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Allergie – nach wie vor Thema

Allergie

Allergien waren in den 80er Jahren des, gerade vergangenen, Jahrhunderts das Topthema in den Medienpublikationen rund um die Heilkunde. In den 90ern gerieten Allergien durch Themen wie BSE/Creutzfeldt-Jakob-Syndron und Alzheimer Disease ein wenig in den Hintergrund des Medieninteresses. Angesichts der Tatsache, dass aktuellen Veröffentlichungen folgend (z.B. österreichische Lungenunion, http://www.lungenunion.at/  Erkrankungen >> Allergien) etwa 80 Millionen Europäer an Allergien leiden und etwa jeder dritte dieser Betroffenen ein hohes Risiko trägt, an allergischem Asthma zu erkranken, hat dieses Thema noch nie wirklich an Wichtigkeit für die Heilkunde verloren.


Neben einigen anderen, auslösenden, Faktoren bewirken vor allem tierische und pflanzliche Proteide (eiweissartige Stoffe), aber auch synthetische oder anorganische Substanzen in unserer direkten Lebensumgebung die Ausbildung einer allergischen Erkrankung.

Was Ist eine Allergie ?

Als Allergie bezeichnet man eine physiologisch-neurologische Anomalie des Organismus, bei der das Immunsystem extrem stark auf, an sich harmlose, Stoffe reagiert. Die Neigung zu einer Überempfindlichkeitsreaktion beim Kontakt mit eigentlich unschädlichen Stoffen wird als Atopie bezeichnet und die Wahrscheinlichkeit, eine Atopie in sich zu tragen steigt mit dem Mass, in dem Vorfahren des Betroffenen bereits bereits atopisch belastet waren.

Die, eine Allergie auslösenden, Stoffe werden Allergene genannt und können in folgenden Gruppen, nach der Art ihrer Aufnahme, unterschieden werden :

  • Inhalationsallergene, werden über den Respirationstrakt (Atmung) aufgenommen, z.B. Sporen, Pollen, Haare oder Stäube.
  • Kontaktallergene, werden durch Hautkontakt aufgenommen, z.B. Pflanzenwirkstoffe, Parfüms oder Metalle.
  • Nahrungsallergene, auch Arzneimittelallergene, werden in den Verdauugstrakt aufgenommen, z.B. Eiweisse, Fette, Metamizol (ein Schmerzmittel) oder β-Laktam Antibiotika (Penicillin).
  • Stichallergene, Insektenstiche oder Injektionen bringen diese Allergene transkutan in den Körper, z.B. Quallen-, Wespen-, oder Bienengift, aber auch injizierte Medikamente oder Kontrastmittel.


Der grösste Teil der „natürlichen“ Allergene besitzt Eiweisse oder eiweissartige Stoffe, deren Eigenschaften eine gewisse Ähnlichkeit mit denen von Krankheitserregern aufweisen. In einem gesunden Organismus kann das Immunsystem gut zwischen organismusgefährdenden und nicht-gefährdenden Stoffen unterscheiden und antwortet darauf entweder gar nicht oder mit der Bildung von Immunglobulinen, Ig1 oder Ig4 Antikörpern. Das Immunsystem eines Allergikers antwortet jedoch mit der Bildung IgE Antikörpern, ebenfalls Imunglobulinen, weil diese Unterscheidung nicht mehr funktioniert. Beim Zusammentreffen dieser IgE Antikörper mit dem auslösenden Allergen kommt es zu starken Abwehrreaktionen des Immunsystems, die denen einer tatsächlichen Infektion sehr ähnlich sind. Es treten dann die bekannten Symptome wie geschwollenen Schleimhäute, Niesen, Jucken, Hautrötungen und laufende Nase auf, die dem Betroffenen das Leben schwer machen.


Was kann ich gegen eine Allergie tun ?

