Echter Hanf - Cannabis sativa
Gewöhnlicher Hanf, Echter Hanf, Cannabis sativa, früher auch indischer Hanf (C. indica), C. americana, C. generalis, C. gigantea, C. lupulus, C. macrosperma
Vom Hanf gibt es männliche und weibliche Pflanzen, die oft eigene Bezeichnungen haben.
Weibliche Pflanzen: (Hanf-)Hahn, Hänfin, Honef, Mäsch, Mesch, Saatbogen, Saathemp, Samenhanf
Männliche Pflanzen: Bästling, Fem(m)el, Fim(m)e(l), Geil(sje)hemp, Hämpinne, Hanfhenne, Henne
Vom Geschlecht der Pflanze unabhängige Bezeichnung: Hämp, Harf, Hauf, Hemp, Hennig, Werch
Pharmakologisch sind vor allem die weiblichen Pflanzen von Interesse, weil sie die Blütenstände bilden. Der Echte Hanf gehört zur Gattung Hanf (Cannabis) innerhalb der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).
Die Vorkommen erstrecken sich von Vorderasien über den indischen Subkontinent, besonders Nordwestindien, Iran und Afghanistan. Kultiviert wird er in Indien, Iran, Türkei, Israel, Nord-Afrika und im tropischen Amerika. Es existieren aber auch Kulturen in Südafrika und Nordamerika.
Der Anbau von Cannabis ist heute in vielen Ländern gesetzlich untersagt oder unterliegt zumindest strengen Einschränkungen.
Woran erkennt man den Echten Hanf?
Der Echte Hanf ist eine einjährige, krautige Pflanze, die in der Natur maximal 4 m Höhe erreicht. Manche Sorten können aber auch mehr als 6 m hoch werden. Die Vegetationsdauer beträgt zwischen 90 und 105 Tagen. Hanf besitzt eine gut entwickelte Pfahlwurzel mit zahlreichen Seitenwurzeln, wobei die Hauptwurzel eine Länge von bis zu 2,5 m erreichen kann. Die Nebenwurzeln sind mit maximal 60 bis 80 cm Länge wesentlich kürzer.
Die kantigen, gerieften und haarigen Stängel stehen meist einzeln und aufrecht und sind im Bereich des Blütenstandes verzweigt.
Die einzelnen Blätter sind gefingert, langgestielt und gesägt und 7 bis 15 cm lang mit einer hellgrünen Unterseite und einer dunkelgrünen Oberseite. Die Blätter sind weisen beidseitig eine Behaarung auf und besitzen auf der Unterseite klebrige Drüsen.
Die Blüten sind grünlich und eher unscheinbar. Die Frucht ist ein ovales Nüsschen.
Wie wirkt der Echte Hanf?
Hanf und seine Produkte werden unter anderem zur Anregung des Appetits und gegen Übelkeit bei Krebs- und AIDS-Patienten, bei multipler Sklerose und bei chronischen Schmerzen angewandt.
Durch die Bindung an CB-Rezeptoren hemmen Cannabinoide unter anderem die Freisetzung von Neurotransmittern aus präsynaptischen Nervenzellen.
Mögliche medizinische Anwendungsgebiete für Hanf:
- Symptomverbesserung bei mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund einer multiplen Sklerose.
- Appetitstimulans und Antiemetikum im Rahmen einer Chemotherapie und bei AIDS.
- Behandlung chronischer Schmerzen.
- Tourette-Syndrom
Weitere Anwendungsgebiete werden derzeit diskutiert oder erforscht, wie die Anwendung bei Epilepsie, ADHS, Glaukom, Depressionen, Angststörungen und Schlafstörungen.
Mögliche Einsatzgebiete für Cannabidiol:
Arzneimittel für die Behandlung von Epilepsien bei Kindern
Weitere Anwendungsgebiete werden untersucht (zum Beispiel als Beruhigungs- und Schlafmittel)
Zusammengefasst noch einmal die Anwendungsgebiete für Echten Hanf:
- psychotrop
- euphorisierend
- dämpfend
- entspannend
- angstlösend
- antiemetisch
- appetitanregend
- schmerzlindernd
- muskelentspannend
- gefäßerweiternd
- antikonvulsiv
- neuroprotektiv
- antioxidativ
- Körpertemperatur senkend
- antiasthmatisch
- Augeninnendruck senkend
Kontraindikationen:
- Überempfindlichkeit
- Suizidalität oder Suizidgedanken
- Anamnese oder Familienanamnese von Schizophrenie oder anderen Psychosen
- Anamnese von schwerer Persönlichkeitsstörung oder einer anderen erheblichen psychiatrischen Störung
- Schwangerschaft und Stillzeit
Welche Wirkstoffe enthält der Echte Hanf?
Im Hanf wurden bisher weit über 400 Inhaltsstoffe identifiziert.
Cannabisblüten enthalten etwa 110 verschiedene Cannabinoide, die im Harz angereichert sind. Man unterteilt sie in etwa 10 unterschiedliche Typen.
Für die psychotrope Wirkung ist das Hauptcannabinoid (-)-trans-Δ9-Tetrahydrocannabinol (Dronabinol, s. Bild 3) mit einem hohen Suchtpotenzial verantwortlich. Sein Gehalt in den Cannabisblüten beträgt zwischen 0,5 und 2 %.
Weitere wichtige Cannabinoide sind Cannabidiol (s. Bild 4) als wichtiges nicht psychoaktives Cannabinoid, Cannabinol und Cannabinoide weiterer Typen. Der typische Geruch wird durch das in der Droge enthaltene ätherische Öl mit Mono- und Sesquiterpenen verursacht. Außerdem sind Spirane, Dihydrostilbene und Verbindungen mit 9,10-Dihydrophenanthren-Struktur sowie Polyamine, Protoalkaloide und Flavonoide enthalten.
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Verwendet werden die weiblichen Blüten mit Triebspitzen (Marihuana, Indischer Hanf - Cannabis indicae herba), das Harz der weiblichen Pflanzen (= Haschisch) und die Samen.
Zur medizinischen Anwendung werden die blühenden, getrockneten Triebspitzen der weiblichen Pflanzen verwendet (Cannabisblüten – Cannabis flos). Sie werden während der Blüte abgeschnitten und getrocknet.
Verschiedenes
Hanf gilt als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Schon vor etwa 8.000 Jahren wurde die Pflanze genutzt und seit mehr als 5.000 Jahren ist das Heilungspotenzial bekannt.
In Europa stammen die ältesten Funde von vor ca. 5500 Jahren aus dem Raum Eisenberg (Deutschland).
Alle Pflanzenteile eignen sich zur Herstellung von Lebensmitteln.
Die Faser wird zur Herstellung von Seilen, Textilien und Spezialpapier verwendet.
Die Gutenbergbibel wurde z. B. auf Hanfpapier gedruckt.
1492 begab sich Kolumbus mit Segeln und Tauwerk aus Hanf auf den Weg nach Amerika.
Hanfsamen werden in der Lebens- und Futtermittelindustrie genutzt. Die daraus gewonnenen Öle dienen ebenfalls als Lebensmittel, finden aber auch Anwendung in der Kosmetik sowie als medizinische oder technische Öle (Hanföl, Ätherisches Hanföl).
Gebräuchliche Anwendungsformen in der Drogenszene sind Haschisch und Marihuana.
Das Wort Haschisch stammt aus dem Arabischen und bedeutet Gras oder Kraut. Als Marihuana (auch Heu oder Gras) bezeichnet man die getrockneten weiblichen Triebspitzen.
Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker Ostlandstr. 53a, 50859 Köln, Email: |