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Bienenstich mit gravierenden Folgen

Ein Fallbeispiel aus der naturheilkundlichen Praxis

Insektenstiche werden immer schlimmer. Darin dürften sich wohl nicht nur die meisten Betroffenen, sondern auch das Gros der (komplementär)medizinischen Fachwelt einig sein. Uneinigkeit herrscht dagegen darüber, woran das liegen könnte. Sicher, starke Niederschläge und milde Winter führen zu regelrechten Insektenplagen. Das sagt aber nur etwas über die Insekten-Quantität, nicht aber über deren Stich-Qualität aus. Doch warum heilen Insekten-Stiche immer seltener komplikationslos ab – insbesondere die von Wespen und Bienen? Eine häufige Therapeuten-Antwort: „Das Insekt hat bestimmt vorher auf einem Bakterienherd gesessen, wobei der Stachel verunreinigt wurde.“

Und das, wo doch heute eher auf die Umwelt geachtet werden dürfte, als es etwa in den 70er Jahren der Fall war. Entsprechende Vorschriften in Land-, Wein- und Lebensmittelwirtschaft wurden seitdem jedenfalls massenweise verabschiedet. Doch um es vorweg zu nehmen: Auch der folgende Artikel wird auf diese Frage keine Antwort geben. Stattdessen möchte ich von einem Fall aus meiner Praxis berichten, wo einem Vierjährigen nach nahezu einwöchiger Behandlung mit „starkem Geschütz“ erst mit naturheilkundlichen Maßnahmen weitergeholfen werden konnte.

Die Vorgeschichte: Moritz M., vier Jahre alt, wird auf dem Spielplatz von einer Biene in den rechten Fuß gestochen, was die Mutter sofort bemerkt. Sie kann sogar noch den Stachel entfernen und tupft den Stich anschließend sofort mit einem Desinfektionstuch ab. Alles noch mal gut gegangen, denkt sie, und verbringt den restlichen Nachmittag weiter mit ihrem Sohn auf dem Spielplatz. Außer einem kurzen Weinen ist dem Jungen nichts weiter anzumerken, auch nicht am Abend und der darauffolgenden Nacht.
Erst im Laufe des nächsten Tages klagt der Kleine zunehmend über Schmerzen und Jucken im deutlich anschwellenden Fuß. Diese werden gegen 23 Uhr so schlimm, dass der Junge laut seiner Mutter nur noch „wie am Spieß schreit“ und die verängstigten Eltern das nächstgelegene Krankenhaus mit Kinderstation aufsuchen. Dort erklärt man der Mutter, dass eine intravenöse Antibiotika-Therapie dringend erforderlich sei, darüber hinaus die Gabe der Antihistaminika Feristil und Cetirizin sowie des Schmerzmittels Ibuprofen (zunächst i.v., im weiteren Verlauf oral). Das Kind müsse darüber hinaus zur Beobachtung stationär aufgenommen werden.

Während zunächst eine Behandlungsdauer von ein bis drei Tagen in den Raum gestellt wurde, waren es am Ende fünf Tage, die Kind und abwechselnd je ein Elternteil im Krankenhaus verbringen mussten. Auf die Frage hin, wie lange das denn noch so weitergehen solle, erklärte man den Eltern lediglich, weiter Geduld haben zu müssen. Nach Meinung der Eltern offensichtlich weniger aus Gleichgültigkeit, sondern eher aus Ratlosigkeit.

Am sechsten Tag entschieden die Eltern letztendlich besorgt (und entnervt), ihr Kind mit nachhause zu nehmen. Schließlich ließ der Heilungsverlauf ihrer Meinung nach weiterhin deutlich zu wünschen übrig. Die Nächte im Beistellbett des Krankenhauszimmers, die Auslastung des kleinen Zimmers mit weiteren zwei Kleinkindern samt Elternteilen sowie die Tatsache, dass der Junge das Zimmer allenfalls kurz im Rollstuhl verlassen durfte, taten ihr Übriges. Allerdings wurde mit den Ärzten vereinbart, weitere fünf Tage oral Antibiotika, Antihistaminika und Ibuprofen einzunehmen: Was jedoch nur teilweise befolgt wurde, wie der weitere Text ergeben wird.

