Skip to main content

Herbstzeitlose

olchicum commune, C. crociflorum, C. multiflorum, Butterwecken, Henne, Hennegift, Giftblume, Herbstblume, Giftkrokus, Hahnenklöten, Herbstvergessene, Hundsblume, Hundsknofel, Käsestäuber, Kokokköl, Kuckucksweck, Kuhditzen, Kuheuter, Läuseblume, Leichenblume, Lichtblume, Michaelisblume, Michaeliswurz, Mönchskappen, Nacktarsch, Ochsenpinsel, Spindelblume, Spinnblume, Teufelsbrot, Teufelswurz, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wildsafran, Wilde Zwiebel, Winterhaube, Winterhauch, Zitlose, Herbstlilie, Heugucken, Herbstkunkel, Hundshoden, Hundszwiebel, Nackte Jungfer, Kathrinenblume, Kuckucksbrot, Laustaschen, Leichenblume, Pumperhosen, Schulblume, Teufelstabakbeutel, Zosen

 Die Herbstzeitlose gehört zur Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Der deutsche Trivialname Herbstzeitlose leitet sich davon ab, dass die Pflanze im Herbst bis in den Oktober hinein blüht, also außerhalb der Blütezeit anderer Pflanzen. Mit ihrem Aufblühen sagt sie den Beginn der Herbstzeit vorher. Sie wird auch oft mit Bindestrich als “Herbst-Zeitlose” geschrieben, was aber irreführend ist. Die Gattungsbezeichnung Zeitlosen gab es historisch so nicht. Sie wurde offenbar von Botanikern (Übersetzer von Linné) später geschaffen.

Die Pflanze blüht vom Spätsommer bis in den Herbst. Sie stammt ursprünglich aus Westasien, ist heut aber in Mittel- und Südosteuropa (Irland, England, Norddeutschland, Südpolen und Bulgarien) weit verbreitet und wird auch als Zierpflanze gehalten. Die Pflanze wächst auf nährstoffreichen, feuchten Wiesen und an Böschungen, hier aber bevorzugt an sonnigen oder halbschattigen, aber relativ warmen Stellen, die nicht ungeschützt dem Wind ausgesetzt sind. In den Allgäuer Alpen wächst sie bis in Höhen von 1500 m.

 An manchen Stellen im Alpenvorland kommt die Herbstzeitlose so massenhaft vor, dass dort wegen der Giftigkeit ein Weideauftrieb von Nutztieren nicht möglich ist. Die Pflanze ist sehr giftig für viele Tierarten wie Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen, Hamster und auch für Vögel.

 

Woran erkennt man die Herbstzeitlose?

Die Herbstzeitlose ist eine ausdauernde giftige krautige Knollenpflanze mit Wuchshöhen von 8 bis 30 Zentimetern. Die Pflanze ist ein Geophyt, bei dem nur die unterirdischen Pflanzenteile die ungünstigen Jahreszeiten (Spätherbst, Winter) überdauern. Im Winter baut sich die ursprüngliche Sprossknolle ab. Darüber erfolgt dann im Sommer aus dem Seitenspross die Anlage einer neuen, braunschuppigen Sprossknolle mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 Zentimeter und einer Länge bis zu 7 Zentimeter. Die normalerweise breit-lanzettlichen Laubblätter mit einer Länge von bis zu 40 cm erscheinen durch eine leichte Einrollung schmal. Sie sind trichterartig schräg bis steil aufwärts stehend und erscheinen im Frühsommer zusammen mit der noch unreifen Kapselfrucht. Da sie auffallend dicklich-steif und an der Spitze „kahnförmig“ und knötchenartig zusammengezogen sind, ist damit ein wichtiger und grundsätzlicher Unterschied zu den dünnen, ebenen und rasch schlaff werdenden Blättern von Bärlauch gegeben. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Tatsache, dass die Blätter der Herbstzeitlose immer leicht linksschraubig verdreht sind.

Pro Pflanze werden ein bis fünf zwittrige, radiärsymmetrische dreizählige Blüten gebildet. Die sechs meist blassrosa bis violett, selten weiß gefärbten Hüllblätter der Blüten sind zu einer langen Röhre verwachsen.

 

Wie wirkt die Herbstzeitlose?

Die Wirkung der Präparate ist antichemotaktisch, antiphlogistisch und mitosehemmend. In der Volksmedizin wurde sie früher bei akuter und chronischer Leukämie, Hauttumoren und Condylomata eingesetzt. Umstritten ist die Anwendung bei akutem Gelenkrheumatismus, Sehnenscheidenentzündung, Entzündung des Magen-Darm-Traktes, Psoriasis, nekrotisierender Vasculitis und Leberzirrhose.

Ebenso wurde eine Abkochung der Pflanze zur Bekämpfung von Läusen bei Mensch und Vieh verwendet. Herbstzeitlosenwein wurde bei Asthma, Gicht, Wassersucht und Rheumatismus eingesetzt.

 

Alle Formen der Selbstmedikation sind wegen der großen Vergiftungsgefahr zu unterlassen. Die Wirksamkeit bei den zuvor erwähnten Indikationen der Volksmedizin ist nicht belegt.

Die Herbstzeitlose ist eine gefährliche Giftpflanze!

Nicht in der Schwangerschaft anwenden!

