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Ackerschachtelhalm Equisetum arvense

Ackerschachtelhalm Equisetum arvense

Synonyme:
(Acker-)Zinnkraut, Katzenwedel, Pferdeschwanz, Schaftheu, Pfannebutzer, Scheuerkraut, Ackerhermus (Pommern) Ahnwop, Bandwisch, Falbenrock, Fegkraut, Gänsekraut, Papenpint, Papenpitt, kleiner Schafthalm, Schauergras, Scheuergras, Unnet, Unger, Duwacken, Wild, Katzenschwanz, Zinngras, Kannenkraut, Tannenkraut, Allosites arvense, Equisetum boreale

Schachtelhalme (Equisetum) sind die einzige heute vorkommende Gattung der Klasse Equisetopsida [= Sphenopsida] in der Ordnung Equisetales innerhalb der Farne.
Man unterscheidet heute insgesamt 15 bis 20 Arten.

Medizinische Verwendung findet nahezu ausschließlich der Ackerschachtelhalm

Der Gattungsname Equisetum setzt sich aus dem lateinischen "equu"(Pferd) und "seta" (Borste, Haar) zusammen und bedeutet Pferdeschwanz (s. eines der Synonyme).

Der Ackerschachtelhalm ist auf Äckern, lehmigen feuchten Wiesenrändern, Gräben und Böschungen auf der Nordhalbkugel zu finden. Das Vorkommen in Südafrika, Australien und Neuseeland resultiert aus einer Einschleppung durch die Europäer.

Ackerschachtelhalm wurde von den Heilkräuterfreunden zur Heilpflanze des Jahres 1997 bestimmt

 

Woran erkennt man Ackerschachtelhalm?

Die reich verzweigten, behaarten Rhizome des Ackerschachtelhalms können eine Tiefe von 1,60 m erreichen. Man unterscheidet sporangientragende (= fertilen) Triebe (s. Bild 2) und sterile Laubtriebe.
Die fertilen Triebe erscheinen von März bis Anfang Mai und sterben nach dem Ausstäuben ab.
Sie sind nur 5 bis 20 (selten bis 40) cm hoch, hellbraun und besitzen vier bis sechs Scheiden, aber keine Äste. Die Sporangienähre ist 1 bis 4 cm lang und stumpf.


Die sterilen Laubtriebe erscheinen im Mai und werden 10 bis 50 cm hoch und haben einen Durchmesser von 3 bis 5 mm. Sie sind - außer an der Spitze - reichlich und regelmäßig quirlig verzweigt mit einfachen, aufsteigenden bis aufrecht abstehenden Ästen. Der Stängel hat 6 bis 20 Rippen, die glatt oder mit stumpfen, niedrigen Papillen besetzt sind. Die Stängelscheiden sind 5 bis 12 mm lang und in der Regel mit 10 bis 12 langen, dreieckig-lanzettlichen, sehr spitzen, aber nicht begrannten, schwärzlichen, nur schmal weißlich berandeten Zähnen von 4 mm Länge ausgestattet.

Neben der Vermehrung durch Sporen erfolgt noch eine vegetative Vermehrung sowohl durch unterirdische Ausläufer als auch durch Verschleppen und Anwachsen einzelner Rhizomstücke. Der Ackerschachtelhalm ist aus diesem Grund oft ein lästiges Acker- und Gartenunkraut und kann nur sehr schwer bekämpft werden. Er gilt als Zeigerpflanze für Bodenverdichtung und Staunässe.


Wie wirkt Ackerschachtelhalm?

Medizinisch werden die im Mai bis August gesammelten oberen zwei Drittel der grünen (sterilen) Sommertriebe verwendet.
Der Tee aus Ackerschachtelhalm-Kraut wird wegen seiner leicht harntreibenden Wirkung zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der Nieren und Harnwege und bei Nierengries verwendet. In vielen Urologika ist er z.B. neben Birkenblätter, Bärentrauben, Hagebutte, Goldrute, Brennnessel, Hauhechel, Anis, Mädesüß und Kalmus enthalten und eignet sich auch zur Ausschwemmung von Ödemen.


Durch seine abschwellende Wirkung ist er auch zur Behandlung von chronischem Husten geeignet.
Ackerschachtelhalm weist immunstimulierende Effekte auf und stärkt das Verdauungssystem.
Wegen des hohen Kieselsäuregehaltes hat der Acker-Schachtelhalm eine stärkende Wirkung auf das Bindegewebe, er fördert den Stoffwechsel und die Durchblutung und wirkt blutstillend.