Doch der Reihe nach: Noch am gleichen Tag wurde Frau M. samt dem kleinen Moritz in meiner Praxis vorstellig. Als langjährige Patientin brachte sie mir zwar großes Vertrauen entgegen, obwohl ich diesmal eingestehen musste, mich auf dem Gebiet solch‘ gravierender Insektenstiche auch nicht besser auszukennen als andere Therapeuten auch. Letztendlich fiel mir aber ein Kollege ein, den ich vor einiger Zeit auf einem Heilpraktiker-Kongress kennengelernt hatte und der mir bei dieser Gelegenheit erzählt hatte, sein Hobby sei die Imkerei.

Er riet mir daraufhin zu einer Darmsanierung auf Grund der vorangegangenen Antibiotika-Einnahme, die ich jedoch obligatorischerweise schon selbst in die Wege geleitet hatte (zusammen mit einer begleitenden Ohrakupunktur). Darüber hinaus empfahl mir der Kollege eine Behandlung mit den Phönix-Präparaten „Juv 110 Salbe“, „Juv 110 Injektionslösung“ und „Phönix Hydrargyrum spag.“. Im Anschluss sollte ich eine Ausleitungstherapie durchführen.

Einmal abgesehen von der Salbe durchaus Medikamente und Maßnahmen, mit denen ich bisher schon einige positive Erfahrungen sammeln durfte, allerdings nicht im Rahmen der Therapie eines Bienenstichs. Und allemal schlüssig, weshalb ich – nochmals danke an den lieben Kollegen, der nicht genannt werden möchte – folgendes Therapieschema festlegte:

1. Darmsanierung:

So ließ sich das kleinkindliche Darmmilieu „reseten“, um u.a. eine tragfähige Basis für die weiteren Therapiemaßnahmen zu schaffen. Verwendet wurde das Produkt „Mutaflor Suspension“. Dosierung: über die Dauer von zehn Tagen täglich eine 1-ml-Ampulle nach dem Frühstück in den Mund geträufelt. Nach Angaben des Herstellers Ardeypharm enthält das Medikament lebende Bakterien (Escherichia coli Nissle 17), muss daher im Kühlschrank gelagert werden.

2. Begleitende Akupunktur:

Parallel zur Darmsanierung führte ich drei Softlaser-Akupunktur-Sitzungen nach Dr. Paul Nogier am nicht dominanten linken Ohr (Moritz ist Rechtshänder) durch, die sämtliche Punkte der Immunachse berücksichtigte: LTSP, Interferon-, Thymus- und Ohrrandpunkt. Zur Softlaser-Akupunktur bei Kindern sowie zuweilen bei besonders ängstlichen bzw. schmerzempfindlichen Patienten verwende ich übrigens das Modell „BIOLAS 5000-01-1“.

3. Spagyrik:

Zusätzlich verordnete ich 4 x 20 Tropfen täglich des spagyrisch-komplexhomöopathischen Arzneimittels „Phönix Hydrargyrum spag.“. Zum einen auf Grund seiner kühlenden Wirkung; zum anderen, weil es traditionell gegen akute Entzündungen verwendet wird.
Die Leitsubstanz dieses Arzneimittels ist Quecksilber (Hydrargyrum bichloratum), das in der Spagyrik häufig gegen rheumatische Beschwerden, ziehende und stechend-reißende Gelenk- und Gliederschmerzen sowie bei Gichtanfällen verschrieben wird; in der Homöopathie dagegen vor allem bei akuten Schleimhautentzündungen von Augen, Mandeln, Nieren, Mundhöhle, Dick- und Enddarm sowie der ableitenden Harnwege Einsatz findet.

4. Homöopathie:

Zur äußerlichen Anwendung empfahl ich der Mutter neben den bereits genannten Maßnahmen, morgens und abends etwas „Juv 110 Salbe“ auf das betroffene Hautareal aufzutragen. (Dabei Vorsicht walten lassen sollte indes, wer empfindlich auf die Salbenbestandteile Cetylstearylalkohol oder Wollwachsalkohol reagiert.) Alternativ dazu bzw. unterstützend kann auch täglich eine Ampulle „Juv 110 Injektionslösung“ getrunken werden, wie mir der Kollege aus eigener Erfahrung berichtete.

