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Kalmus

Synonyme: Gewöhnlicher Kalmus, Kaninchenwurz(el), Karremanswurz(el), Schwertheu, Magenbrand, Magenwurz, Nagenwurz, Ackerwurz, Würtzriedt, Gewürzkalmus, Rotting, Zehrwurz, Deutscher Ingwer, Acorus calamus,Calamus aromaticus, Acorus verus, Acorus odoratus, Acorus legitimus, Acorus vulgaris, Canna persidis, Ciparus, Kalmes, Kalmser, Brustwurz, Deutscher Zitwer, Ackermann(swurzel), Schwerthenwurzel, Bajonettstangen, Kalmuswürze, Karmsen, Indischer Kalmus

Ursprünglich stammt Kalmus aus Asien und Nordamerika. Er wurde in Mittel- und Osteuropa und in Ägypten eingebürgert. Nach Europa kam der Kalmus im 13. Jahrhundert durch die Tartaren. Von ihnen wurde er zur Desinfektion des Trinkwassers eingesetzt. Dauerhaft angesiedelt hat er sich in Europa gegen Ende des 16. Jahrhunderts.

Er zählt zu den Röhrichtpflanzen (einer Untergruppe der Sumpfpflanzen) und findet sich vorzugsweise in den Uferzonen nährstoffreicher Gewässer. Kalmus gehört zur Gattung Kalmus innerhalb der Familie der Kalmusgewächse. Der Name Kalmus (mit den Varianten Kalmes und Kalmser) ist seit spätmittelhochdeutscher Zeit bekannt und geht über das lateinische calamus auf griechisch κάλαμος (kálamos = Halm, Rohr, Schilf) zurück. Davon abgeleitet ist übrigens auch das Wort Karamell.

 

Woran erkennt man Kalmus?

Kalmus ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 60 bis 120 cm. Sie besitzt ein etwa 2 cm dickes, fleischiges, aromatisch im Geruch an Kampfer erinnerndes Rhizom von der Stärke eines Daumens und enthält etwa 1,5 bis 5 % ätherisches Öl. Die Pflanze vermehrt sich ausschließlich vegetativ über das Wachstum dieser Rhizome. Kalmus hat einen dreikantigen und zweizeilig beblätterten Stängel.

Die Laubblätter sind schilfähnlich, unifazial (die Ober- und Unterseite geht nur aus der Unterseite der Blattanlage hervor) und schwertförmig. Die Laubblätter sind typischerweise an den Rändern an manchen Stellen stark gewellt. Kalmus gehört zu den mehrjährigen Pflanzen. Er blüht von Juni bis Juli. Dabei sieht es so aus, als wenn der Blütenstand seitlich steht. Die Blüte ist ein 4 bis 10 Zentimeter langer, grünlich bis rötlicher Kolben. Die gelblich-grünen Blütenhüllblätter sind kapuzenförmig und weniger als 1 mm lang. Die Früchte des Kalmus reifen in Mitteleuropa nicht.

 

Wie wirkt der Kalmus?

Kalmus ist eine traditionelle Medizinpflanze der asiatischen Medizin, die seit dem 13. Jahrhundert auch in Europa bekannt ist und seit dieser Zeit als Heilpflanze verwendet wurde. Er gilt als kräftigend, fördert die Magensekretion und ist durch den Gehalt an Bitterstoffen appetitanregend. Desweiteren besitzt Kalmus eine Wirkung gegen  Flatulenzen (Blähungen), Verdauungsstörungen, Gastritis und Magengeschwüre. Die Wurzel wird in Form von Extrakten innerlich als Stomachikum bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Flatulenz verwendet. Möglicherweise besitzt Kalmus eine spasmolytische Wirkung. Durch das Kauen der Wurzel soll er stimmungsaufhellend sein und kann in höherer Dosis leichte Halluzinationen verursachen. Verantwortlich dafür sind die enthaltenen Asarone. Außerdem werden der Wurzel und den Asaronen aphrodisierende Eigenschaften zugeschrieben. Allerdings wirken Asarone mutagen, karzinogen sowie reproduktionstoxisch. Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht bei rheumatischen Erkrankungen sowie bei Husten.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für Kalmus

