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Der Unterschied zwischen Wille und Anstrengung

Ein Mensch, der sich ein Ziel setzt und unter größter Anstrengung versucht dieses Ziel zu erreichen, ist ein Mensch, der den absoluten Willen ein Ziel zu erreichen nicht besitzt.

Das hört sich paradox an, aber entspricht einer Tatsache. Denn Wille und Anstrengung reduzieren sich gegenseitig. Je mehr ein Mensch eine Sache will, desto weniger strengt er sich an. Je mehr er sich anstrengt, desto weniger will er. Je mehr er will, desto wahrscheinlicher erreicht er sein Ziel. Je mehr er sich anstrengt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er zum Ziel kommt. Wir müssen die Begriffe des Willens und der Anstrengung erst erklären, um dieses Paradoxon überhaupt verstehen zu können.

Anstrengung bedeutet körperliche oder geistige Aktivität unter einem relativ starken Schmerzempfinden. Je größer die Anstrengung, desto größer der seelische oder körperliche Schmerz. Die Frage ist, wann ein Schmerz während einer Aktivität zustande kommt. Er kommt dann zustande, wenn kein absoluter Entschluss gefasst wurde diese Aktivität zu unternehmen. Ist der absolute Entschluss gefasst worden, können keine Schmerzen mehr während der Aktivität ein Ziel zu erreichen auftreten. Dieser absolute Entschluss kann auch als absoluter Wille bezeichnet werden. Er sorgt für Konfliktfreiheit, weil er  kongruent ist mit dem Handeln. Konflikt bedeutet Schmerz. Konfliktfreiheit bedeutet Schmerzlosigkeit auch unter größter Aktivität. Konfliktfreiheit hemmt den Menschen nicht in seinem Handeln und lässt ihn wahrscheinlicher ans Ziel kommen. Der wahre, unbewusste Wille, der kongruent ist mit dem Handeln, bewirkt körperliche und geistige Aktivität ohne oder mit verringertem Schmerzempfinden und schnellerem positiven Resultat. Wenn jemand auf einem Sprungbrett im Schwimmbad steht und sich noch so sehr anstrengt  zu springen, dies aber trotzdem nicht tut, ist davon auszugehen, dass er dies nicht will. Er selbst und Außenstehende würden vielleicht behaupten:“ Er wollte, aber er konnte nicht.“ In Wirklichkeit wollte er nicht. Hätte er aus seinem Innersten gewollt, wäre er sofort gesprungen. Er trug einen Konflikt in sich, der ihn zurückgehalten hat.Deshalb musste er sich anstrengen. Ausschließlich Anstrengung bringt uns nicht ans Ziel. Der Wille, solange es ein gesunder Wille ist, ja. Patienten sind ebenfalls mehrfach aufgefordert worden, krankhafte Verhaltensweisen unter größter Anstrengung zu unterlassen. Jedoch kam der Erfolgt erst, als der Wille groß genug war. Mit ihm ging alle Anstrengung verloren. Um erfolgreich zu wollen, kann es auch notwendig sein, sich seines gesunden Willens und seiner ihm entgegenstehenden, destruktiven Tendenzen bewusst zu werden. Dann kann gesunder Wille gelebt werden. Dann sind Entwicklungsschritte auch aus der psychischen Krankheit möglich.

 

Pierre Faber 

 

 

 

 

 

 

Pierre Faber
www.psychotherapie-faber.de

 

 

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