Zwischenfazit:

Sämtliche Beschwerden waren nach fünf Tagen nahezu verschwunden – soweit die Akutbehandlung. Auf Grund der vorangegangenen insgesamt zehntägigen Antibiotika- sowie fünftägigen Antihistaminika- und Ibuprofen-Verabreichung führten wir zum Abschluss noch eine Ausleitungstherapie durch. (Anmerkung: Die Antihistaminika- und Ibuprofen-Verabreichung erfolgte „nur“ deshalb über fünf statt zehn Tage, weil Moritz‘ Eltern beide Medikamente trotz bereits ausgestelltem Rezept zuhause in eigener Regie absetzten.)

5. Phönix Ausleitungskonzept

(altersgemäß abgewandelt)
Dass bei einem Vierjährigen bzgl. einer Ausleitungstherapie besondere Vorsicht gilt, versteht sich von selbst. Deshalb im Folgenden die altersgemäß angepasste Version des von Heilpraktikern häufig verordneten „Phönix Ausleitungskonzepts“, zu deren Durchführung jeweils eine Einheit der kleinsten Flaschengröße (50 ml) pro Medikament anzuschaffen war:

Ablauf:

Drei der insgesamt vier Medikamente – „Silybum spag.“, „Solidago spag.“ und „Urtica-Arsenicum spag.“ – wurden im dreitägigen Wechsel eingenommen, Thuja Lachesis spag. kontinuierlich. Der daraus resultierende neuntägige Zyklus wurde dreimal wiederholt. Die Ausleitungstherapie dauerte demnach 27 Tage.

Dosierung:

  • Phönix Silybum spag.: 18 Tropfen
  • Phönix Solidago spag.: 18 Tropfen
  • Phönix Urtica-Arsenicum spag.: 6 Tropfen
  • Phönix Thuja Lachesis spag.: 6 Tropfen

Einnahme:
Die Tagesdosis der jeweiligen Arzneimittel wurde der Praktikabilität halber morgens in 0,5 Liter Tee geträufelt und über den Tag verteilt getrunken (keine Metalllöffel bzw. -gefäße verwenden).

Fazit:

Wie bereits erwähnt, waren die akuten Beschwerden nach fünf Tagen naturheilkundlicher Behandlung nahezu verschwunden. Die parallel zur Akuttherapie erfolgte Darmsanierung sowie die an die Akutbehandlung anknüpfende Ausleitungstherapie sollten die negativen Auswirkungen der Antibiotika- und Schmerzmittelgaben relativieren.
Darüber hinaus eine Überlegung wert sein könnte im weiteren Verlauf eine „Phönix Aufbautherapie“, die sich jedoch nicht nur beim hier beschriebenen konkreten Fallbeispiel, sondern grundsätzlich auch bei gesunden Kindern einmal pro Jahr empfiehlt (bis einschließlich zum 15. Lebensjahr): Im Sinne einer Kur, bei der drei komplexhomöopathische Medikamente – „Mercurius solibilis Phcp“,  „Dulcamara S Phcp“ und „Acidum nitricum S Phcp“ – abwechselnd für Harmonisierung, Erholung und Stärkung sorgen.
Die Homöopathika werden dazu über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten im dreitägig wechselnden Rhythmus verabreicht, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu sensibilisieren und den Organismus dahingehend zu unterstützen, alltäglichen Belastungen besser gewachsen zu sein. Empfohlene Dosierung: je ein Globulus pro Lebensjahr. Eine Maßnahme, die viele meiner Patienten(eltern) im Übrigen schon seit vielen Jahren erfolgreich in Eigenregie durchführen.

 

 

Autor:
Johannes W. Steinbach ist Heilpraktiker, Medizinjournalist, Fachbuchautor und Lebensmitteltechniker (staatl. gepr.) sowie Herausgeber der HPA-Lernskriptreihe heilpraktiker-lernskripte.de.

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