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Immer mehr Reptilien als Haustiere!

Hunde, Katzen, Vögel, Fische, Hamster, Meerschweinchen – das sind so die typischen Haustiere der Deutschen. Neuerdings holt eine Spezies bahnbrechend auf: Reptilien.

Immer mehr Tierliebhaber in Deutschland halten sich Reptilien als Haustiere. Man liest über die Haltung von Schildkröten, Geckos, Leguanen, aber auch Würgeschlangen und Krokodilen, die Seite an Seite mit Menschen leben.

Ungefährlich ist das nicht und bei manchen Tierschützern auch nicht gerne gesehen, da diese Tiere oft nicht artgerecht gehalten werden und bei ungeeigneter Unterbringung dem Menschen schnell gefährlich werden können. Dennoch erliegen viele Menschen dem exotischen Flair dieser Tiere und entscheiden sich für Reptilien als Haustiere.

Schildkröten
Für die Haltung von Wasserschildkröten benötigt der Tierliebhaber ein Paludarium (Kombination aus Terrarium und Aquarium). Wasserschildkröten werden bei 28 Grad Wassertemperatur und mindestens 28 Grad Lufttemperatur gehalten. Auf dem Landteil direkt unter der UV-Lampe müssen es zwischen 38 und 45 Grad sein.

Die Beckengröße für Kröten mit einer Endgröße von 20 cm muss 1,20 m x 50 cm, für Kröten bis 30 cm Endgröße 1,50 m x 50 cm sein. Ein Landteil aus Glas mit schrägem Aufgang ist nötig. Der Landteil sollte unterschwimmbar sein. Pflanzen halten sich nicht lange, Fische werden nur aufgefressen. Kies ist ein Bakterienherd und darf nicht ins Becken gegeben werden. Sand fault, Steine sind eine Unfallquelle und ungeeignet. Geheizt wird mit einer Stabheizung, die UV-Birnen müssen alle eineinhalb Jahre ausgetauscht werden. Der Abstand der UV-Lampen zum Landteil beträgt 30 bis 50 cm, Beleuchtungsdauer 12 Stunden. Nachts muss das Becken bis auf einen einseitigen Lüftungsschlitz von 0,5 cm ganz abgedeckt sein. Ein Sauerstoffsprudelstein mit aufgehängter Pumpe sorgt für gutes Wasser. Die Außenfilterkapazität muss die fünffache Umwälzung des Beckeninhaltes pro Stunde betragen.

Gefüttert werden Forellen, Bachflohkrebse und Sticks mit hohem Vitamin D3- und Vitamin A-Gehalt. Man hält entweder Weibchen oder Männchen mit maximal 5 cm Panzerlängenunterschied. Es sind zumeist amerikanische Wasserschildkröten im Handel, die aus Klimazonen stammen, in denen die Durchschnittstemperatur erheblich höher als in Deutschland und der Winter nur 3 Monate lang dauert. Eine kalte Überwinterung führt daher zu Lungen- und Nierenentzündungen, folglich zum Tod. Daher müssen die Wasserschildkröten ganzjährig warm gehalten werden.

 

Geckos
Der Gecko ist ein Landwirbeltier und gehört zu den Schuppenkriechtieren. Seit etwa 50 Millionen Jahren lebt er auf der Erde und hat sich weltweit ausgebreitet. Aufgrund seiner hervorragenden Anpassungsfähigkeit hat der Gecko die verschiedensten Lebensräume erobert und ist sowohl in gemäßigten Zonen, als auch in den Wüsten und den Tropen zu finden und hat es dort zu einer fast unüberschaubaren Artenvielfalt gebracht.

Bekannt sind etwa 700 Arten der Geckos. Geckos können zwischen 4 und 40 cm groß werden. Etwa 75 % aller Geckos sind dämmerungs- oder nachtaktive Tiere und haben eine unauffällige Färbung sowie eine Spaltpupille, welche sich der Nachtaktivität anpasst. In der frühen Dämmerung oder auch am Tag sonnen sich die Tiere gelegentlich.

Für Terrarienanfänger ist der Gecko gut geeignet, da er ein sehr pflegeleichtes Tier ist. Bei guter Pflege und Haltung kann er bis zu 20 Jahre alt werden und für reichlich Nachwuchs sorgen. In der freien Natur leben Geckos vorwiegend in steppenartigen Trockengebieten, Grasland oder in felsigen Regionen. Am Tag, also bei Sonne und Hitze, ziehen sie sich lieber in feuchte Verstecke zurück. Sobald die Dämmerung einbricht, gehen sie auf Nahrungssuche.

