Jeder zehnte Mensch hierzulande leidet bisweilen unter den Symptomen einer Migräne. Zu diesen Symptomen zählen bekanntermaßen Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Geräusch-Empfindlichkeit sowie anfallartige halbseitige Kopfschmerzen. Bei manchen Patienten geht dem akuten Anfall außerdem häufig eine sogenannte Aura voraus, die mit Wahrnehmungs- sowie mit motorischen Störungen einhergehen kann. Bei der Migräne selbst handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, von der Frauen dreimal häufiger betroffen sind als Männer.
Aus Sicht der Französischen Ohrakupunktur nach Dr. Paul Nogier gibt es vier hauptsächliche Formen der Migräne: von der Halswirbelsäule ausgehend, hormonell bedingt (zum Beispiel nach der Periode), wetterbedingt (meist vor einem Wetterumschwung) oder organisch bedingt (gestörtes Leber-Galle-System). Alle vier Formen lassen sich mittels Ohrakupunktur schmerzarm behandeln: Im akuten Schub oder – noch besser – prophylaktisch. Gestochen werden jeweils unterschiedliche Punkte: In meiner Praxis in Kombination mit homöopathischer bzw. spagyrischer Medikation.
Kurzer Blick in die Vergangenheit: Zu Beginn meiner Berufstätigkeit (2006) behandelte ich das Gros meiner Migräne-Patienten neuraltherapeutisch. Zunächst erfolgte die Erstellung der Diagnose (bzw. deren Überprüfung) durch eine eingehende Anamnese. In deren Verlauf zeigte sich etwa in jedem zweiten Fall, dass den Migräne-Symptomen Blockierungen im Bereich der Halswirbelsäule als Auslöser zugrunde lagen. In absteigender Reihenfolge kamen weitere Faktoren in Betracht wie hormonelle Schwankungen, Wetterumschwünge oder Störungen des Leber-Galle-Systems.
Die konkrete Behandlung erfolgte anhand des neuraltherapeutischen Dornenkranzes nach Hopfner, wobei ich „Procain 1% Steigerwald“, seltener „Heweneural 1%“ von Hevert (Wirkstoff Lidocain), verwendet habe. Dabei wurde entlang der Linie der größten Circumferenz des Schädels alle 2 bis 3 Zentimeter eine Quaddel gesetzt (i.c.). Wie oft die Sitzungen stattfanden und wann sie vorgenommen wurden, hing indes u.a. von der Art der Migräne sowie logischerweise individuellen Gegebenheiten ab. Diese Vorgehensweise brachte oft schon wesentliche Verbesserungen für die Patienten. Falls das einmal nicht der Fall war, half oft, genauer nach einer Narbe o.Ä. als Störfeld zu suchen, die dann entsprechend behandelt wurde. Nachteil: Subcutane Narbenunterspritzung ist Heilpraktikern nicht mehr gestattet, es bleibt daher lediglich die intracutane Injektion um die Narbe herum.
Soweit meine ursprüngliche Vorgehensweise, von der ich nicht zuletzt deshalb abgerückt bin, weil ich doch einen gewissen Respekt vor eventuellen Nebenwirkungen habe: Seien es immer wieder mal vorkommende Kreislauf-Reaktionen des Patienten auf das injizierte Mittel (bzw. den häufig als unangenehm empfundenen Injektionsvorgang am Kopf selbst) oder aber das mögliche Risiko eines anaphylaktischen Schocks. Da beruhigte es mich auch nur bedingt, die in diesem Zusammenhang von der Verschreibungspflicht befreiten Notfallmedikamente vorrätig zu haben (Tavegil, Fastjekt, Fortecortin usw.), die im Übrigen nicht gerade günstig sind.
Aus diesem Grunde suchte ich nach einer anderen Methode der Migräne-Behandlung. Diese denke ich mittlerweile gefunden zu haben, führe sie nun seit rund drei Jahren durch: Eine auslöserspezifische Ohrakupunktur, kombiniert mit den Phönix-Medikamenten Argentum spag. und Cyclamen spag.
Im Folgenden werden die infrage kommenden Punkte bzw. Ohrbereiche genannt. Zum Teil sind das jedoch so viele Punkte, dass je nach individueller Lage eine Auswahl zu treffen ist. Meiner Erfahrung nach sollte man nicht mehr als sechs Nadeln pro Ohr stechen, damit das Ohr keine Überreizung erfährt und die Wirkung womöglich aufgehoben wird. Das gilt vor allem dann, wenn der Patient ein oder mehrere Ohrlöcher hat. (Ungeachtet dessen, dass Ohrringe ohnehin vor einer Ohrakupunktur abgelegt werden sollten.)
