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Lindenblüten (Flores Tiliaea) von verschiedenen Lindenarten

Winterlinde, Spätlinde, Steinlinde, Waldlinde, Tilia cordata, T. europaea, T. micriphylla, T. parviflora, T. sylvestris, Augustlinde, Bastbaum, Bastholzlinde, Hartlinde, Kleinblättrige Linde, Herzblättrige Linde, Sandlinde, Berglinde, Brandlinde, Ostlinde, Sommerlinde, Frühlinde, Graslinde, Tilia platyphyllos, Großblättrige Linde, T. grandifolia, T. officinarum, Hybride: Tilia x vulgaris

Am häufigsten werden die Blüten der Winterlinde verwendet. Sowohl Winterlinde als auch Sommerlinde gehören zur Gattung  Linden (Tilia) der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Der Ausdruck „Tilia“ im botanischen Namen kommt vom griechischen "tilos" und bedeutet so viel wie „Faser“. Die Rinde enthält tatsächlich viele Bastfasern.

Die Winterlinde ist in der nördlichen gemäßigten Zone weit verbreitet. Sie kommt vorwiegend in den Mittelgebirgen vor, im nördlichen Tiefland trifft man sie seltener an. Sie wächst oft ziemlich zerstreut in sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern auf frischen und meist tiefgründigen Böden. Häufig wird sie als Straßen- und Parkbaum angepflanzt. Die Sommerlinde ist vor allem in Mittel- und Südeuropa heimisch, kommt aber nur relativ selten in ihrer Wildform vor. Aufgrund ihres hohen Austriebsvermögens kann sie sich gegenüber anderen Baumarten durchsetzen, insbesondere an schuttreichen Hangstandorten. Daher ist sie häufig in Hangschuttwäldern und Schluchtwäldern anzutreffen.

Die Winterlinde war Baum des Jahres 2016.

Die Sommerlinde war Baum des Jahres 1991.

 

Woran erkennt man die Winterlinde?

Die Winterlinde ist ein sommergrüner Laubbaum mit Wuchshöhen von 30 m und mehr. Sie kann ein maximales Alter von etwa 1000 Jahren erreichen. Die Krone ist hochgewölbt und oft von leicht unregelmäßiger Gestalt. Bei jungen Bäumen ist die Rinde auffällig glatt und von grauer Farbe, später wechselt die Farbe mehr ins Braungrau und erhält dann flache, längs verlaufende Furchen und Leisten. Die Äste richten sich steil nach oben außer bei älteren Bäumen, da neigen sie sich teilweise nach unten oder zur Seite. Die Rinde der Zweige ist bräunlich-rot, unbehaart oder fast völlig kahl.

Die Laubblätter sind wechselständig und gestielt. Die Blattspreite ist fast kreisrund, endet aber in einer sehr kurzen, schlanken und deutlich erkennbaren Spitze. Am Grund ist das Blatt herzförmig eingeschnitten und manchmal etwas schief mit einer Länge von ca. 6 cm und einer Breite von 5 cm sowie einem regelmäßig gesägten und nach oben gebogen Blattrand. Die Oberseite der Blätter ist dunkelgrün und glänzend, während die Unterseite eine blaugrüne Farbe aufweist.

An einem hängenden oder an jeder Seite abstehenden Blütenstand befinden sich 4 bis 12 Blüten. Die Blüten erscheinen von Juni bis Juli.

 

Wie wirken Lindenblüten?

Am häufigsten werden Lindenblüten als schweißtreibendes Mittel bei einer fiebrigen Erkältung und erkältungsbedingtem Husten sowie Katarrhen der oberen Luftwege angewendet. Auch bei Unruhezuständen können Lindenblüten helfen.

Hinsichtlich der schweißtreibende Wirkung konnte bisher allerdings noch kein Inhaltsstoff eindeutig identifiziert werden. Die Wirkung gegen Hustenreiz wird durch den Gehalt an Schleimstoffen erklärt. Für die leicht sedierenden Wirkungen wird der Anteil an ätherische Ölen verantwortlich gemacht.

Wegen der traditionellen Anwendung unter anderem bei Erkältungskrankheiten, Grippe und Entzündungen im Mund- und Rachenraum erfolgt der Einsatz oft als schweißtreibender und reizlindernder Tee. Häufig sind Lindenblüten auch Bestandteil von handelsüblichen Erkältungstees und schweißtreibenden Tees, oft zusammen mit Weidenrinde, Holunder, Königskerze, Pfefferminze, Kamille, Löwenzahn, Thymian, Hagebutte, Anis, Melisse und Fenchel.

Lindenblüten werden außerdem bei Schlafproblemen, gegen Rheuma, bei Magenverstimmungen, gegen Gicht, Hexenschuss sowie bei Nieren- und Blasensteinen eingesetzt. Lindenblüten wirken auch krampflösend und werden bei Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane angewendet.