In der Arthrosebehandlung werden erfolgreich Konzentrate (Elixiere) angewendet.
Diese werden auch häufig von Sportlern zur Kräftigung von Sehnen und Bändern eingesetzt. Heute ist Ackerschachtelhalm Bestandteil vieler standardisierter Präparate wie Rheuma-, Husten-, Nieren-, Blasen- und Blutreinigungstees. 
Äußerlich verwendet man Ackerschachtelhalmkraut bei der Behandlung schlecht heilender Wunden, in Bädern bei Frostschäden, Durchblutungsstörungen, Schwellungen nach Knochenbrüchen, rheumatischen Beschwerden sowie beim Wundliegen.

In der Homöopathie setzt man Equisetum arvense HAB34 aus frischen Pflanzen mit sterilen Stängeln bei Nieren- und Harnwegserkrankungen ein.

Zusammengefasst noch einmal die Wirkungen von Ackerschachtelhalm

  • blutreinigend
  • blutstillend
  • entzündungshemmend
  • harntreibend
  • immunstärkend
  • abschwellend
  • verdauungsstärkend
  • stoffwechselfördernd
  • durchblutungsanregend
  • Blasen- und Nierenschwäche
  • Durchblutungsstörungen
  • Schwache Menstruation
  • Blutungen
  • Frostbeulen
  • Krampfadern
  • Rheumatische Schmerzen
  • Ödeme
  • Wunden
  • Hautentzündungen
  • Afterjucken

Welche Wirkstoffe enthält Ackerschachtelhalm?

Ackerschachtelhalm enthält etwa 10 % Kieselsäure, davon etwa 10% in wasserlöslicher Form. Therapeutisch wirksame Bestandteile sind weiterhin Flavonoide (hauptsächlich Glykoside von Kämpferol [s. Abbildung] und Quercetin). Außerdem sind Derivate der Kaffeesäure (Dicaffeoyl-meso-Weinsäure, Caffeoylshikmimisäure), weitere organische Säuren (Apfel-, Aconit-, Oxal- und Peptinsäure) sowie Kalzium, Kalium, Magnesium und weitere Spurenelemente enthalten, darüber hinaus geringe Mengen an Alkaloiden (Nicotin, 3-Methoxypyridin, Palustrin). Ein in früher veröffentlichter Literatur angegebener Gehalt an Saponinen hat sich nicht bestätigt.

Die PhEur fordert einen Mindestgehalt an Flavonoiden.

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Zum Trocknen und in der Phytotherapie werden von Mai bis August die sterilen, grünen und jungen Sommertriebe geerntet (Herba equiseti), an der Luft getrocknet und geschnitten.

Bereits im Altertum hat man Ackerschachtelhalm in der Heilkunde oder Phytotherapie als Quelle von Kieselsäure geschätzt. Der Arzt und Pharmakologe Dioskurides lobte seine blutstillende Kraft und Plinius der Ältere hat behauptet, dass man ihn nur in der Hand halten muss, damit seine blutstillende Kraft zur Wirkung kommt.

Ackerschachtelhalm wurde danach als Heilpflanze fast wieder vergessen. Es ist Sebastian Kneipp zu verdanken, dass Ackerschachtelhalm als Heilpflanze wieder bekannt gemacht wurde. Er hat ihn zur Behandlung von Störungen der Wundheilung und gegen Rheuma und Gicht eingesetzt.
1988 hat man in Deutschland wissenschaftliche Versuche zum feldmäßigem Anbau von Ackerschachtelhalm durchgeführt.

Bei eingeschränkter Herztätigkeit keinen Ackerschachtelhalmtee einsetzen.
Bei chronischen Nierenerkrankungen vor einer Behandlung mit Ackerschachtelhalmtee Rücksprache mit dem Arzt nehmen.


Anwendungen

Innerlich setzt man das Ackerschachtelhalmkraut vorwiegend als Tee ein.
Der Tee muss als Abkochung zubereitet werden. Die Kochzeit beträgt mindestens 20 Minuten, damit die Kieselsäure aus den Pflanzen gelöst wird.
Zur Blutstillung eignet sich am besten der frische Presssaft.

Äußerlich eignet sich der Ackerschachtelhalm für Voll- und Teilbäder, Wickel oder Auflagen. Dazu bereitet man nach Bedarf eine größere Menge Tee zu.

Für Bäder wird der Tee mit Wasser verdünnt. Für ein Vollbad muss mit ca. 150 g Schachtelhalm gerechnet werden. Wickel und Auflagen, (z.B. bei Ekzemen, Geschwüren), taucht man in den Tee und legt auf die betroffenen Stellen auf.


Verschiedenes

In Japan wird Ackerschachtelhalm als Gemüse angebaut.
Der Ackerschachtelhalm wurde früher im Haushalt vor allem als Reinigungsmittel für Gegenstände aus Zinn verwendet. Daraus leiten sich auch einige seiner Synonyme ab. Dabei wirken die enthaltenen Kieselsäurekristalle als Putzkörper.

 

 

 

Dr. rer. nat. Frank Herfurth - Heilpraktiker, Dozent, Lebensmittelchemiker
Ostlandstr. 53a, 50859 Köln, 
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