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Stechender Mäusedorn

Stechmyrte, Stechender Mäusedorn, Stacheliger Mäusedorn, Dornmyrte

Es gibt 6 Arten der Mäusedorne, die zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae) gehören und dort die Gattung Mäusedorne (Ruscus) bilden. Es sind dies Ruscus colchicus, das Hadernblatt, der Westmediterrane Mäusedorn, Ruscus hyrcanus, Ruscus streptophyllus und eben der Stechende Mäusedorn.   

 Seine Heimat liegt in Südeuropa von Spanien bis Südrussland, er kommt aber auch im Westen bis England und im Osten bis Ungarn und Rumänien sowie im Süden der Alpen, im Wallis, Tessin und Südtirol vor. Gelegentlich trifft man ihn in Nordafrika und in Vorderasien und in den südlichen USA an. In Deutschland und Österreich ist er nicht heimisch.

Die Pflanze wächst bevorzugt in Gebüschen und Wäldern sowie an trockenen Abhängen. Manchmal trifft man sie in Höhenlagen von bis zu 1000 Meter an. Bei den Bauern war es früher Brauch, Mäuse und andere Nager von Vorräten fernzuhalten, indem sie einige der dornigen Zweige des Mäusedorns zum Fleisch gehängt haben. Der Name des Mäusedorns kommt also nicht daher, weil ihn die Mäuse so sehr lieben, sondern eher im Gegenteil.

Ebenso wurde der Mäusedorn früher von Metzgern verwendet, um deren Messer zu reinigen und das Fleisch abzudecken. Noch heute trägt der Mäusedorn im Englischen den Namen „butcher's broom“, deutsch „Metzgerbesen“. Der Stechende Mäusedorn war in Deutschland Arzneipflanze des Jahres 2002.

 

Woran erkennt man den Stechenden Mäusedorn?

Der Stechende Mäusedorn wächst als immergrüner Halbstrauch mit einer Höhe zwischen 20 und 80 cm. Nur selten erreicht er bis zu 90 cm. Er bildet flächig verbreiterte Kurztriebe, die Phyllokladien. Diese sind breit-lanzettlich, lederig steif und besitzen eine stechende Spitze. Die Kurztriebe sind etwa 2,5 cm lang und haben eine deutlich erkennbare Nervatur. Die eigentlichen Laubblätter sind dagegen nur etwa 1 cm lang und mit einer Breite von 2 mm eher wie Nadeln geformt. Sie sind schuppenartig, bräunlich häutig und dreieckig bis lanzettlich, fallen aber früh ab. Die Blüten sind grünlichweiß mit einem Durchmesser bis zu 2 mm. Blütezeit ist von März bis Mai. Bei den roten leuchtenden Früchten (s. Bild 2) handelt es sich um Beeren, die einzeln auf den Phyllokladien stehen.

 

 Wie wirkt der Stechende Mäusedorn?

Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (kurz ESCOP, Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie) nennt als anerkannte medizinische Anwendung für den Mäusedornwurzelstock bzw. dessen Extrakte eine unterstützenden (symptomatische) Therapie bei chronisch venöser Insuffizienz (CVI) gegen Schmerzen, Schweregefühl, Kribbeln und Schwellungen der Beine sowie nächtliche Wadenkrämpfe. Mäusedorn hilft außerdem unterstützend gegen Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden.

 

Auch der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) als Fachgremium der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) stuft den Mäusedornwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein. In der volkstümlichen Medizin gilt er als harn- und schweißtreibendes Mittel, in Asien wird er auch extern bei Hauterkrankungen eingesetzt. Den im Mäusedorn enthaltenen Ruscogeninen werden kapillarabdichtende, den Venentonus erhöhende, entzündungshemmende und entwässernde Eigenschaften zugeschrieben.

 

Zusammengefasst die Anwendungsgebiete für den Stechenden Mäusedorn

  • venentonisierend
  • venenstärkend
  • unterstützend bei Krampfadern
  • Kapillarabdichtend
  • ödemhemmend
  • entzündungshemmend
  • harntreibend
  • antiexsudativ,
  • antiphlogistisch
  • blutreinigend
  • zusammenziehend
  • Beinschmerzen
  • Beinschwere
  • Besenreiser
  • Couperose
  • Frostbeulen
  • Gallensteine
  • Gelbsucht
  • Harnröhrenentzündung
  • Hämorrhoiden
  • Juckreiz
  • Krampfadern
  • Narbenpflege
  • Nierenerkrankungen
  • Nierensteine
  • Schmerzen
  • Sonnenbrand
  • Stumpfe Sportverletzungen
  • (chronisch) venöse Insuffizienz
  • Wadenkrämpfe

 

Welche Wirkstoffe sind im Stechenden Mäusedorn enthalten?

Der Stechende Mäusedorn enthält bis zu 6 % Saponine. Dabei handelt es sich um ein Gemisch von ca. 30 Steroidsaponinen vom Spirostanol- und Furostanoltyp. Nach der Hydrolyse werden die Aglyka Neoruscogenin und Ruscogenin (s. Formel Bild 3) gebildet, die als Ruscogenine bezeichnet werden. Die Hauptsaponine sind Ruscosid, Ruscin und Deglucoruscosid. Weiterhin sind Triterpene und wenig ätherisches Öl enthalten.

Weitere nennenswerte Inhaltstoffe sind Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol , Chrysophansäure, Fettsäuren, Lupenon, Euparon und Ruscolidbenzofuran. Aber auch Flavonoide wie Rutin, Vitexin, Isoquercitrin, Narcissin, Nicotiflorin, Orientinglucosid und Schaftosid sind im Stechenden Mäusedorn enthalten.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Als Heildroge werden die getrockneten unterirdischen Teile verwendet. Es handelt sich dabei um Rusci aculeati rhizoma (syn. Radix Rusci, Rhizoma Rusci), auch bezeichnet als

Stechmyrtenrhizom (syn. Mäusedornwurzelstock, Myrtendorn).

 

Der Stechende Mäusedorn gilt als wenig giftig bis giftig (Beeren)

Bei lokaler Anwendung können selten Hautreizungen und Rötungen auftreten.

Bei innerlicher Einnahme sind Magen-Darm-Beschwerden möglich.

Vorsicht bei Bluthochdruck

 

Anwendung

Der Stechende Mäusedorn kommt praktisch nur in Fertigpräparaten mit standardisierten Extrakten oder isolierten Ruscogeninen zum Einsatz. Die Dosierung ist in diesen Fällen der Packungsbeilage zu entnehmen. Mäusedornpräparate sind auch als Gel oder in Form von Kapseln in Apotheken erhältlich. Wenn man die Wurzel (genauer den Wurzelstock) erhalten kann, lässt sich daraus ein Tee zur Venenstärkung zubereiten.

Dazu gibt man 1 Teelöffel des Wurzelstocks in 250 ml kaltes Wasser und erhitzt bis zum Kochen. Dann lässt man 5-10 Minuten ziehen. Von diesem Tee trinkt man 2x täglich jeweils eine Tasse.

 

Verschiedenes

 Die frischen zarten Triebe des Stechenden Mäusedorns (lateinisch überliefert als bruscum) waren bereits Plinius als Nahrungsmittel (Spargelersatz) bekannt.

Die Samen wurden zeitweilig auch als Ersatz für Kaffee verwendet. Die Pflanze wurde zum Reinigen von Besteck und Töpfen verwendet.


Dr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a
50859 Köln

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