Die Terrariumgröße richtet sich in der Regel nach der Größe des Geckos. Für zwei Männchen und ein Weibchen ist ein Terrarium mit den Maßen 200x70x100 (LxTxH) notwendig. Beim Kauf eines Terrariums ist darauf zu achten, dass genügend Frischluftzufuhr möglich ist. Mit Hilfe von Quecksilberdampfentladungslampen (bieten hohe Lichtintensität und natürliche Lichtfarbe) kann das Terrarium beleuchtet werden, um das Wohlbefinden des Tieres zu unterstützen. Da Geckos ein natürliches Bedürfnis haben, sich zu sonnen, sollten an der Decke des Terrariums Halogenstrahler mit etwa 60 Watt angebracht werden, bei denen die Luft innerhalb des Lichtkegels auf etwa 35 Grad geheizt wird. Zusätzlich sollte an der Decke eine Leuchtstoffröhre mit 8 Watt angebracht werden, welche das Vitamin D3 aktivieren und damit den Knochenaufbau der Tiere unterstützen. Der Boden sollte mit einem Heizkabel erwärmt werden.

Baumbewohnenden Tieren sollten ausreichend Klettermöglichkeiten mit kräftigen Kletterästen geboten werden, Tieren, die am Boden leben, eher genügend Versteckmöglichkeiten. Der Boden kann aus Erde (jedoch keine Walderde) oder aus Sand bestehen und sollte dem natürlichen Lebensraum des Tieres angepasst sein. Auch eine Bepflanzung des Terrariums ist für die Gestaltung eines annähernd natürlichen Lebensraumes wichtig. Zum Großteil sind die dafür erforderlichen Pflanzen in jedem Pflanzengeschäft oder einer Gärtnerei erhältlich. Da die Pflanzen in der Regel speziell herangezüchtet und leicht zu pflegen sind, kann sich das Terrarium mit der Zeit in ein wild gewachsenes Biotop verwandeln. Allerdings ist bei der Bepflanzung des Terrariums immer zu bedenken, dass die Tiere keine Rücksicht auf die Pflanzen nehmen. Zudem ist die Größe des Terrariums bei der Pflanzenwahl zu berücksichtigen und es sollte deshalb kein Becken mit einer Bodengrundhöhe von weniger als 60 cm genutzt werden. Die Pflanzenwahl kann frei getroffen werden, da Geckos keine lebensnotwendigen Bindungen an die Pflanzenart haben, jedoch sollten die klimatischen Ansprüche mit denen der Tiere übereinstimmen.

Da Geckos sehr gierige Fresser sind, können sie in der freien Natur schnell auch mal eine kleinere Echse verschlingen. Im Terrarium sollte man allerdings kleine Insekten, Grillen, Heuschrecken oder Käferlarven füttern. Das Futter sollte dabei vor der Fütterung mit einer Vitamin-Kalk-Mischung bestäubt werden, denn gerade trächtige Weibchen oder auch Jungtiere benötigen sehr viele Mineralien. Bei guter Fütterung können Geckos schnell wachsen, da Jungtiere das Futter schon im Wachstum umsetzen. Aus diesem Grund sollte bei Jungtieren einmal wöchentlich ein Fastentag eingelegt werden. Frisches Wasser sollte den Tieren täglich zur Verfügung stehen.

 

Leguane
Der grüne Leguan (Iguana iguana) gehört zu den imposantesten Echsen. Durch sein Aussehen und sein interessantes Verhalten ist er eine der beliebtesten Reptilien in der Terraristik weltweit. Grüne Leguane sind Baumbewohner und geschickte Kletterer, deshalb ist es wichtig, dass ihr Terrarium eher höher als breit ist. Grüne Leguane werden sehr groß (bis 200 cm) und bis zu 20 Jahre alt. Während Jungtiere noch mit einem Terrarium von der Größe H120 x B120 x L60 cm auskommen, sollte man ihnen ab dem Alter von 1 bis 2 Jahren einen Lebensraum von H250 x B150 x B200 cm zur Verfügung stellen.

Die wohl günstigste Behausung für den grünen Leguan ist ein eigenes Raum- bzw. Zimmerterrarium, zum Beispiel im Wintergarten. Das Terrarium sollte großzügig mit Kletterästen und Stämmen versehen werden. Für ältere Tiere sollten diese nicht zu dünn sein. Die Tiere sollen bequem darauf liegen können. Da sich Leguane in der Natur meist in der Nähe von Wasserläufen aufhalten, darin baden und trinken, darf ein Wasserbecken in ihrem Terrarium nicht fehlen. Das Wasserbecken stabilisiert die Luftfeuchtigkeit und bietet Gelegenheit zum Trinken und Baden. Es muss regelmäßig gereinigt werden, da Leguane dieses auch gerne als Toilette benutzen.