Der Vollständigkeit halber nenne ich außerdem das gemäß Literatur zu verwendende Nadelmaterial. „Der Vollständigkeit halber“ deshalb, weil ich persönlich zugegebenermaßen ausschließlich Edelstahlnadeln mit Kunststoffgriff verwende („TeWa PB 2015“). Zum einen, weil ich damit am besten zurechtkomme, zum anderen, weil die Wirkung meiner Erfahrung nach nicht am verwendeten Metall liegt. Dabei handelt es sich jedoch um rein subjektives Empfinden, entscheiden muss jeder Therapeut für sich.
Die Akupunkturpunkte je nach Auslöser:
Cervikale Migräne (Vertebragener Kopfschmerz):
Beidseitig zu stechen:
Am dominanten Ohr (Rechtshänder rechts, Linkshänder links) zu stechen:
Am nicht-dominanten Ohr zu stechen:
Typisches Praxisbeispiel: Schlanke Patientin mit schwach ausgeprägter Nackenmuskulatur, die kaum Sport treibt und am PC arbeitet.
Hormonelle Migräne:
Dominantes Ohr
Nicht-dominantes Ohr:
Typisches Praxisbeispiel: Jüngere Patientin, die regelmäßig zwei Tage vor Eintritt ihrer Periode von typischen Migräne-Symptomen befallen wird.
Wetter Migräne
Dominantes Ohr:
Nicht-dominantes Ohr:
Typisches Praxisbeispiel: Ältere Patientin, die vor jedem deutlichen Wetterumschwung unter akuten Migräne-Beschwerden leidet; insbesondere dann, wenn es zu Wetter-Verschlechterungen kommt
Leber-Galle-Migräne:
Dominantes Ohr:
Nicht-dominantes Ohr:
Typisches Praxisbeispiel: Übergewichtige Patientin im höheren Lebensalter, die gerne deftig isst und Alkohol trinkt
Generell gilt bei jeder Migräne-Akupunktur in meiner Praxis: Die Sitzungen erfolgen zunächst zweimal pro Woche. Der Abstand wird dabei immer weiter ausgedehnt, solange keine Migräne-Symptome auftauchen. Langfristiges Ziel ist meist, auf Dauer prophylaktisch eine Sitzung pro Monat durchzuführen.
Der Erfolg einer Ohrakupunktur hängt indes nicht nur davon ab, wie sachgemäß sie ausgeführt wird, sondern letztendlich auch davon, wie sich der Patient währenddessen verhält. Folgende Verhaltensweisen, die man dem Patienten vor der ersten Akupunktur-Sitzung kurz erläutern sollte (ohne zu überfordern), haben sich dabei in der Praxis als hilfreich erwiesen:
Schläft der Patient im Laufe der Sitzung ein, ist das immerhin noch die zweitbeste Lösung. Mit dem Smartphone herumzuhantieren, ist dagegen kontraproduktiv. Auch wenn ich zugegebenermaßen noch nicht jeden Patienten davon überzeugen konnte. Praxisrelevant ist außerdem, dass sich nicht jeder Patient auf eine Akupunktur mit Nadeln einlässt. In solchen Fällen stimuliere ich die entsprechenden Akupunkturpunkte schmerzfrei mit dem „Biolas 5000-01-1“.
Kombiniert werden die genannten Akupunkturbehandlungen in der Regel mit der oralen Einnahme folgender Arzneimittel der Firma Phönix:
Je nach Fall und Lage empfehle ich dem Patienten außerdem, ein Entspannungsverfahren zu erlernen, um Stress besser bewältigen zu können. In diesem Zusammenhang besonders wichtig ist, das individuell am besten geeignete Entspannungsverfahren zu finden. Damit der Patient nicht gleich abwinkt, könnte man ihm kurz folgende Verfahren vorstellen, die sich deutlich voneinander unterscheiden, weshalb für viele Patienten das richtige dabei sein könnte:
Autogenes Training:
Progressive Muskelentspannung:
Qigong:
Biofeedback:
Yoga:
Fazit:
Autor:
Johannes W. Steinbach ist Heilpraktiker, Medizinjournalist, Fachbuchautor und Lebensmitteltechniker (staatl. gepr.) sowie Autor und Herausgeber der HPA-Lernskriptreihe (www.heilpraktiker-lernskripte.de).
Kontakt:
Naturheilpraxis Steinbach
Schillerstr. 18, 54329 Konz
Literatur