  • Appetitlosigkeit
  • Erschöpfung und Schwäche
  • Gallenbeschwerden
  • Magenbeschwerden
  • Verdauungsstörungen
  • schmerzlindernd
  • beruhigend
  • krampflösend
  • Anregung der Magensaftsekretion
  • Blähungen
  • Darmkrämpfe
  • Magengeschwüre
  • Magenkatarrh
  • Magenkrämpfe
  • Mundschleimhaut-Entzündungen
  • Raucherentwöhnung
  • Verstopfung
  • Zahnende Kinder

 

 

Welche Wirkstoffe sind im Kalmus enthalten?

Kalmuswurzel enthält 1,7 -  9,3 % ätherisches Öl mit komplexer Zusammensetzung. Enthalten sind Phenylpropanderivate, besonders β-Asaron (s. Bild) und Terpene, unter anderem β-Farnesen, Geranylacetat, Isoeugenolmethylether, Acoragermacron und Acoron. Weitere Bestandteile des ätherischen Öls sind α-Asaron und das dimere β-Asaron-Derivat Acoradin, ein Monoterpen [(Z,Z)-4,7-Decadienal] und verschiedene Sesquiterpene (Shyobunon-Isomere). Als flüchtige Bitterstoffkomponente muss das Acorenon (ein Sesquiterpendiketon mit Spiran-Struktur) erwähnt werden. Nicht flüchtige Inhaltsstoffe sind Acorin (Bitterstoffglykosid), Cholin (etwa 125 mg/100 g), Methylamine, Gerbstoffe, Fettsäuren (Arachidonsäure, Linolsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure) Stärke, Zucker (Fruktose, Glukose, Maltose) und Schleimstoffe.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Vom Kalmus wird der Wurzelstock (Calami rhizoma) verwendet, der im September und Oktober geerntet wird. Daraus wird das Kalmusöl gewonnen, das medizinische Verwendung findet und bei der Parfüm- und Likörherstellung (hier hauptsächlich für Magenbitter) eingesetzt wird.

 

Anwendung

In kandierter Form wird der Wurzelstock zuweilen als „Deutscher Ingwer“ gegessen. Kalmuswurzel ist z. B. in verschiedenen Magentees enthalten, meist in Kombination mit Kamille, Melisse, Tausendgüldenkraut und Schafgarbe. Wenn der Tee selbst zubereitet wird, übergießt man 2 Teelöffel voll mit einer Tasse siedendem Wasser (evtl. kurz aufkochen) und lässt 10 Minuten ziehen. Mund- und Gurgelwässern wird manchmal Kalmusöl zugesetzt. Gegen Verdauungsbeschwerden setzt man 1 Teelöffel des zerkleinerten Wurzelstocks mit ¼ l kaltem Wasser an und lässt 8-10 Std. ziehen. Täglich davon mehrere Tassen schluckweise trinken. Aus Kalmus lässt sich mit 70%igem Ethanol auch eine Tinktur herstellen. Davon nimmt man dreimal täglich 30 Tropfen ein. Zur allgemeinen Stärkung und Kräftigung kann Kalmus als Badezusatz  verwendet werden. Dazu macht man einen Aufguss von 250 g Kalmuswurzel in 2 Liter Wasser für ein Vollbad.

 

Verschiedenes

Schon vor 5700 Jahren hat man dem Kalmus in China nachgesagt, ein Lebensverlängerer zu sein. Erwähnung findet Kalmus auch an 4 Stellen im Alten Testament in der Bibel. Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass er früher ein wesentlich größeres Ansehen genoss als heutzutage. Indigene Völker Nordamerikas verwenden auch heute noch Kalmus für medizinische Bäder, Räucherungen sowie für Teezubereitung und als Gewürz. Auch bei der Raucherentwöhnung kann Kalmus helfen. Wenn man den Wurzelstock kaut, wird einem beim Rauchen übel.


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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