Vorsicht bei alten und geschwächten Patienten und bei solchen mit Herz-, Nieren- oder gastrointestinalen Erkrankungen.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für die Herbstzeitlose


Als Fertigpräparat

  • Hautkrebs
  • Leukämie
  • Neuralgien
  • Rheuma

 

Homöopathisch ab D4!

  • akute und chronische Gicht
  • akuter Gelenkrheumatismus
  • Sehnenscheidenentzündungen

In Österreich gibt es ermutigende Ergebnisse in der Therapie der SARS-CoV-2-Erkrankungen bei überschießenden Entzündungsreaktionen.

 

Welche Wirkstoffe sind in der Herbstzeitlose enthalten?

Die Samen der Herbstzeitlose enthalten etwa 0,5 bis 1,2 % Alkaloide, hauptsächlich neutrale Alkaloide mit Tropolonring (Colchicin [s. Formel, bis zu 65 % der Gesamtalkaloide] und Colchicosid [bis zu 30 % der Gesamtalkaloide]) und daneben wenig N-Desacetyl-N-formylcolchicin und N-Desacetyl-N-oxobutyrylcolchicin. Basische Alkaloide mit einer Tropolonringstruktur (wie beispielsweise Demecolcin) kommen nur in sehr geringen Mengen vor.

Colchicin ist nicht nur in den Samen der Herbstzeitlosen enthalten, sondern auch in den Blüten (bis zu 1,8 %), der Knolle (ca. 0,2 %) und den Blättern (0,03 %).

Colchicin ist ein toxisches Alkaloid aus der Gruppe der Colchicin-Alkaloide. Es gilt als erbgutverändernd.

Colchicinhaltige Arzneimittel zur Behandlung der Gicht wurden schon in Mesopotamien und (im Papyrus Ebers belegt) im Alten Ägypten verwendet.Die Entdeckung und Isolierung von Colchicins im 19. Jahrhundert wird dem Heidelberger Pharmazeuten Philipp Lorenz Geiger zugeschrieben, der Colchicin 1833 aus Samen von Colchicum autumnale gewonnen hat. Zubereitungen der Herbstzeitlose waren damals bereits als Arzneidroge bekannt und wurden beispielsweise bei Gicht (Podagra) eingesetzt. Auch heute noch wird Colchicin bei akuten Gichtanfällen oder bei einer Unverträglichkeit alternativer Arzneimittel angewendet. Zudem wird Colchicin in der aktuellen Leitlinie zur akuten Perikarditis (zusammen mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum [NSAR]) als Erstlinientherapie empfohlen.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet werden die im Juni und Juli geernteten und getrockneten Samen der Herbstzeitlose (Colchici semen, Semen Colchici) mit einem Colchicingehalt von mindestens 0,4 %.

Ebenfalls werden die im Juli und August gesammelten, geschnittenen und getrockneten Knollen (Tuber colchici) sowie die im Herbst gesammelten frischen Blüten (Flores Colchici) genutzt.

 

 

Anwendung

Soweit nicht anders verordnet: Im akuten Gichtanfall oral als Initialdosis entsprechend 1 mg Colchicin, danach 0,5-1,5 mg alle 1-2 Stunden bis zum Abklingen der Schmerzen. Die Tagesgesamtdosis soll 8 mg Colchicin nicht überschreiten.

Zur Anfallsprophylaxe und Therapie des Familiären Mittelmeerfiebers oral täglich entsprechend 0,5-1,5 mg Colchicin.

 

Art der Anwendung:

Da die Herbstzeitlose eine Giftpflanze ist, wird sie nicht als Phytopharmakon eingesetzt, sondern ausschließlich als Reinstoff Colchicin in Fertigarzneimitteln bei Gicht. Die Anwendung als zerkleinerte Droge, Frischpflanzenpresssaft sowie anderen galenischen Zubereitungen zur oralen Applikation sollte möglichst vermieden werden. 

Bei der Dauertherapie des Familiären Mittelmeerfiebers ist eine laufende Blutbildkontrolle sowie Überwachung der Leber- und Nierenfunktion erforderlich.

Innerhalb von 3 Tagen keine Wiederholung der Behandlung eines Gichtanfalls!

Wichtig bei der Anwendung von Präparaten der Herbstzeitlose ist ein genau überprüfter, standardisierter Gehalt an Colchicin. Präparate der Pflanze helfen nur bei akuten Gichtanfällen und den dabei auftretenden Schmerzen. Zur dauerhaften Behandlung der Gicht und zur Senkung der Harnsäurewerte im Blut sind sie nicht geeignet.

Die Herbstzeitlose wird außerdem gegen Neuralgien, starke rheumatische Schmerzen und einige Formen von Leukämie und Hautkrebs eingesetzt.

Entsprechende Präparate müssen vom Arzt verordnet und nur genauso angewendet werden, wie vom Arzt verordnet.

 

Giftwirkung

Bei einer Vergiftung durch das Zellgift Colchicin kommt es zunächst zu einer Blutfülle aufgrund einer Lähmung der Kapillargefäße. Daran schließen sich heftige Blutungen an.

Außerdem kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Koliken, was oft von ausgeprägtem Durst begleitet wird. Kennzeichnend sind auch starke Angst, Schwindelanfälle, Delirien und Herzversagen. Schwere Vergiftungen können zum Tod führen.


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Beiträge auf Heilpraktiker.de