen wërmuot.

Woran erkennt man den Wermut?

Wermut ist eine ausdauernde, meist krautige Pflanze, die  Wuchshöhen von 40 bis 60, manchmal auch bis 150 cm erreicht. Die oberirdischen Teile sind gräulich-grün und duften stark aromatisch (intensiv moschusartig). Er bildet aufrechte, dicht beblätterte Sprossen, die am Grund manchmal verholzt sind. Im oberen Bereich sind sie mehrfach verzweigt

Die tiefer sitzenden Blätter haben Blattstiele von bis zu 10 cm Länge und einer 8 bis 15 cm langen und 4 bis 8 cm breiten Blattspreite, die sich in 2 bis 3 Lappen auf jeder Seite aufspaltet.

Die Blattoberseiten sind dicht behaart und die Blüten sitzen in kurz gestielten, hängenden Köpfchen in bis zu 30 cm langen, pyramidenartig aufgebauten, rispenartigen Gruppen.

Wie wirkt der Wermut?

Wermut wurde bereits seit der Antike als Heilpflanze eingesetzt. Ihm wurden daher zahlreiche Wirkungen zugeschrieben, wie Förderung von Appetit, Verdauung und Menstruation sowie Hilfe bei Kopfschmerzen, Gelbsucht und Entzündungen. Auch als Abtreibungsmittel (Abortivum) wurde Wermut eingesetzt. Im Mittelalter war es unter anderem von Hildegard von Bingen, die den Einsatz als Heilpflanze ausführlich beschrieben und dabei vor allem die äußerlichen Anwendungen betont hat. Für sie war der Wermut das "wichtigste gegen alle Erschöpfung".

Mönche haben Wermut zur Abwehr von Mäusefraß an Büchern in Schreibtinte verwendet, er wurde auch gegen Motten in Kleiderschränke gehängt. 

Nachgewiesen ist die Wirksamkeit des Wermutkrautes zur Appetitanregung, bei Gastritis oder Blähungen, zur Anregung der Leberfunktion und bei krampfartigen Störungen des Darm- und Gallenwegbereichs. Entscheidend für die verdauungsfördernde Wirkung sind die enthaltenen Bitterstoffe. Als Gallentherapeutika und Mittel für den Verdauungstrakt und Stoffwechsel wendet man den Wermut gerne in Kombination mit solchen pflanzlichen Mitteln wie Anis,

Tausendgüldenkraut, Fenchel, Gelbem Enzian, Wacholder, Kamille, Melisse, Fieberklee, Rosmarin und Baldrian an.

In der Schweiz ist er beispielsweise in Zeller Balsam in Kombination u. a. mit Weihrauch, Myrrhe, Schafgarbe und Blutwurz enthalten.

Äußerlich kann Wermut bei verschiedenen Hautleiden eingesetzt werden.

Die ESCOP und die Kommission E haben als Anwendungsgebiete Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich (dyspeptische Beschwerden) anerkannt.

Vom HMPC wurde Wermutkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Es kann zur Behandlung vorübergehender Appetitlosigkeit und zur Behandlung dyspeptischer und gastrointestinaler Beschwerden eingesetzt werden.

In der Homoöpathie kommt Artemisia absinthium HAB1 als frische, obere Sprossteile, Blätter und Blüten bei Erregungszuständen und Krampfleiden sowie bei Entzündungen der Magenschleimhaut zum Einsatz.

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für den Wermut

  • blutbildend,
  • blutreinigend,
  • Kreislauf stärkend,
  • menstruationsfördernd,
  • wehenfördernd,
  • appetitanregend, verdauungsfördernd, 
  • blähungstreibend 
  • galletreibend
  • Allgemeine Schwäche
  • Blähungen
  • Gallenbeschwerden
  • Gelbsucht
  • Magenschwäche
  • Mundgeruch
  • Nierenschwäche
  • Offene Wunden
  • Ohrenschmerzen
  • Quetschungen
  • Verstauchungen
  • Würmer

 

Welche Wirkstoffe sind im Wermut enthalten?

Wermut enthält mit 0,15 bis 0,4 % eine hohe Konzentration an Bitterstoffen aus der Gruppe der Sesquiterpenlactone. Der Hauptbestandteil ist dabei das Absinthin mit 0,2 - 0,28 %. Daneben kommen noch Artabsin (das Monomere von Absinthin), Isoabsinthin, Matricin, Anabsinthin,

Absintholid, Artanolid und Desacetylglobicin vor. Gefunden wurden außerdem Glykoside des Quercetins und des Kämpferols, Kaffeesäure und andere Phenolcarbonsäuren, sowie Cumarine und Lignane.

Das Kraut enthält etwa 1,5 % ätherisches Öl mit über 90 Komponenten:

Hauptbestandteil ist dabei Thujon (überwiegend β-Thujon [s. Formel], wenig α-Thujon), sowie trans-Sabinylacetat, cis-Epoxycimen, Chrysanthenylacetat und Lavandulylacetat. Daneben enthält es cis-3-Hexenol, α-Pinen, Sabinen, Myrcen, p-Cymol, trans-Sabinol, Nerol, Terpinen-4-ol, Geraniol, Geranylester und γ-Cadinen, die Monoterpene Linalool und 1,8-Cineol sowie die Sesquiterpene α-Bisabolol, β-Curcumen und Spathulenol. Bei verschiedenen Untersuchen wurden Isothujon,

Thujylalkohol und dessen Ester (Thujylacetat), Chamazulen und weitere Mono- und Sesquiterpene, sowie verschiedene Flavonoide nachgewiesen. Das Vorhandensein kleinerer Mengen an Polyacetylenen wird vermutet.

 Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet werden Bruchstücke der Zweigspitzen von blühenden Pflanzen (Absinthii herba bzw. Herba Absinthii, Eltzkraut, Magenkraut) und die getrockneten Laubblätter.

Das Arzneibuch schreibt einen Mindestgehalt an ätherischem Öl vor.

Anwendung

Aus Wermut kann ein Tee zubereitet werden.

Dazu übergießt man etwa 1,5 g fein geschnittenes Wermutkraut ( = 1 Teelöffel) mit einer Tasse siedendem Wasser und lässt abgedeckt etwa 15 min stehen. Dann wird abgegossen und zur Appetitanregung jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten eine Tasse getrunken. 

Verschiedenes

Nach Dioskurides sollen die alten Ägypter den Wermut als „Somi“ gekannt haben. In der Form „Saam“ kommt dieser Begriff schon im Papyrus Ebers vor.

Wermut war in Ägypten ohnehin eine wichtige Pflanze, schon die Priesterinnen der Isis haben ihn bei ihren Ritualen verwendet.

 

In der Küche gilt Wermut (in nicht zu großen Mengen) als verdauungsförderndes Gewürz bei fetten Speisen.

Er ist auch (namensgebender) Bestandteil des Absinth, einem alkoholischen Getränks mit Auszügen von Wermut, Fenchel, Anis und Melisse, das besonders im 19. Jahrhundert beliebt wurde.

Aufgrund des Thujongehalts und der vermuteten gesundheitsschädlichen Wirkung war dieser zeitweise in verschiedenen europäischen Ländern verboten.

Extrakte aus dem Wermutkraut werden auch zur Herstellung von Wermutwein verwendet, einem mit Gewürzen und Kräutern aromatisierten, aufgespriteten Wein. 

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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