Pflanzenheilkunde im Porträt: Chebulische Myrobalane
Terminalia chebula RETZ
Pflanze: Chebulische Myrobalane, grosser Myrobalanenbaum
Früchte: Terminalia, Haritaki (Sanskrit = heilige Frucht von Shiva), in Tibet: Arura, auch Frucht des langen Lebens genannt.
Familie: Flügelsamengewächse (Combretaceae)
Woran erkennt man die Myrobalane
Botanische Beschreibung:
Die Chebulische Myrobalane ist ein mittelgrosser Laubbaum mit ovalen bis elliptischen Blättern. Charakteristisch für die Pflanze sind die hängenden, zwei bis vier Zentimeter grossen Steinfrüchte, die im reifen Zustand an grüne Oliven erinnern. Getrocknet gleichen sie eher einer Muskatnuss, wobei die Farbe von schwarz über orangebraun bis zu gelb variieren kann.
Die Gattung Terminalia umfasst 100 – 200 Arten und ist fast weltweit in den Tropen verbreitet. Etliche dieser Arten werden medizinisch verwendet.
Vorkommen
Der Baum wächst in Laubwäldern an trockenen Hängen in diversen asiatischen Regionen (Indien, Nepal, Burma, China und Bangladesch). Die Früchte stammen aus Wildsammlung oder Anbau.
Geschmack:
Wirkprinzip: neutral
kühlend |
neutral |
wärmend |
Wirkstoffe und Wirkung
Verarbeitet werden die reifen oder halbreifen Früchte, in getrockneter Form. Sie verfügen über einen ausserordentlich hohen Gerbstoffgehalt von bis zu 45%. Die Früchte enthalten ausserdem reichlich Aminosäuren und verfügen über einen bis zu 40%igen Anteil an fetten Ölen. In Laborversuchen konnte eine antibakterielle, immunmodulierende, stark antioxidative sowie herzstärkende Wirkung der Steinfrüchte nachgewiesen werden. Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen verfügen sie ausserdem über einen anti-arteriosklerotischen Effekt sowie eine den Cholesterinspiegel senkende Wirkung.
Die wissenschaftliche Entdeckung des Moleküls Urolithin A bestätigt, dass gewisse Pflanzenstoffe, die auch in der Myrobalanenfrucht enthalten sind, die Mitochondrienfunktion (Zellorganellen, die für den Energieumsatz essentiell sind) unterstützen und damit einen Beitrag zur Aufrechterhaltung von verschiedenen Körperfunktionen wie Muskel- und Gedächtnisfunktion im Alter leisten kann.
Bekannte Effekte von Urolitin A sind:
- Förderung der Mitochondriengesundheit, vergleichbar mit dem Effekt von Sport
- Erhöhung der Bildung von Mitochondrien im Muskel
- Verbesserung der Muskelfunktion
- Verbesserung des Fettsäureoxidationsprozess
- Verjüngender Effekt
- Anti-entzündliche Effekte im Gehirn, Schutz von Nervenzellen, könnte eine Rolle spielen bei altersbedingter kognitiver Beeinträchtigung, Alzheimer
Urolithin A entsteht im Darm durch den Abbau von pflanzlichen Polyphenolen, z.B. Elagitannin, durch die Darmflora. Solche Vorläufer von Urolithin A sind z.B. die Myrobalanenfrucht.
Bedeutung in der Tibetischen Medizin
Die Myrobalane hat in der Ayurveda und der Tibetischen Medizin eine zentrale Bedeutung. So hält der Medizin-Buddha, der Meister der Heilmittel, stets Myrobalanenfrüchte oder –zweige in seiner rechten Hand. Die Frucht gilt als Lebens- und Verjüngungselixir. Versierte Ärzte der Tibetischen Medizin können den Früchten je nach Standort, Reifezustand oder Sammelzeitpunkt unterschiedliche medizinische Eigenschaften zuordnen. Zudem gibt es für die einzelnen Fruchtbestandteile wie Haut, Fruchtfleisch, Steine etc. unterschiedliche Indikationen.
Geschmack: Die legendäre Arura zu Zeiten Buddhas - die vollkommene Frucht – soll alle 6 Geschmacksrichtungen bitter, süss, sauer, adstringierend, scharf und salzig in sich vereint haben. Heute wird ihr der salzige Geschmack abgesprochen.
Die Anwendungsgebiete in der Volksmedizin sind breit gefächert: dazu zählen
- Ausgleichend
- Adstringierend
- Chronische Erkrankungen der Leber
- Chronische Erkrankungen der Niere
- Wundheilung
- Tonikum für Leber
- Chronische Entzündungen
- Hautprobleme
- Blutreinigung
- Reinigung und Entgiftung des Körpers
- Bluthochdruck
- Regeneration der Leber
- Unterstützt Immunsystem
- Entlastung der Milz
- blutreinigend
- Gelbsucht
- Verstopfung
- Neutralisiert Fieber
Anwendungsbereiche: Ganz allgemein werden die Früchte dank ihrer neutralen Wirkkraft bei kombinierten Störungen aller drei Körper-Energien wie auch bei Kälte– und Hitzekrankheiten eingesetzt. Ausserdem werden Arura lebenspendende, nährende und den Körper kräftigende Wirkungen zugeschrieben. Aus diesem Grund sind die Früchte als ausgleichende Komponenten in vielen Rezepturen enthalten. Eine der wichtigsten Basis Rezepturen aus der Tibetischen Medizin für die Leber und ihre natürliche Funktionen besteht aus drei verschiedenen Myrobalanenfrüchten (tibetisch ´Bras bu 3).
Welche Teile der Pflanze werden verwendet?
Verwendet werden die getrockneten, äusseren, fleischigen Teiler der Früchte aber auch der Stein und die Haut. Bei medizinischen Produkten werden vorwiegend die reifen oder halbreifen Früchte (Myrobalani fructus), in getrockneter Form verwendet. Für kosmetische Produkte wird auch das Öl der Früchte verwendet.
Verschiedenes
Geschichte
Es ist wenig über die Verwendung der Chebulischen Myrobalane in der europäischen Arzneimittelgeschichte bekannt. Die Chebulische Myrobalane wird zwar in den grossen Kräuterbüchern der Renaissance im 16. Jahrhundert erwähnt. Gesichert ist, dass die Pflanze als Gerb- und Färbemittel eingesetzt wurde. In der Chinesischen Medizin ist sie seit 1000 Jahren dokumentiert und wird verwendet bei Durchfall, Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Verdauungsstörungen, Gelbsucht, Verstopfung, Hämorrhoiden, Behandlung von Wunden, zum Gurgeln bei Halsentzündungen und als allgemeines Stärkungs-Tonikum. Gewisse Quellen schreiben den Myrobalanenfrüchten verjüngende oder lebensverlängernde Eigenschaften zu. Auch in Deutschland sind tibetische Rezepturen mit der Myrobalane erhältlich.
Therapiekonzepte für Mensch und Tier
Sabine Helbig, Apothekerin
Kinesiologie TFH, Tierheilpraktikerin
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