Mein Sehtest
Allen älteren Menschen, vor allem denen, die bereits unter einer trockenen oder feuchten Makuladegeneration (AMD) leiden, empfehle ich, selbst mehr Verantwortung für ihr Augenlicht zu übernehmen. Mein täglicher Sehtest ist leicht durchführen und kostet nicht einmal eine Minute. Aber er kann nach meiner Erfahrung im akuten Fall einer feuchten AMD den Beginn der medizinischen Behandlung erheblich beschleunigen. Damit ist wertvolle Zeit gewonnen.
Ich habe vor wenigen Jahren herausgefunden, wie ich eine auftretende Blutung selbst feststellen kann. Zu diesem Zeitpunkt war mein linkes Auge schon sehr stark durch die feuchte AMD geschädigt.
Wie ich den Test mache? Da er nur bei stark gedämpftem und indirektem Licht funktioniert, führe ich ihn entweder morgens oder abends bei Dämmerung durch. Im Liegen schaue ich dann auf die weiße Zimmerdecke. Man könnte auch ein stärkeres weißes Blatt Papier nehmen. Nacheinander prüfe ich beide Augen,
indem ich ein Auge zuhalte und mit dem anderen auf die weiße Fläche schaue. Im Normalfall nehme ich nur ein Flimmern wahr – ein gutes Zeichen!
Dagegen deutet ein feststehender dunkler Punkt, der unterschiedlich groß sein kann, auf eine Blutung hin. Alarmstufe rot! Ein dringender Termin beim Augenarzt ist angesagt. Wird die Vermutung durch seine wissenschaftlichen Methoden bestätigt, kann schnell mit der medizinischen Behandlung begonnen werden.
Wird nichts unternommen, schreitet die Blutung von Tag zu Tag rapide fort.
Sieht es etwa so aus? Kein Grund zur Besorgnis!
Bei solchen oder ähnlichen Bildern: schnell zum Augenarzt!
Meine Augenübung
Seit vielen Jahren leide ich auf beiden Augen unter der trockenen Makuladegeneration, vor etwa fünfeinhalb Jahren kam auf einem Auge die feuchte Makuladegeneration hinzu. Sie wurde immer wieder medizinisch behandelt, wofür ich den Ärzten und Kliniken dankbar bin.
Aber es war mir wichtig, auch selbst etwas für meine Augen zu tun. Seit einem guten Jahr habe ich mit meiner Übung begonnen. Zweimal am Tag habe ich mir dafür Zeit genommen, etwa eine viertel Stunde (gefühlt, nicht gemessen). Ich führe die Übung nach dem Schlafen durch, morgens und nachmittags.
Erst entspanne ich mich, so wie ich es vor vielen Jahren in einem Kurs gelernt habe. Ich liege auf dem Rücken, die Beine nebeneinander und die Arme neben dem Körper, so dass sie ihn nicht berühren. Es heißt, dass sonst Energieströme entstehen, die die Entspannung stören würden. Die Handflächen zeigen nach oben.
Meine Gedanken richten sich auf meine Augen. Wenn mir das nicht gelingt, schaue ich auf meine Nasenspitze. Und das wiederhole ich immer dann, wenn meine Gedanken abschweifen.
Wenn ich ganz entspannt bin, nutze ich die Energieströme zwischen meinen Händen. Dazu lege ich meine Finger auf die Schläfen, so, dass die Fingerspitzen zur Nasenwurzel zeigen. An der entstehenden Wärme kann ich spüren, wie eine bessere Durchblutung einsetzt. Nachdem ich das eine Zeitlang, vielleicht einige Minuten lang, getan habe, mache ich eine mindestens dreimal so lange Pause. Dann wiederhole ich die Übung.
Das ist alles? Ja, das ist alles!
Und mein Erfolg? Seitdem ich diese Übung mache, hat sich viel getan. Meine letzte Behandlung in der Augenklinik ist etwa elf Monate her. Es gab seither keine neue Blutung in dem von der feuchten Makuladegeneration betroffenen Auge. Und das Erstaunliche ist, dass sich auf beiden Augen auch die trockene Makuladadegeneration verbessert hat, die bisher gar keine klinische Behandlung erfahren hat.
Nachdem ich die Übung etwa ein halbes Jahr lang durchgeführt hatte, wurde ich mit einem Schlüsselerlebnis belohnt: Im Fernsehen wurde ein Tennisspiel übertragen. Obwohl ich mich für diesen Sport sehr begeistern kann, hatte ich es seit langem vermieden, mir Tennisspiele anzuschauen, denn ich konnte die grotesk verzerrten Linien von Spielfeld und Netz nicht ertragen. An diesem Tag ging ich zufällig am Fernsehgerät vorbei, als meine Tochter mit Spannung das Match verfolgte. Da entdeckte ich, dass die Linien fast gerade waren und nicht mehr störten. Mit Vergnügen schaute auch ich mir das Spiel bis zum Ende an.
Heute, nachdem ich etwa ein Jahr lang geübt habe, bewältigen meine Augen den Wechsel zwischen Dunkelheit und Helligkeit viel schneller.
Kann man einen 98jährigen nicht zu solchen Fortschritten beglückwünschen?
Allerdings hatte ich beim Üben manchmal auch unerwünschte, erschreckende Wirkungen. Das möchte ich nicht verschweigen. Es entstanden grässliche Bilder vor meinem inneren Auge, Trugwahrnehmungen. Dabei kann ich mit großem Ehrenwort versichern, dass ich weder an Geistesgestörtheit noch an Trunksucht leide. Aus dem Internet konnte ich erfahren, dass man dieses Phänomen Charles-Bonnet-Syndrom nennt. Vor allem ältere Menschen mit gestörter Sehkraft sollen darunter leiden.
Also was nun? Aufhören mit dem Programm? Oder genau beobachten, wann die unerwünschten Visionen auftreten? Ich entschloss mich zu letzterem und fand heraus, dass ich meine Übung unbedingt entspannt und bei Helligkeit durchführen muss.
Licht, Pausen, Regelmäßigkeit und auch Geduld, das waren und sind nach meinen
Erfahrungen die wichtigsten Voraussetzungen für meinen Erfolg, über den ich mich sehr freue!
Nachdem ich ein Jahr lang geübt hatte, konnte ich übrigens die Häufigkeit meiner Übung reduzieren. Nach meiner Einschätzung reicht es jetzt aus, sie ein- bis zweimal wöchentlich durchzuführen, um den Status quo zu erhalten.
All denen, die meine Übung ausprobieren möchten, empfehle ich, sich von einem in Entspannungstechniken erfahrenen Lehrer oder Kursleiter unterstützen zu lassen.
Und noch etwas zum Schluss:
Selbstverständlich ersetzt meine Übung keinesfalls die medizinische Behandlung der AMD!
Gottfried Kleinmann im Dezember 2013
(von der AMD betroffener medizinischer Laie im Alter von 98 Jahren)