Äußerlich kann man Lindenblütentee oder eine verdünnte Tinktur als Umschläge, Bäder oder Waschungen anwenden. Dadurch kann beispielsweise die Abheilung von Wunden gefördert werden.

Auch gegen Furunkel und andere Abszesse kann ein Einsatz erfolgen. Durch Umschläge mit Lindenblütentee kann das Reifwerden beschleunigt werden.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete der Lindenblüten

  • beruhigend
  • blutreinigend
  • entspannend
  • entzündungshemmend
  • harntreibend
  • krampflösend
  • schleimlösend
  • schweißtreibend
  • Rheuma
  • Schlaflosigkeit
  • Schnupfen
  • Sodbrennen
  • Verstopfung
  • Wassersucht
  • Wunden
  • Ödeme
  • Angstzustände
  • Appetitlosigkeit
  • Blasenentzündung
  • Bluthochdruck
  • Darmentzündung
  • Erkältung
  • Falten
  • Furunkel
  • grippale Infekte
  • Hexenschuss
  • Husten
  • Hustenkrampf
  • Ischias
  • Kopfschmerzen
  • Migräne

 

Welche Wirkstoffe sind in den Lindenblüten enthalten?

 

Lindenblüten enthalten ca. 12 % komplex zusammengesetzte Schleimstoffe (Arabinogalaktane). Der Anteil an Flavonoiden beträgt ca. 1 %, wobei es sich fast ausschließlich um Glykoside der Flavonole Quercetin und Kämpferol handelt (beispielsweise das Tilirosid [s. Formel]). Die Gerbstoffe (ca. 2 %) sind vorwiegend vom Catechin-Typ sowie Hydroxycumarine (Scopoletin, Fraxin) und Phenolcarbonsäuren (Zimtsäurederivate [Kaffeesäure]).

Der Gehalt an ätherischem Öl beträgt bis zu 0.1 %. Bestandteile sind hauptsächlich Linalool, Germacren und α-Farnesen, Geraniol, Carvon, Anethol , Eugenol und weitere Verbindungen.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Es handelt sich um die ganzen, getrockneten Blütenständen verschiedener Tilia-Arten.

Der größte Teil der im Handel erhältlichen Ware kommt vom Balkan. Teilweise werden auch geschnittene Blüten angeboten.

 

Anwendung

Für die Zubereitung des Tees verwendet man 1 Teelöffel  Lindenblüten. Diese werden mit einer Tasse heißem Wasser übergossen, dann lässt man 5 Minuten stehen. Als tägliche Menge werden 2-4 g der Blüten empfohlen. Von diesem Tee trinkt man täglich 2-3 Tassen. Da schweißtreibende Getränke, wie z. B. Lindenblütentee, ihre Wirkung am besten erst ab dem Nachmittag entfalten, sollte der Tee erst nach dem Mittag genommen werden. Morgens ist die Wirkung nur relativ gering.

Wer lieber eine Tinktur verwenden möchte, kann sich diese selbst herstellen. Man übergießt die Blüten in einem Schraubglas mit Deckel mit Doppelkorn oder Wodka, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind, und lässt diese Mischung gut verschlossen 2 bis 6 Wochen lang ziehen. Dann abseihen und in eine dunkle Flasche abfüllen. Von dieser Tinktur nimmt man 1-3 mal täglich 10-50 Tropfen ein.

Bei der äußerlichen Anwendung hat man die Wahl zwischen einem Badezusatz oder Umschlägen. Für einen Badezusatz übergießt man 100 g Blüten mit 2 Liter kochendem Wasser, seiht nach 10 min ab und gibt es dem Badewasser zu.

Für Umschläge (z. B. gegen müde Haut oder Fältchenbildung) werden 3 Teelöffel mit ¼ l kochendem Wasser übergossen, nach 10 min durch ein Sieb gegossen und auf Körpertemperatur abgekühlt. Diese Umschläge verwendet man meist am Gesicht.

 

Verschiedenes

Noch heute ist in vielen Dörfern eine alte Linde ein zentraler Treffpunkt. Mit der Lindenblüte beginnt der eigentliche Hochsommer. Der süßliche Duft der Lindenblüten lockt nicht nur Bienen und Hummeln an, sondern betört offensichtlich auch die Menschen. Noch heute werden der Linde gute Eigenschaften zugeschrieben, sie gilt als Kraftort, Liebesbaum, Gerichtsbaum, Tanzbaum und Schutzbaum. Die Linde wurde bereits in der Antike von den Griechen verehrt und auch bei den Slawen, Kelten und Germanen galt die Linde als heiliger Baum.


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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