Ein fester Wasseranschluss und Abfluss erleichtert die Reinigungsarbeiten erheblich. Im Prinzip nur den Wasserhahn für 1 bis 2 Minuten aufdrehen und das Wasserbecken durchspülen. Ein Anschluss an ein Regenwasserfallrohr, auch in Verbindung mit einem kleinen Wasserfall, ist eine sehr dekorative und praktische Sache. So reinigt – bei Regen – sich ihr Wasserbecken von selbst. Auch wichtig: Selbst bei Weibchen, die einzeln gehalten werden, ist es möglich, dass sie jedes Jahr zur selben Zeit ein (dann natürlich unbefruchtetes) Gelege bilden. Um eine Legenot zu vermeiden, sollte man eine Eiablagekiste im Terrarium zur Verfügung stellen.

Grüne Leguane soll man in kleinen Gruppen halten – 2 Weibchen und 1 Männchen sind eine gute Wahl. Wie viele Leguane man zusammen halten kann, ist aber abhängig von der Größe des Terrariums. Grundsätzlich kann man auch 2 Männchen zusammen halten. Im Einzelfall kann dieses auch Probleme geben (Revierkämpfe), oft ordnet sich aber das unterlegene Männchen dem dominanten Tier unter.

Als Bodensubstrat eignet sich feiner Rindenmulch als circa 10 cm hohe Schicht. Echte Pflanzen werden nie in einem Leguanterrarium lange halten, sie werden gefressen und zerlatscht. Vorsicht auch vor Giftpflanzen: Viele echte Pflanzen (zum Beispiel Efeutute und Kletterphilodendron) sind für Grüne Leguane giftig und können ernste gesundheitliche Schäden verursachen. Eine dekorative Aufwertung besteht maximal durch das Aufhängen von Kunststoffpflanzen.

Man sollte in einer „imitierten“ Regenzeit von Juni bis November durch ein- bis zweimaliges kräftiges Sprühen am Tag mit einer Pumpsprühflasche eine Luftfeuchtigkeit von tagsüber 70 bis 80 % erreichen. Nachts steigen diese Werte von selbst auf circa 80 bis 90 % an. In der „imitierten“ Trockenzeit von Dezember bis Mai genügt es, 2 bis 3 Mal pro Woche zu sprühen. Die Luftfeuchtigkeitswerte liegen dann bei circa 50 % tagsüber und steigen nachts auf 60 bis 70 % an. Auch hier sind diese Zyklen Vorrausetzung für erfolgreiche Nachzuchten. Beim Terrarium ist außerdem eine ausreichende Belüftung notwendig. Aus diesem Grund sind in der Regel im unteren Bereich der Seitenscheiben und in der Decke möglichst einstellbare Lüftungsschlitze eingelassen, die mit einem Drahtgeflecht bespannt werden. So kann die warme Luft nach oben entweichen und kühlere Frischluft von unten nachziehen. An den unteren Lüftungsschlitzen kann man die Spulen der Neonröhren anbringen und so die einströmende Luft quasi umsonst vorheizen.

Das Terrarium sollte täglich 12 bis 14 Stunden beleuchtet werden. Die Leguane brauchen das Licht und die Wärme. Nur durch intensive UV-Bestrahlung können die Tiere das zum Knochen und Hautaufbau wichtige Vitamin D3 bilden.

Im mittelbaren Aufenthaltsbereich empfehlen sich HQI-Strahler 150 Watt mit mindestens 50 cm Abstand. Direkt über den Aufenthaltsplätzen ist die Schaffung von „Sonneninseln“ wichtig. Zur UV-Bestrahlung ein Strahler 300 Watt mit mindestens 50 cm Abstand, der sich mittels Zeitschaltuhr für 20 bis 30 Minuten täglich an und wieder ausschaltet. Im Ausweichbereich 3 bis 5 normalgroße Leuchtstoffröhren. Alle Strahler und Lampen sollen so angebracht werden, dass die Leguane sich nicht daran verletzen können. Nachlässigkeiten führen oft zu ernsten Verbrennungen.

Ein großer Vorteil von Reptilien als Haustiere ist der geringe Zeitaufwand, der mit der Pflege und Fütterung der Tiere verbunden ist. Natürlich darf das Tier nicht vernachlässigt werden, aber man kann getrost mehrere Tage in den Urlaub fahren und das Tier auch mal alleine lassen. Reptilien eigenen sich daher gut für Menschen, die oft lange arbeiten müssen und dennoch nicht auf ein Haustier verzichten wollen.

 

 

 

abbas-schirmohammadi

HP PSY Abbas Schirmohammadi
Heilpraktiker für Psychotherapie, Chefredakteur „Paracelsus“ Magazin

 

 

 

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