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Schlechte Zeiten für Pressearbeit

 

Pressetexte zu veröffentlichen, wird immer schwieriger. Das gilt auch für journalistisch einwandfreie Artikel ohne Werbung. Diese Erfahrung machen viele VFP-Mitglieder und mancher vermutet dahinter eine Folge der Anti-Heilpraktiker-Kampagne bestimmter Lobby-Gruppen.

Zum Teil trifft das sicher zu, doch in den meisten Fällen hat die Verweigerungshaltung der Redaktionen einen anderen Grund: Die Printmedien in Deutschland haben – bedingt durch die neuen Medien – einen anhaltenden und in vielen Fällen existenzbedrohenden Auflagenschwund  zu verzeichnen. Die Corona-Krise verschärft die Lage noch. Kleinere Verlage wurden und werden von größeren übernommen, die dann zunächst einmal die Redaktionen „optimieren“: Aus ehemals selbstständig agierenden Redaktionen werden „News desks“, bei denen ein paar Redakteure von der Zentrale aus komplette Regionen betreuen, zu denen sie häufig keinerlei Bezug haben.

Der Gedanke dahinter: Aus Sicht der meisten Geschäftsführungen sind Redakteure vor allem eines: teuer. Geld wird mit den Anzeigen verdient. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Redaktion, weitere Kosten zu sparen und Erträge zu erwirtschaften. In der Folge wird nichts mehr veröffentlicht, was auch nur entfernt irgendwie kommerziell sein könnte. Da Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie von ihrer Arbeit leben, sind sie nach dieser Logik kommerzielle Anbieter. Damit steht es schlecht um eine kostenlose Veröffentlichung.

Betroffen sind von dieser fortschreitenden Entwicklung aber keineswegs nur Heilpraktiker, sondern – wenn auch in geringerem Umfang -  inzwischen auch nicht kommerzielle Sozialdienstleister wie etwa Werkstätten für Menschen mit Behinderungen oder das Rote Kreuz. Etwa dann, wenn es beispielsweise um einen neuen Werkstattladen oder eine Großinvestition  in ein Pflegeheim geht, die mit Aufträgen für etliche heimische Firmen verbunden ist und damit Arbeitsplätze sichert. „Klassische“ Mittelständler haben in der Regel gar keine Chance mehr, kostenlos einen redaktionellen Beitrag veröffentlicht zu bekommen. Selbst dann nicht, wenn etwa zum Beispiel eine abgewendete Geschäftsaufgabe und damit über die Rettung von Arbeitsplätzen samt Gewerbe- und Einkommenssteuerzahlungen berichtet werden soll. Vor 15 Jahren wäre so ein Thema unstrittig in den Lokalteil gekommen; inzwischen sieht das anders aus.

Was statt dessen häufig angeboten wird, ist ein redaktioneller Beitrag in Verbindung mit einer Anzeige: Dieses Angebot ist aber mit Vorsicht zu genießen: Ganz abgesehen davon, dass die Anzeige natürlich Geld kostet, landet der „redaktionelle Beitrag“ dann häufig im Anzeigenteil (wo man ihn in der Regel ja eben nicht haben wollte) oder er wird mit dem Hinweis „Anzeige“ versehen. Auch ist längst nicht sicher, dass der „redaktionelle Beitrag“ dann wirklich von einem Redakteur geschrieben wurde – oftmals übernehmen das freie Mitarbeiter oder Anzeigenvertreter ohne entsprechenden Hintergrund. Und so liest sich der teuer bezahlte Text dann auch.

Da hilft selbst ein guter persönlicher Draht zu dem einen oder anderen Redakteur mittlerweile wenig: Die Geschäftsführung (und die Anzeigenabteilung) achtet sehr genau darauf, was wie veröffentlicht wurde. Redakteure, die sich nicht an die Vorgaben halten, riskieren Ärger.

Die Redaktionen warnen schon lange davor, dass sich die Zeitungen auf diese Weise ihr eigenes Grab schaufeln: Weniger interessante Themen aus „meiner Ecke“, betreut von immer weniger Profis, die sich noch dazu in der Gegend auch nicht auskennen – wozu brauche ich dann noch die Zeitung?

Eben…


Autor

Jens. H. (voller Name ist der Redaktion bekannt)

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