Skip to main content

Echte Kamille - Matricaria chamomilla

Apfelblümlein, Apfelkraut, Feldkamille, Frauenblume, Ganille, Garnille, Gemeine Kamille, Gramillen, Haugenblume, Helmergen, Helmriegen, Hermel, Hermelin, Herminzel, Johannisköpfchen, Kamelle, Kammerblume, Kummerblume, Kühmelle, Laugenblume, Mariamagdalenakraut, Mondkrud, Muskatblume, Mutterkraut, Mägdeblume, Ramerian, Remi, Romerei

Weitere lateinische Bezeichnungen für die Kamille sind Matricaria recutita, Chamomilla recutita, Chamomilla meridionalis, Chamomilla vulgaris, Chrysanthemum suaveolens, Matricaria coronata, Matricaria pusilla und Matricaria suaveolens, Kamille gehört zu den Korbblütlern (Compositae oder Asteraceae)

Der botanische Name ist abgeleitet von lateinischen Wort matrix = Gebärmutter, da die Echte Kamille als altes Mittel bei Frauenkrankheiten verwendet wurde.

Im Jahre 1987 war die Echte Kamille Arzneipflanze des Jahres.

Es gibt verschiedene Kamillearten, die nicht mit der echten Kamille verwechselt werden sollten, da ihnen die Heilkraft fehlt, wie beispielsweise die Hundskamille. Bei letzterer ist außerdem in Spuren das Kontaktallergen Anthecotulid enthalten.

 

Woran erkennt man Echte Kamille?

Die Echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 50 cm.

Die ganze Pflanze besitzt einen starken, charakteristischen Kamillengeruch. Die Stängel stehen aufrecht oder aufsteigend und kahl, im oberen Bereich sind sie stark verzweigt.

Die Blätter sind 4 bis 7 cm lang und zwei- bis dreifach fiederteilig. Die einzelnen Zipfel sind schmal linealisch, knapp 0,5 mm breit, und tragen eine Stachelspitze. Die Blütenböden sind im Gegensatz zu anderen Kamillearten hohl. Dies ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale (siehe Bild).

Die Echte Kamille ist ein Lichtkeimer und eine Langtagpflanze.

 

Wo findet man Echte Kamille?

Die Echten Kamille ist in Süd- und Osteuropa heimisch, möglicherweise auch in Vorderasien. Heute ist sie in ganz Europa verbreitet, eingebürgert wurde sie auch in Nordamerika und in Australien.

Echte Kamille wächst auf Äckern und auf Ödland. Sie bevorzugt frische, nährstoffreiche, meist kalkarmen und eher humosen Lehm- und Tonböden. Sie wird daher als Lehmzeiger bezeichnet. Sie kommt bis in die Mittelgebirge vor und erreicht dabei Höhen bis 1300 m.

 

Wie wirkt Echte Kamille?

Kamille wirkt antibakteriell, austrocknend, beruhigend, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, schmerzlindernd, schweißtreibend und tonisierend.

Eine innerliche Anwendung der Echten Kamille erfolgt bei Störungen im Magen-Darm-Bereich wie z.B. Aufstoßen, Völlegefühl und Sodbrennen, bei Krämpfen und Entzündungen im Verdauungstrakt, bei Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut und der oberen Atemwege, sowie bei Durchfällen, Blähungen und Brechreiz. Ein Inhaltsstoff des Kamillenöls hemmt die Pepsinfreisetzung im Magen und lindert somit Magen-Darm-Beschwerden.

Die äußerliche Anwendung der Kamille erfolgt bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bei bakteriellen Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleischs. Auch zur Nachbehandlung von Wunden wird Kamille eingesetzt. Weitere äußerliche Anwendungen sind die Inhalation bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege sowie Bäder oder Spülungen bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich.

Auch bei Verbrennungen 2. Grads sowie Sonnenbrand und Frostbeulen kann Kamille lindernd wirken.

Die Qualität der Kamille ist stark abhängig vom Zeitpunkt des Pflückens.

Zusammengefasst noch einmal die Haupt-Anwendungsgebiete für Echte Kamille:

Abszesse, Furunkel, Ekzeme, Bauchweh, Blähungen, Brechreiz, Darmkrämpfe, Durchfall, Gastritis, Entzündungen des Mund- Nasen- und Rachenraumes, grippale Infekte, Halsentzündungen, Husten, Erkältungskrankheiten, Hämorrhoiden, Hautleiden, Magenkrämpfe, Magenschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Schlecht heilende Wunden

 

Warnhinweise

Die Kamille hat einen austrocknenden Effekt. Wenn man zu einer ständig zu trockenen Nase neigt, sollte man nicht noch zusätzlich mit Kamillendampf inhalieren.
Wegen möglicher Allergien darf man entzündete Augen nicht mit Kamille ausspülen, auch bei Allergien gegen Korbblütler (Compositae oder Asteraceae).