Abgesehen von den symtomsuppressiven Massnahmen wie die Anwendung von Antiallergika/Antihistaminika (z.B.Ceterizine, Chromoglycinsäure , Kortison) ist ein Ansatz für die Behandlung einer Allergie die Hyposensibilisierung des Betroffenen. Hierbei handelt es sich um eine Gewöhnung an das auslösende Allergen. Bisher wurden hierzu aufbereitete, u.a. stark verdünnte, Allergene wie bei einer Impfung injiziert oder aber in Form von Tropfen verabreicht. Hierzu Dr. Michael Barczok, Medienbeauftragter des BdP und niedergelassener Pneumologe im Lungenzentrum Ulm: „Die Therapie lässt sich subkutan - durch Spritzen der verantwortlichen Allergieauslöser unter die Haut -  durchführen oder aber sublingual, indem man sich die Allergene in Form von Tropfen oder Tabletten über die Mundschleimhaut unter der Zunge zuführt. Ziel der Therapie ist es, eine Toleranz gegenüber denjenigen Stoffen aufzubauen, auf die Allergiker überempfindlich  reagieren. Dazu werden die betreffenden Allergene schrittweise, in ansteigenden Mengen in den Blutkreislauf eingebracht, bis der Körper sie nicht mehr als schädliche Fremdstoffe bekämpft.“

Sowohl die die Verabreichung mittels Injektionen als auch die Anwendung von Tropfen haben leider im Alltag eines Allergiepatienten einige Nachteile :

  • Tropfen müssen gekühlt gelagert werden und können daher zeitlich nicht unbegrenzt vom Patienten mitgeführt werden, was bereits bei Reisen ein Problem darstellen kann.
  • Die Injektionstherapie erfolgt i.d.R. über einen Zeitraum von drei Jahren, dies bedeutet, dass der Patient über den gesamten Zeitraum regelmässig den behandelnden Arzt für die jeweiligen Injektionen aufsuchen muss.



Neue Perspektiven bietet hier die sogenannte „Gräsertablette“, die seit 2006 in Deutschland zugelassen und erhältlich ist. Diese Gräsertablette stelt eine Zubereitung eines Allergens in Tablettenform dar. Diese Tablette wird, wie auch die Tropfen, sublingual angewendet  und der Wirkstoff wird über die Mundschleimhaut in den Organismus aufgenommen. Die Tablette kann jederzeit und überall mitgeführt und angewendet werden, was im täglichen Leben des Allergikers zu wesentlich grösserer Unabhägigkeit führt.

Perspektiven

In der Heilpraktik werden bereits verschiedene Ansätze der Immunisierung/Desensibilisierung verfolgt, angefangen bei der Akupunktur über die Homöopathie bis zur Nosodentherapie. Daher ist es eigentlich verwunderlich, dass die Heilpraktik noch keine Therapieform gegen Allergien auf der Basis von potenzierten Allergenen,z.B. in Globuliform, anbietet. Wichtig wäre hierbei mit Sicherheit eine enge Anlehnung an die bereits erfolgreichen Dosierungen und Zubereitungen der Schulmedizin, was allerdings, verständlicherweise, nicht jedem Heilpraktiker behagt, bedenkt man doch einschlägige Erfahrungen bei der Zusammenarbeit von Heilpraktik und Schulmedizin.

Bei Polyallergikern (Patienten mit allergischen Reaktionen auf mehrere Allergene) besteht das Problem bei der Hyposensibilisierung darin, dass man den Betroffenen nicht gleichzeitig gegen alle Allergene desensibilisieren kann, weil sonst nur ein weiterer Allergieschub ausgelöst wird. Bei der Injektionsanwendung der Hyposensibilisierung wäre theoretisch eine, zeitlich passend versetzte, Gabe von mehreren Allergenaufbereitungen nacheinander möglich. Dies würde allerdings, möglicherweise für den gesamten Behandlunszeitraum, einen stationären Aufenthalt notwendig machen. Da dies sehr hohe Kosten verursacht und sich nur wenige Betroffene eine solche Behandlung leisten können, liegen hier auch noch keine verwertbaren, praktischen Erfahrungen vor.  Bei der Anwendung von Tropfen oder Tabletten bleibt also abzuwarten, ob mit diesen in Zukunft nicht auch Polyallergikern bei der Hyposensibilisierung geholfen werden kann und welchen Beitrag die Heilpraktik hierzu liefern kann.



© Michael Groß 2009 für Heilpraktiker.de

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