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Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen- Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und Universalgelehrte

geb. im Jahr 1098 (genauer Tag nicht bekannt) in Bermersheim vor der Höhe (Ort der Taufkirche) oder in Niederhosenbach gest. 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein)

Ihr Vater war der Edelfreie Hildebert von Bermersheim, ihre Mutter Mechthild von Bermersheim.

Der genaue Geburtstag lässt sich allerdings anhand von Angaben in einer ihrer Schriften, der Scivias, auf den Zeitraum zwischen dem 1. Mai und dem 17 September 1098 eingrenzen.

Hildegard war das zehnte Kind ihrer Eltern und sollte aus diesem Grund (der Zehnte sollte Gott gewidmet werden) ihr Leben der Kirche weihen.

Im Alter von acht Jahren wurde sie in damals üblicher Weise Gott übergeben, um fortan ihm zu dienen. Ihre Erzieherin war die acht Jahre ältere Jutta von Sponheim.
In ihrer Autobiographie schrieb sie selbst dazu: „In meinem achten Jahr aber wurde ich zu geistlichem Leben Gott dargebracht (oblata) und bis zu meinem fünfzehnten Jahr war ich jemand, der vieles sah und mehr noch einfältig aussprach, so dass auch die, welche diese Dinge hörten, verwundert fragten, woher sie kämen und von wem sie stammten.“

Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Sie hatte eine große Anhängerschaft, zu deren Leitung sie sich auf Visionen berief, die nach eigener Aussage ab 1141 unwiderstehlich stark wurden. Diese Visionen gab sie auch als Begründung für von ihr in Latein niedergeschriebene Texte an. Da sie selbst aber in der lateinischen Grammatik nicht sonderlich sattelfest war, ließ sie alle Texte von ihrem Schreiber korrigieren.

Als Universalgelehrte verfasste sie nicht nur Werke über Religion, sondern auch über Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie.
Ihr Hauptwerk Scivias Domini („Wisse die Wege des Herrn“, kurz: Scivias) entstand innerhalb eines Zeitraums von sechs Jahren und enthält 35 Miniaturen.


Ihre große Anerkennung und Weisheit führte dazu, dass sie zur Beraterin vieler Persönlichkeiten wurde und in ihren Ermahnungen auch vor hochstehenden Zeitgenossen nicht Halt machte.

Sie gilt allgemein als eine Person, die durch eigene Denkansätze für ihre Zeit neue Impulse gesetzt hat. Dadurch eröffneten sich neue und umfassende Blickwinkel.
Während einer Synode in Trier erteilte ihr Papst Eugen III. 1147 die Erlaubnis zur Veröffentlichung ihrer Visionen.

Zwischen 1147 und 1150 gründete Hildegard das Kloster Rupertsberg in der Nähe von Bingen am Rhein (daher auch die Bezeichnung Hildegard von Bingen). 1165 erwarb Hildegard das leerstehende Augustinerkloster in Eibingen und gründete dort ein Tochterkloster, in das Nichtadelige eintreten konnten (in das Kloster Rupertsberg durften nur Adlige eintreten) und setzte dort eine Priorin ein.

Schon zu ihren Lebzeiten wurde sie von vielen Menschen als Heilige betrachtet.
Grund dafür ist, dass sie sich für ihre theologischen und philosophischen Aussagen immer wieder auf Visionen berief.

Zwischen 1150 und 1160 verfasste Hildegard auch medizinische Abhandlungen. Im Gegensatz zu ihren religiösen Schriften sind aber dafür keine zeitnahen Nachweise erhalten geblieben. Alle zitierten Texte stammen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert.
Es gibt heute 13 Schriften, die Hildegard als Verfasserin nennen. Die Identität mit der Äbtissin ist aber nicht immer zweifelsfrei erwiesen und wird teilweise angezweifelt.

Der Begriff „Hildegard-Medizin“, heute fast in aller Munde, ist kein Begriff aus der damaligen Zeit, sondern ein Marketing-Begriff. Er wurde erst ab 1970 eingeführt.

Interessant für Biologie und Medizin sind Hildegards Abhandlungen über Pflanzen und Krankheiten.
Nach 1150 hat Hildegard das Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum verfasst (Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe). Später hat man das Werk in zwei eigenständige Schriften aufgeteilt.

Das Buch Causae et curae (Ursachen und Heilungen) handelt von der Entstehung und Behandlung der verschiedenen Krankheiten.
Das zweite naturkundliche Buch heißt heute Physica.

Die Leistung Hildegards ist unter anderem darin zu sehen, dass sie das damalige Wissen über Krankheiten und Pflanzen aus der griechisch-lateinischen Tradition mit dem der Volksmedizin zusammenbrachte und vor allem deutsche Pflanzennamen verwendete. Dadurch verhalf sie beispielsweise dem Lavendel zu seinem Stellenwert in der Volksmedizin.

Als Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) von 1959 – 1963 noch Professor in Bonn war, hat er sich intensiv mit dem Leben und den Schriften Hildegards beschäftigt.

Am 10. Mai 2012 hat er dann als Papst Benedikt XVI. die Verehrung der hl. Hildegard auf die ganze (römisch-katholische) Kirche ausgedehnt und sie in das Verzeichnis der Heiligen eingeschrieben.
Am 7. Oktober 2012 erfolgte dann ihre Erhebung zur Kirchenlehrerin.

Nicht nur in der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt, auch in der anglikanischen und evangelischen Kirche wird mit Gedenktagen an sie erinnert.

Die Hildegard-Forschung hat mittlerweile weltweite Bedeutung gewonnen. In Deutschland und dem übrigen Europa befassen sich zahllose Diplomarbeiten, Forschungsgruppen und Hildegard-Gesellschaften mit ihren Schriften und ihrem Wirken.

In den letzten Jahren ist ein verstärktes Interesse an den Hildegard-Werken aus den Vereinigten Staaten und aus Asien zu verzeichnen. Hildegard-Kongresse in den USA bzw. in Asien zeigen das Interesse am Thema der Nonnenklöster im Allgemeinen und an Hildegard im Besonderen auf der ganzen Welt.

Hildegard von Bingen starb am 17. September 1179 mit 81 Jahren im Kloster Rupertsberg.
Ihre Reliquien befanden sich bis 1631 im Kloster Rupertsberg bei Bingen. Sie wurden im Dreißigjährigen Krieg vor der Vernichtung gerettet und befinden sich seit 1641 in der Kirche des alten Klosters, der heutigen Pfarrkirche St. Hildegard und St. Johannes d. T. von Eibingen (s. Abbildung 4).

 


Dr. rer. nat. Frank Herfurth

Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittel-chemiker
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