Welche Wirkstoffe enthält Echte Kamille?

Sesquiterpenlactone (Guaianolide): Matricin (0,03–0,2%), Matricarin und Desacetylmatricarin. Es wurden über 30 Flavonoide (bis zu 6%) isoliert (Apigenin, Quercetin, Chrysoeriol, Lutein, Patuletin, Rutin, Hyperosid und Cosmosiin). Weitere Inhaltstoffe sind Cumarine (vom Cumarin abgeleitete Stoffe) wie Umbelliferon, Herniarin, Aesculetin, Cumarin, Scopoletin, Isoscopoletin. Außerdem sind rund 2,5% 2-Glucosyl-4-methoxyzimtsäure enthalten, darüber hinaus Anissäure, Kaffeesäure, Vanillinsäure und Syringasäure. Der Schleimgehalt beträgt 3 bis 10%.

Wesentlichster Bestandteil der Echten Kamille ist mit 0,3 bis 1,5% das ätherische Öl.

Wichtigste Bestandteile sind α-Bisabolol (5–70%, siehe nebenstehende Formel), die Bisabololoxide A (5–60%), B (5–60%) und manchmal C (0–8%), β-trans-Farnesen (7–45%), cis-(Z)- und trans-(E)-En-In-Dicycloether (2–30%), sowie Spathulenol (rund 1%) und Chamaviolin.

Das blaue Chamazulen, das in einer Menge bis zu 35% enthalten ist und auch oft in der Kosmetik verwendet wird, entsteht durch Esterspaltung, Wasserabspaltung und Decarboxylierung aus dem nichtflüchtigen Matricin.

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Verwendet werden die Kamillenblüten. Die getrockneten Blütenstände werden als Matricariae flos., Flores Chamomillae bzw. Kamillenblüten bezeichnet. Der Gehalt an ätherischem Öl muss mindestens 4 ml pro kg getrockneter Droge betragen. Als Droge darf sie nur aus Blütenköpfchen bestehen, im Lebensmittelbereich ist auch der Zusatz von Blättern erlaubt.

Lebensmittel-Kamillentee hat meist eine geringere Konzentration an Wirkstoffen. Trotzdem sollte man bei einer regelmäßigen Verwendung von Kamillenblüten in Haustees darauf achten, dass die Konzentration der Kamillenblüten deutlich unter einem medizinischen Bereich bleibt.

 

Rezepte und Anwendungshinweise

Innere Anwendungen:
Als Carminativum
Zutaten

  • 5 g Fenchel
  • 3 g Anis
  • 3 g Kümmel
  • 3 g Angelikawurzel
  • 3 g Liebstöckelwurzel
  • 2 g Pfefferminzblätter
  • 1 g Kamillenblüten
  • 120 ml Doppelkorn (mindestens 40 Vol.-%)

Alle Zutaten (bekommt man in Apotheken) mit dem Doppelkorn oder anderen Spirituosen mit mindestens 40 Vol.-% Alkohol etwa 1 Monat extrahieren und dann abseihen. Im Gebrauch nicht mehr als 2-4 cl (das entspricht einem Schnapsglas) verwenden.

Dieses Mittel dient als Carminativum, d.h. es ist blähungstreibend und auch verdauungsfördernd.

 

Bei Menstruationsbeschwerden:

Mischung aus gleichen Teilen Kamille , Thymian und Quendel.
Alle Zutaten mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.
Danach abseihen und abends 1 Tasse trinken.

 

Bei Wechseljahresbeschwerden:

Eine Mischung aus 1 Teil Baldrianwurzel und je 2 Teilen Kamillenblüten und Pfefferminzblättern bereiten. Davon einen Teelöffel auf 1 Tasse, mit kochendem Wasser überbrühen und 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen und dreimal täglich 1 Tasse trinken.

 

Äußere Anwendungen:
Kamillen-Umschläge:

Zwei bis drei Esslöffel getrocknete Kamillenblüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und für 15 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und das Umschlagsmaterial (Textil) damit tränken und auf die betroffenen Stellen legen.

 

Inhalation bei Nebenhöhlen-Entzündung, Schnupfen, Heiserkeit und Stirnhöhlenvereiterungen

Übergießen Sie 2 Esslöffel Kamillenblüten mit kochendem Wasser und inhalieren Sie die Dämpfe. Vorsicht: Den Kopf nicht direkt über das Gefäß halten, da man sich sonst die Schleimhäute verbrühen könnte.

 

Badezusatz bei Gliederschmerzen und bei Hautproblemen

Einen Aufguss von 500 bis 1000 g Kamille in 3 bis 4 Liter Wasser auf ein Vollbad geben.

 

 

Dr. rer. nat. Frank Herfurthdr-herfurth
Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a, 50859 Köln,
Tel.: 02234-9878810 - Fax: 02234-9878813
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - Internet: www.fhherfurth.de

Bildquelle: http://de.wikipedia.org.


Beiträge auf Heilpraktiker.de